Umweltbelastungen in Graz
Zu wenig Lärm um Alltagslärm

Lärm ist ein Umweltproblem, für dessen Sensibilisierung Elisabeth Martini vom UBZ bereits bei den Grazer Schülern ansetzt. | Foto: UBZ
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Macht Lärm krank und wie schützt man sich? Die WOCHE hat bei Lärmexpertin Elisabeth Martini nachgefragt.

Lärm wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit Luftverschmutzung zu den schwerwiegendsten Umweltproblemen gezählt. Als die WOCHE vor Kurzem über den neuen Lärmkompass der Stadt Graz berichtete, erreichten uns zahlreiche Leserbriefe zu diesem Thema. Quietschende Straßenbahnen, das Geräusch der Bim-Klimaanlage, unter anderem an der Straßenbahnendhaltestelle des "7ers" in Wetzelsdorf, zu schnell fahrende Autos in der Grabenstraße, Verkehrsstau wie an der Ecke Technikerstraße/Sparbersbachgasse oder sogar Kinder – viele störende Lärmquellen wurden uns genannt. Und genau hier beginnt das Problem: "Lärm ist für jeden etwas anderes. Es gibt viele Faktoren, die dazu führen, ob ein Geräusch als störend empfunden wird oder nicht", erklärt Elisabeth Martini vom Umwelt-Bildungszentrum Steiermark (UBZ).

Bewusstseinsbildung

Martini ist Leiterin des Projekts "Lärm macht krank!", das beauftragt von der steirischen Landesregierung sowie der Stadt Graz auf Bewusstseinsbildung bei Schülern setzt: "Vielen Menschen ist nicht klar, dass Lärm nicht nur ein persönliches, sondern auch ein volkswirtschaftliches Problem ist. Wenn durch Straßenlärm Bewohner beispielsweise nicht gut schlafen können, erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch der Preisverfall von Immobilien kann auf eine neue Lärmquelle zurückzuführen sein", so Martini, die gemeinsam in fünfstündigen Workshops Schüler sensibilisiert.

"Auch in Schulen ist Lärm ein wichtiges Thema: Was macht Lärm mit mir? Und was kann jeder beitragen, dass es ruhiger wird, denn davon profitieren Schüler und Lehrer", so die Expertin: "Lärm führt unter anderem zu geringerer Konzentrations- und Leistungsfähigkeit oder auch zu Gemütsverschlechterung." Letzteres liegt daran, dass das Gehirn alle Geräusche, die es im Moment gerade nicht braucht, ausblendet.

"Je mehr Geräusche es filtern muss, desto anstrengender ist es. Man kann dadurch müde oder grantig werden sowie Kopfschmerzen bekommen", beschreibt Martini, die auf einen weiteren Zusammenhang hinweist: "Wenn die Kohlenstoffdioxid-Belastung im Klassenzimmer steigt, können sich Schüler schlechter konzentrieren. Dadurch werden sie auch lauter." Ein Teufelskreis, der sich durch regelmäßiges Lüften unterbrechen lässt.

Lärmpausen helfen

"Das Ohr ist ein sehr sensibles Organ. Durch ein leises Geräusch in der Nacht schießt beispielsweise Adrenalin ein und das ganze System fährt hoch. Das war früher überlebensnotwendig und ist geblieben." Um im Alltag seinem Ohr und seiner Psyche etwas Gutes zu tun, hat die Expertin einen Tipp: "Lärmpausen. Wenn man an einem lauten Ort ist, sollte man für ein paar Minuten an einen ruhigen Ort gehen." Auch eine stille Minute im Unterricht macht Sinn. "Wenn ich im Alltag hin und wieder daran denke und mich beispielsweise von einer Lärmquelle ein paar Meter wegbewege, kann sich das schon positiv auf mich auswirken."

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