Rosa versus Blau: Von Klischees im Kinderzimmer

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Da könnte es so manch emanzipierter Mutter den Magen umdrehen, wenn sie sieht, was die Augen ihrer Tochter glänzen lässt: Prinzessin Lillifee und ihre pinken Spielfiguren-Kolleginnen, die beispielsweise mit einem Model-Äußeren Hausarbeit verrichten.
Eine strikte Zweiteilung nach Geschlechterklischees setzt häufig schon in Spielwarenabteilungen und Kinderzimmern ein: Werbung und Industrie promoten zunehmend eine rosa-glitzernde Mädchenwelt im Kontrast zu einem Bubenkosmos, der von schwarz-blauen Actionhelden dominiert ist. Burschen kämpfen gegen Monster und bauen Bagger. Mädchen kochen und schminken sich.
Produkte werden oft auch in zusätzlichen Geschlechter-Versionen neu auf den Markt gebracht: So gibt es nicht nur Prinzessinnen-Laptops, sondern seit Kurzem auch eigene Überraschungseier für Mädchen: in rosa verpackt, gefüllt mit sexy-Feen-Figuren. Kritik eingeheimst hat auch Lego für seine eigene Mädchen-Linie. Zum Vergleich: In der Lego-Werbung der 70er-Jahren bauten Mädchen in Latzhose Stein um Stein hohe Türme. Heute werken sie etwa in rosa Lego-Küchen, wo sie die Figuren im rosa Kleidchen kochen lassen. Ein weiteres Beispiel: In den USA hat Nintendo einen eigenen Girls-You-Tube-Channel eingeführt, der PC-Spiele rund um pinke Prinzessinnen promotet.

Klischee versus Klischee
„Leider kann man Rückschritte beobachten“, sagt Renate Tanzberger vom Verein zur Erarbeitung feministischer Erziehungs- und Unterrichtsmodelle (Efeu), die nun in Graz über Klischees in Kinderbüchern spricht (siehe links). Zwar hat sich die Emanzipation seit den 70er-Jahren in vielen Gesellschaftsbereichen durchgesetzt. „Die Wirtschaft hat aber entdeckt, dass sie sich mit den Geschlechter-Stereotypen neue Einnahmequellen erschließt.“ Für Bruder und Schwester müssen Eltern andere Produkte kaufen.
In ihrem neuen Buch „Die Rosa-Hellblau Falle“ befassen sich auch Almut Schnerring und Sascha Verlan mit diesen Klischees in der Konsumwelt. Sie befinden: Mädchen und Burschen steht zunehmend ein eingeschränktes Farb- und Aktions-Spektrum zur Verfügung.
Was daran problematisch ist? „Man muss sich die Frage stellen: Welche Vorstellungen von der Gesellschaft vermittelten wir?“, sagt Tanzberger. „Mit Spielzeug werden früh bestimmte Rollen eingeübt, die uns nachhaltig prägen.“ So hängt an einigen rosa Püppchen ein Rattenschwanz an Attributen: Sie agieren oft im kleinräumigen Bereich und verkörpern unrealistische Schönheitsideale. Und Buben, die im Kindergarten gerne Kochen spielen, lernen auch heute, dass das unmännlich ist.
Schnerring und Verlan argumentieren auch, dass die Gender-Klischees ebenso Auswirkungen auf jene Fähigkeiten haben, die sich Kinder zutrauen: In einem Test schnitten Mädchen bei Mathe-Aufgaben schlechter ab, wenn man sie zuvor auf die Vorurteile ihrem Geschlecht gegenüber aufmerksam machte – nach dem Motto: Das ist nichts für euch!
Besonders Mädchen bekommen oft Figuren mit zweifelhaftem Äußeren vorgesetzt, die besagen: Heldinnen müssen extrem dünn sein. Auch die Figur der Biene Maja wurde übrigens dahingehend überarbeitet: In der Neuauflage der Kinderserie fliegt sie mit extra schlanker Wespentaille durch die Luft.

Was die anderen sagen
Aber warum sprechen die Kinder darauf an? „Sie sind dazu erzogen“, sagt Tanzberger. „Wenn Mädchen etwa kontinuierlich lernen, dass rosa für Mädchen ist, sprechen viele auch darauf an.“ Ein Grund, den die Buchautoren orten: Der Druck durch Freunde und Kollegen. Der Bub, der keine Actionfigur auf der Schultasche hat, fühlt sich ausgeschlossen.
Positiv bemerkt Tanzberger: „Es gibt heute in der Gesellschaft aber grundsätzlich ein breiteres Spektrum an verfügbaren Rollenbildern für Männer und Frauen als früher.“ Zum Teil hat sich das auch im Spielzeug niedergeschlagen: Abseits des Mainstreams gibt es Figuren, die der Bandbreite an verschiedenen Lebenswelten näherkommen.

Empfehlenswerte Kinderbücher

Auch in Buchform werden Kindern viele Ideale und Werte vemittelt: Um hier eine ermutigende, wenig stereotype Inhalte aufzuzeigen, lädt das Frauenservice Graz zur Veranstaltung „Kinder- und Jugendliteratur jenseits von Geschlechterklischees“, bei der Renate Tanzberger von EFEU empfehlenswerte Kinderbücher vorstellt.
In „Papa nervt“ von Shalev, Meir/Abulafja, Jossi schämt sich etwa ein Kind für seinen Vater, weil er so gerne kocht. Das ändert sich, als er eine geniale Geburtstagstorte bäckt …

Weitere Buch-Tipps:
„Mach‘s selbst. Do it yourself für Mädchen“ von Sonja Eismann und Chri Köver.
„Du gehörst dazu“. Das große Buch der Familien von Hoffman, Mary, Asquith, Ros (2010).
„Inga und der verschwundene Zehender“ von Dirk (2011) Wurm.
„Boys don‘t cry“ von Blackman Malorie (2011).
„Will & Will“ von John Green & David Levithan (2013).
„Seidenhaar“ von Celik, Aygen (2007 bzw 2014; als Paperback und Hardcover).

Der Termin: Mittwoch, 7.5., um 18 Uhr
in der Bibliothek im Frauenservice am Lendplatz 38.
Die Teilnahme ist kostenlos.
Tel. (0316) 71 60 22

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