Antidiskriminierung
Muslimisches Leben in Graz sichtbar machen

Die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Enquete "Muslim:in sein in Graz".  | Foto: Stadt Graz/Fischer
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  • Die rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Enquete "Muslim:in sein in Graz".
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Im Rahmen einer Enquete des Menschenrechtsbeirates konnten Grazer Musliminnen und Muslime ihre Erfahrungen und Perspektiven zu verschiedenen Themenbereichen, die ihr Leben in Graz betreffen, darlegen. Außerdem wurden Empfehlungen an die Stadt Graz übermittelt, die zu einem Abbau antimuslimischer Diskriminierungen führen sollen. 

GRAZ. Im Mai diesen Jahres wurde das Afro-Asiatische Institut Graz zum Ort des Austausches zwischen muslimischen Bürgerinnen und Bürgern sowie Vertreterinnen und Vertretern des Menschenrechtsbeirates, der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, des Islamischen Kulturzentrums Graz und der Stadt Graz. Im Sinne eines Dialogs auf Augenhöhe wurden die Erfahrungen muslimischer Personen in den Vordergrund gerückt, von denen in einem zweiten Schritt konkrete Empfehlungen abgeleitet wurden. Die ausgewerteten Ergebnisse wurden der Stadt Graz übermittelt und nun präsentiert. 

Vorsichtiges Aufatmen nach schwierigen Jahren 

Obwohl antimuslimische Diskriminierungen den Alltag muslimischer Bürgerinnen und Bürger nach wie vor massiv prägen, blickt Mehmet Celebi, stv. Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinde Steiermark, positiv in die Zukunft. Gerade angesichts der islamkritischen Tendenzen der letzten Jahre, die allen voran die Bundesregierung vorgegeben habe, richtet sich Celebi mit Dank an den ebenfalls bei der Enquete beteiligten Stadtrat Robert Krotzer: "Nach der Islampolitik der letzten Jahre hat das gut getan", resümiert Celebi.

Wolfgang Benedek, Leiter der Arbeitsgruppe über Menschenrechte und Integration im Menschenrechtsbeirat der Stadt Graz, sieht die Verschlechterung der letzten Jahre als Ergebnis der Regierungspolitik.  | Foto: Stadt Graz/Fischer
  • Wolfgang Benedek, Leiter der Arbeitsgruppe über Menschenrechte und Integration im Menschenrechtsbeirat der Stadt Graz, sieht die Verschlechterung der letzten Jahre als Ergebnis der Regierungspolitik.
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Ein ähnliches Stimmungsbild zeichnet Wolfgang Benedek, Mitglied des Menschenrechtsbeirats der Stadt Graz: Die Regierungspolitik der letzten Jahre hätte zur Folge gehabt, dass sich Musliminnen und Muslime vermehrt aus dem öffentlichen Raum zurückgezogen haben, wohingegen nun wieder Bestrebungen sichtbar seien, die auf ein besseres Verständnis und die Stärkung des wechselseitigen Vertrauens zielen. Dies spiegle auch die Enquete wider, die von den Mitwirkenden einhellig als "erstes Gespräch, wo Betroffene offen gesprochen haben" beschrieben wird. Auch die rege Beteiligung von Jungen und Frauen an der Enquete wird als Schritt in die richtige Richtung aufgefasst.

Bildung bis Wohnen: Empfehlungen in fünf Bereichen

Als relevante Aspekte für Grazer Musliminnen und Muslime wurden die fünf Themenbereiche Bildung und Kultur, Religionsfreiheit, Partizipation und Medien, Arbeiten, Wohnen und Gesundheit identifiziert, da Betroffene in all diesen Bereichen von antimuslimischen Diskriminierungen berichten.

In der Ergebnispräsentation sind sich alle Beteiligten einig: Die Enquete hat zu einem besseren Verständnis der Situation muslimischer Menschen in Graz beigetragen.  | Foto: Stadt Graz/Fischer
  • In der Ergebnispräsentation sind sich alle Beteiligten einig: Die Enquete hat zu einem besseren Verständnis der Situation muslimischer Menschen in Graz beigetragen.
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Ein wesentlicher Komplex betrifft dabei die Berücksichtigung und Sichtbarmachung der islamischen Religion, indem etwa islamische Festtage in der Schul- und Unterrichtsplanung berücksichtigt werden, Gebetsräume im öffentlichen Raum bereitgestellt werden oder muslimische Seelsorge im Gesundheitsbereich ermöglicht wird.
Ein zweites wesentliches Anliegen betrifft die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die unter anderem durch eine stärkere Berücksichtigung des muslimischen Lebens in den medialen Kanälen der Stadt, die Sichtbarmachung von muslimischen Beschäftigten im öffentlichen Dienst und eine stärkere Durchmischung im Schul- und Wohnsektor vorangetrieben werden soll. 

Stadt setzt auf Dialog

Vonseiten der Stadt Graz bestehen durchaus Ambitionen, sich mit den Empfehlungen des Menschenrechtsbeirats auseinanderzusetzen: "Wir wollen uns mit den Anliegen beschäftigen, um zu einem besseren Verständnis der Situation von Musliminnen und Muslimen in Graz zu gelangen", erläutert Stadtrat Robert Krotzer. Unter dem Motto "Graz - das sind wir alle" sollen muslimische Bürgerinnen und Bürger daher als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft aufgefasst werden. Darüber hinaus wolle man die Schärfe aus der Auseinandersetzung nehmen und stattdessen den Dialog pflegen, den Krotzer als bestes Mittel gegen Intoleranz, Rassismus und Fundamentalismus bezeichnet. Als bereits erreichte Maßnahme gegen Diskriminierungen verweist Krotzer auf die Rücknahme der Fünf-Jahresfrist für Gemeindewohnbauten, die nun auf ein Jahr herabgesetzt wurde. 

"Graz - das sind wir alle", betont Stadtrat Robert Krotzer. | Foto: Stadt Graz/Fischer
  • "Graz - das sind wir alle", betont Stadtrat Robert Krotzer.
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Einig sind sich alle Beteiligten der Enquete schließlich darin, dass die Frage des muslimischen Lebens von der Integrationsfrage entkoppelt werden müsse, da besonders in Österreich aufgewachsene muslimische Jugendliche sich nicht als Gegenstand von Integration sehen.

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