Jetzt soll zehntes Schuljahr kommen

Keine Frage, die polytechnischen Schulen haben ein Imageproblem – und zwar ein gewaltiges. Innerhalb von nur fünf Jahren ist die Zahl der Schüler um fast 20 Prozent auf 2.351 eingebrochen.

Ein Negativtrend, dem die steirischen Direktoren nun gemeinsam mit Landesrätin Elisabeth Grossmann den Kampf ansagen. Unter Federführung des Weizer Schulleiters Erwin Eggenreich wurde von der Landesarbeitsgemeinschaft der Polydirektoren ein Entwurf für die polytechnische Schule von morgen entworfen. Dieser umfasst insgesamt 12 Punkte.

Die wichtigsten daraus: Berufseinstiegsstandards für Mathematik, Deutsch und Englisch sollen entwickelt werden und damit (oft fehlende) Kernkompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen nachgeholt werden. Dazu will man verstärktes Augenmerk auf vermeintlich Selbstverständliches legen wie Grüßen, Bedanken, Pünktlichkeit und Sauberkeit.

Gleichzeitig soll aber auch die Durchlässigkeit in Richtung Matura erhöht werden. Statt Leistungsgruppen will man drei Standardgruppen einführen, die vom A-Level (Lehre und Matura) bis zum C-Level (Fördergruppe) reichen. Der Unterricht soll dabei modular erfolgen und die Erfüllung gewisser Mindeststandards Grundvoraussetzung für eine Lehre werden. Angedacht ist eine Art mittlere Reife in Form einer Pflichtschulabschlussprüfung.

Fehlen noch zwei Punkte, die wohl für den meisten Diskussionsstoff sorgen werden. Das Poly soll als Zeichen des Neustarts umbenannt werden. Zur Wahl stehen „Berufsvorbereitungsschule“, „Job College“ oder „Neue Mittelschule Oberstufe“; Grossmann favorisiert ersteren Vorschlag. Punkt zwei: Ein freiwilliges zehntes Schuljahr soll eingeführt werden. Zum einen für Schüler mit Defiziten in der Berufsreife und zum anderen als Auffangbecken für jene, die nicht gleich einen Lehrplatz finden.