Gefragte Frau
Weltraumforscherin Christiane Helling im Abenteuerfieber

Neugier fördern, Wissen weitergeben: Neben der Leitung des Instituts für Weltraumforschung unterrichtet Christiane Helling an der TU Graz. | Foto: C. Lamprecht
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Von Graz-St. Peter in die Unendlichkeit: Die Leiterin des Instituts für Weltraumforschung Christiane Helling über ihre Faszination und den Nutzen der Astrophysik.

GRAZ. Seit Oktober 2021 ist Christiane Helling Direktorin des renommierten Instituts für Weltraumforschung (IWF) in Messendorf, dessen Untersuchungen und Entwicklungen bereits seit 50 Jahren internationale Raumfahrtprojekte unterstützen. Mit MeinBezirk.at-Redakteur Christoph Lamprecht hat die deutsche Astrophysikerin über Wissenschaft als friedensstiftendes Element, Frauen in der Forschung und die ihrem Fachbereich eigene Lust am Abenteuer gesprochen.

Das IWF ist an zahlreichen internationalen Forschungsprojekten beteiligt und genießt weltweit ein hohes Ansehen. | Foto: ESA/ATG medialab
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Frau Professor, unter der sprichwörtlichen "Raketenwissenschaft" versteht man etwas unsäglich Schwieriges. Wie abgehoben schätzen Sie Ihr Fachgebiet ein?
Man muss sicherlich nicht studieren, um Freude an den Erkenntnissen der Weltraumforschung zu haben. Und wenn man erst einmal seinen Horizont ausdehnt, wird er sich nicht mehr in den Ausgangszustand zurückziehen.

Was ist für Sie das Besondere an Graz und dem IWF?
Ich habe hier ein sehr offenes und intelligentes Umfeld vorgefunden. Durch die Kooperation mit den Grazer Universitäten und das institutsübergreifende Denken ist der Forschungsstandort unglaublich stark. Mit der konsequenten Entwicklung wissenschaftlicher Kernthemen samt höchst spezialisierter Instrumente hat das Institut weltweit einen hohen Stellenwert.

Eine Entwicklung unter vielen: ein Magnetfeldmessgerät, das in Zusammenarbeit zwischen IWF und TU Graz entstand. | Foto: ÖAW/Klaus Pichler
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Ist denn "weltweit" überhaupt eine Kategorie, die in Ihrer Forschung von Bedeutung ist?
Natürlich, allein schon deshalb, weil man in der Wissenschaft international friedlich kommunizieren muss, um den Erkenntnisstand nachhaltig voranzubringen. Wenn man grundlegend andere Ansätze verfolgt, kann das mitunter schwierig sein. Dennoch gilt es, jedem die größtmögliche Achtung entgegenzubringen. Egal was der jeweilige Hintergrund ist – wenn es um das Universum geht, sind wir im Abenteuerfieber vereint.

Wie steht es Ihrer Ansicht nach um den Anteil der Frauen in der Astrophysik?
Da gibt es nach wie vor Luft nach oben. Ich kann nur jede Forscherin zum Netzwerken motivieren und raten, Erfolge nicht zu verstecken. Denn zu oft üben sich Frauen in falscher Zurückhaltung. Es braucht schlichtweg mehr weibliche Vorbilder, die einen Schneeballeffekt auslösen. Ganz allgemein sollte die Förderung in den Naturwissenschaften nicht nur früh anfangen, sondern auch im prägenden Alter zwischen 14 und 16 präsent sein.

Jörg Ehtreiber (Intendant FRida & freD), Christiane Helling (Direktorin des IWF), Bettina Deutsch-Dabernig (Kuratorin), und Werner Magnes (stv. Direktor IWF) eröffneten im Dezember eine gemeinsame Ausstellung. | Foto: Universalmuseum Joanneum/J.J. Kucek
  • Jörg Ehtreiber (Intendant FRida & freD), Christiane Helling (Direktorin des IWF), Bettina Deutsch-Dabernig (Kuratorin), und Werner Magnes (stv. Direktor IWF) eröffneten im Dezember eine gemeinsame Ausstellung.
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Aktuell ist das IWF Teil eines Projekts zur Erforschung des Merkurs. Jetzt mag sich so mancher fragen: Wozu eigentlich der ganze Aufwand?
Dafür gibt es tausende Antworten, die wieder neue Fragen aufwerfen. Aber grundsätzlich schafft Wissenschaft Wissen, das die Grundlage zur Weiterentwicklung unserer Gesellschaft bildet. Ein Teil unserer Forschung beschäftigt sich beispielsweise mit den Atmosphären und dem Wetter anderer Planeten. Dabei zeigt sich immer deutlicher, wie viel Glück wir mit der Erde haben.

Unser Planet ist quasi ein Lotto-Sechser?
In der Tat. Das sieht man schon im Sonnensystem: Wenn wir ein Stück weiter hinausgehen sind wir beim Mars – zu kalt, hat keine Atmosphäre und Magnetfeld mehr, also nicht bewohnbar. Ein Stück weiter hinein befindet sich die Venus – viel zu heiß, zu giftig, zu dunkel: auch nicht bewohnbar. Deshalb ist es so wahnsinnig wichtig, dass wir den Leuten anhand unserer Forschung begreifbar machen, wie besonders unsere Erde ist. Bisher haben wir keine zweite gefunden, noch haben wir die Technologie, um uns dorthin zu bewegen.

Das IWF ist Teil der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.  | Foto: IWF/ÖAW
  • Das IWF ist Teil der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
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Steckbrief: Christiane Helling

Christiane Helling studierte nach dem Mauerfall Physik in Berlin (Schwerpunkt: Astrophysik), wo sie auch ihr Doktorat abschloss. Sie war im Anschluss für die Europäische Weltraumagentur (ESA) in den Niederlanden tätig und arbeitete an der schottischen University of St. Andrews, bis sie sich auch aufgrund der Folgen des Brexits für die Position in Graz bewarb. Hier leitet Christiane Helling seither das Institut für Weltraumforschung und ist Professorin an der TU Graz.

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  • Weltraum bedeutet ... für mich Freiheit.
  • Meine Hobbys sind ... wandern, schwimmen und Zeit mit der Familie verbringen.
  • Eine andere Karriere ... ist für mich nicht vorstellbar. Doch, als Bergsteigerin, obwohl die erste Antwort die richtige ist.

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