Philip Streit zu psychisch kranken Angehörigen: Spannungsfeld und Balanceakt

Psychisch kranke Angehörige zu betreuen, ist schwer. | Foto: fotolia/Drubig
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Eltern, Ehepartner, Geschwister: Der richtige Umgang mit einem psychisch kranken Angehörigen ist immer eine Herausforderung. Oft will man Helfer, Therapeut, Kind und Gatte in einem sein – ein Spannungsfeld, das niemand lange aushält. Dann opfert man sich für den Angehörigen entweder ganz auf oder entfernt sich von der Person. Nicht selten werden Angehörige auch selbst krank, weil sie sich zurückziehen und keine Hilfe annehmen wollen.

Tipps vom Familienflüsterer

Mit diesen Tipps kommen Sie zu einem liebevollen Umgang mit dem erkrankten Angehörigen:
1. Halten Sie inne und checken Sie Ihre Verhaltensweisen, wenn Sie in das „Scham-Verpflichtungs-Rad“ kommen. Gehen Sie achtsam und sorgfältig mit sich um.

2. Bleiben Sie
bei einer Erkrankung Ihres Angehörigen nicht allein. Verschließen Sie sich nicht, sondern suchen Sie sich Hilfe.

3. Organisieren Sie für Ihren Angehörigen therapeutische Hilfe und kommunizieren Sie das auch.

4. Teilen Sie
ganz eindeutig mit, dass Sie sie/ihn als Person sehr schätzen, aber sich von Krankheitssymptomen nicht terrorisieren lassen. Suchen Sie professionelle Hilfe für Ihren Angehörigen, aber auch für sich selbst.

5. Seien Sie in der Therapie dabei, bestehen Sie darauf, dass auch Sie einbezogen werden.

6. Suchen Sieden Kontakt zur Angehörigengruppe, welche eine kraftvolle Ressource sein kann.

7. Gönnen Sie sich Auszeiten und Pausen.

8. Vergessen Sie nicht, über all die Herausforderung selbst zu leben und sich selbst zu verwirklichen. Dies stärkt wieder für die Unterstützung des kranken Menschen.

9. Bauen Sie ein großes Unterstützer-Netzwerk auf.

10. So werden Sie
dem schwarzen Hund der Krankheit offen begegnen und Normalität kann sich einstellen. Auch Humor hilft, schwierige Situation zu überwinden. 

Der Experte Dr. Philip Streit

Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut sowie Lebens- und Sozialberater. Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz. Es ist das größte Familientherapiezentrum in der Steiermark.
Telefon: 0316/77 43 44
Web: www.ikjf.at
Im Jänner 2016 hat er das „M42“, das neue Begegnungs- und Therapiezentrum des Institutes in der Moserhofgasse, eröffnet.
Ihre Anregungen und Fragen richten Sie bitte an redaktion.graz@woche.at oder per Post an „WOCHE Graz“, Gadollaplatz 1/6. Stock, 8010 Graz.

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Dr. Streit beantwortet jede Woche brisante Beziehungsfragen. | Foto: Jorj Konstantinov
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