Warum Graz nicht auf dünnem Eis gebaut ist: "Graz Inside" im Vorfeld der Eiskunstlauf-EM

Die Vorarbeiten für das große Eiskunstlauf-Fest in Premstätten sind in vollem Gange. Ab 20. Jänner geht es los. | Foto: Siegmund Der Kommunikator
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  • Die Vorarbeiten für das große Eiskunstlauf-Fest in Premstätten sind in vollem Gange. Ab 20. Jänner geht es los.
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Bevor die Eiskunstlauf-EM vor den Toren von Graz startet, schaute die WOCHE noch beim Eisaufbau zu.

Dort, wo in der kommenden Woche Europas Eiskunstlauf-Elite um Medaillen fährt, ist im Normalfall ans Gleiten auf Kufen nicht zu denken. Sie war schon für vieles in Verwendung, die Steiermarkhalle in Premstätten, legendär für das Tennis-Daviscup-Match zwischen Österreich und Deutschland 1994, für eine Eiskunstlauf-EM aber noch nicht. Die wettbewerbsfähige Eisfläche dafür kommt von der Tiroler AST Eis- u. Solartechnik GmbH – die WOCHE durfte hinter die Kulissen blicken.

Klimabewusstes Arbeiten

"Wir sind Europas Marktführer bei mobilen Kunsteisbahnen und haben schon bei Dutzenden internationalen Großveranstaltungen für den optimalen Untergrund gesorgt. In unserem Lager liegen 200.000 Quadratmeter Kühlmatten, 1.800 davon haben wir auf der 60x30 Meter großen Fläche in der Halle verbaut – die Bedingungen dafür sind optimal", sagt Sales Director Manfred Mair.
Während fürs Eishockey eine Eisdicke von fünf Zentimetern reicht, müssen es wegen der Sprünge, die für größere Beanspruchung sorgen, beim Eiskunstlaufen mindestens acht Zentimeter sein. In den flexiblen Basis-Kautschukmatten zirkuliert ein Glykol-Wasser-Kühlgemisch, welches auf einer Temperatur um die minus zehn Grad gehalten wird. „Auch wenn viele Leute noch glauben, dass es sich dabei um Ammoniak handelt – das stimmt keinesfalls! Ammoniak ist hochgiftig, und wir versuchen, so klimabewusst wie möglich zu arbeiten.“

Intensive Eispflege

Das Eis wird millimeterweise aufgebaut. Mair: "Wir können nur einen zarten Wasser-Sprühnebel aufbringen, um eine gleichmäßige Durchfrierung ohne Lufteinschlüsse zu gewährleisten. In 48 Stunden schaffen wir die ersten fünf Zentimeter. Das Eis, das bisher für den Publikumslauf zur Verfügung stand, nehmen wir aber schon als Basis her." Um die Fläche wettbewerbstauglich zu machen, werden nach weiteren zwei Zentimetern Eis eine weiße Farbschicht sowie die Logos aufgebracht, ehe die letzten zehn Millimeter das Kunstwerk versiegeln. Dieses Eis muss während der Bewerbe gepflegt werden, an die 20 Mal (!) pro Tag. "Dazu führen unsere Maschinen drei Arbeitsschritte gleichzeitig aus. Sie hobeln einen Millimeter der Eisschicht ab, nehmen diesen Schneeabrieb auf und tragen pro Fahrt etwa einen Kubikmeter 40 Grad heißes Wasser auf, das die Riefen ausfüllt." Dieses Wasser wird zuvor in einem 5.000-Liter-Boiler erhitzt.
Nur was passiert, wenn die Kältemaschine defekt ist? „Wir haben ein Gerät als Back-up angeliefert. Und natürlich auch ein weiteres Eisbearbeitungsgerät", sagt Mair. Was in der Halle fehlt, ist die obligate Schneegrube, in welcher das abgeschabte Eis geschmolzen und als Wasser wiederverwertet wird. Carmen Kiefer, beim Eiskunstlaufverband Skate Austria für die EM-Organisation verantwortlich, klärt auf: „In unserem Fall wird der Schnee nach draußen gebracht und aufgeschüttet. Wenn nichts wegschmilzt, bringen wir dort einen schönen Rodelhügel zusammen."

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