„Keine Kebap-Bude ist vor uns sicher“

Vielfältige Inspirationsquelle: Ed Hauswirth vom „Theater im Bahnhof“ mag es, in der Elisabethinergasse zu arbeiten. | Foto: geopho.com
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  • Vielfältige Inspirationsquelle: Ed Hauswirth vom „Theater im Bahnhof“ mag es, in der Elisabethinergasse zu arbeiten.
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Ein rumänisches Lebensmittelgeschäft neben einem russischen, ein Stückchen weiter ein afrikanisches Lokal, das früher als 24-Stunden-Café Teil der Grazer Rotlichtszene war und ein türkischer Friseur. Die alteingesessenen „Kegelbahn-Scheff“, gleich gegenüber das „Theater im Bahnhof“ (TiB), das als eines der erfolgreichsten Off-Theater des Landes Stars wie Michael Ostrowski oder Pia Hierzegger hervorgebracht hat und irgendwo dazwischen das Krankenhaus der Elisabethinen. Alles entlang einer nicht einmal einen Kilometer langen Straße – bei den meisten Grazern besser bekannt als Elisabethinergasse. Und mittendrin Ed Hauswirth, Gründungsmitglied und künstlerischer Leiter des „TiB“, der die Gegend rund um die Straße im 5. Grazer Stadtbezirk Gries im Rahmen von Teil 21 der WOCHE-Serie „Mein Graz“ vorstellt.

Gentrifizierungsgrenze

„Wir sind mit dem Theater seit 2006 hier. Die größere Entscheidung gab es aber schon 1996: Zwischen der Leonhardstraße und dem Lendplatz. Damals haben wir den Instinkt gehabt, dass es zu einem Theater wie unserem besser passt, wenn wir in 8020 sind“, erinnert sich Hauswirth. „Dann ist der Mietvertrag im alten Haus ausgelaufen und wir sind hier in der Elisabethinergasse gelandet.“ Einer Gegend, die laut dem Regisseur im Gegensatz zum inzwischen hippen Lendplatz noch immer hinter der „Gentrifizierungsgrenze irgendwo im Bereich der Annenstraße“ liegt. „Auch jenseits davon gibt es inzwischen schon vegane Lokale oder die Postgarage. Aber es gibt noch eine andere Bewegung, es ist nicht alles mit lauter Popup-Designläden oder solchen Dingen besiedelt. Und es ist hier eindeutig noch migrantischer.“

Kunst im Kontext

Der Regisseur schätzt es, sich als Theatermacher auch künstlerisch durch die Vielfalt des Standortes inspirieren zu lassen: „Der Standort beeinflusst uns immer und wir waren immer auch im öffentlichen Raum präsent: Keine Kebap-Bude ist vor einem Darstellungsversuch des Theater im Bahnhof sicher.“
Und auch der Privatmensch mag, dass die Straße viel Unterschiedliches zu bieten hat und ständig im Wandel ist. Am Weg vom Café Wolf in der Annenstraße, entlang des Mühlgangs zum TiB erzählt Hauswirth etwa vom Premierensekt, den er beim Russen gleich am Anfang der Straße kauft, oder von den vegetarischen Pasteten, die es nur beim Rumänen nebenan gibt.

Diversität

Und er erzählt von der Diversität der Gegend, zu der künstlerische Initiativen wie das „Mezzanin-Theater“ oder der „Rotor Zentrum für zeitgenössiche Kunst“ genauso beitragen, wie die vielen unterschiedlichen Geschäfte, die immer wieder auf- und zusperren. Er erzählt vom afrikanischen Lokal, gleich neben der österreichischen Kegelbahn und dem türkischen Friseur, der wieder nur ein Stückchen weiter liegt: „Das finde ich eigentlich ein sehr gelungenes Nebeneinander. Natürlich gibt es da auch immer wieder Schwierigkeiten, aber ich kann nur sagen, dass es im Alltag eine sehr bereichernde Lebensweise ist.“

Grätzl-Fakten

Die Elisabethinergasse liegt im Bezirk Gries.
Etwa 700 Meter lang verläuft die Gasse zwischen der Annenstraße und der Oeverseegasse.
Namensgebend war der Orden der Elisabethinen und ihr Krankenhaus, das 1690 auf Bestreben von Maria Theresia gegründet wurde.
Bekanntheit erlangte die Gasse auch als Drehort von „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“.


Hier geht’s zur Diashow mit Audiokommentar von Ed Hauswirth.

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