Tracht ist ein Zeichen der Zugehörigkeit

Die Vulkanland-Tracht ist nicht nur in der Südoststeiermark ein Verkaufshit | Foto: Foto: Hiebaum, Vulkanland
  • Die Vulkanland-Tracht ist nicht nur in der Südoststeiermark ein Verkaufshit
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Die Tracht ist nicht nur schön anzuschauen, sondern definiert auch
die Herkunft des Trägers.

Kleider machen Leute, heißt es landläufig. Das gilt insbesondere für die Tracht. Für Trachtenkenner ist sie ein offenes Buch, aus dem viel über den Träger zu lesen ist. Herkunft, beruflich wie geografisch, aber auch gesellschaftliche Stellung sind in der Tracht definiert.
Für die Region hat die Tracht einen hohen Stellenwert: Sie ist eine verbindende Klammer eines klar definierten Raumes und damit Ausdruck des Stolzes auf die Herkunft. Entwickelte sich in einer Region eine Tracht, war das vielfach Ausdruck einer starken regionalen Identität, regionalen Stolzes und regionaler Zugehörigkeit. So wird die Ausformung einer regionale Tracht zum Indiz einer neuen regionalen Identität.
Die Vulkanland-Tracht etwa ist ein Beweis dafür, dass die Zeit der Trachtenentstehung nicht vorbei ist, und kein Phänomen vergangener Zeiten darstellt.

Informationsquelle Tracht

Die Tracht war einst Ausdruck einer meist dörflichen oder regionalen Gemeinschaft und eines gemeinsamen Lebens in dieser Ordnung. Im Mittelpunkt stand nicht die Trägerin oder der Träger, sondern die Kleidung diente zur Repräsentation von Besitz und Wohlstand.
Je mehr Stoff in der Tracht Verwendung fand und je mehr Knöpfe auf den Westen saßen, desto reicher war der Träger oder die Trägerin. In manchen Regionen wurden die Westenknöpfe so eng nebeneinander gesetzt, dass sie kaum Platz hatten, und die Röcke so tief in Falten gelegt, dass sie eine nahezu unzumutbare Schwere erreichten.
Die Ausprägung der Tracht hatte natürlich finanzielle Grenzen, die die soziale Schichtung der Menschen deutlich machte. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man die Grenzen der dörflichen Gesellschaftsschichten nicht übertreten durfte, selbst wenn die finanzielle Basis gegeben war, sich eine aufwändige Tracht anzuschaffen.
Die Kleidung lieferte eine Vielzahl von Informationen. Sie zeigte deutlich an, aus welcher Region die Tracht stammt, aus welchem Dorf der Träger stammt, die wirtschaftlichen Verhältnisse, die soziale Stellung innerhalb der Dorfgemeinschaft, den Personenstand (ledig, verheiratet, verwitwet, heiratswillig), der sogar an der Zahl der Knöpfe am Gilet abzulesen war, oder bei Frauen in der Art, wie die Schürze mit der Schleife gebunden wurde (links: ungebunden und ledig, rechts: gebunden und verheiratet, mittig: Zeichen der Jungfräulichkeit, hinten: verwitwet), die Trauerstufe (Voll-, Halb-, Vierteltrauer, Freudenzeit) und den Anlass (Abendmahl, sonntäglicher Kirchgang, gewöhnlicher Sonntag, Hochzeit, Kommunion, Konfirmation, etc.).

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