"Fridays for Future"-Serie
Warum die Angst der Bewegung nicht unberechtigt ist

Weltweit hat sich die Zahl der klimabezogenen Katastrophen seit 1980 mehr als verdreifacht. Unwetter, Stürme und Dürren werden immer häufiger und extremer.  | Foto: Pixabay
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  • Weltweit hat sich die Zahl der klimabezogenen Katastrophen seit 1980 mehr als verdreifacht. Unwetter, Stürme und Dürren werden immer häufiger und extremer.
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Die Klimakrise ins Bewusstsein der Menschen rücken, die dramatischen Auswirkungen anschaulich machen: Das wollen die Aktivistinnen und Aktivisten von "Fridays for Future" erreichen. MeinBezirk.at gibt ihnen die Plattform für regelmäßige Gastkommentare. Diesmal geht es um Vorurteile, die der Bewegung oft entgegengebracht werden, und vor allem darum, diese zu entkräften.

GRAZ. Oft wird uns vorgeworfen, dass wir alle übertreiben, dass unsere Angst unberechtigt sei und wir keine Ahnung haben, worüber wir reden. Doch wir behaupten nicht selbst Experten und Expertinnen zu sein, wir beziehen uns lediglich auf wissenschaftliche Fakten. Diese gibt es, es herrscht ein klarer wissenschaftlicher Konsens über den menschengemachten Klimawandel und darüber, dass wir nur mehr wenige Jahre Zeit haben, das Ruder herumzureißen, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise abzuwenden. Die Fakten liegen auf dem Tisch, man muss nur hin- statt wegschauen und zu- statt weghören.

Leider keine Übertreibung

Wer sich nicht vor den wissenschaftlichen Fakten verschließt, wird merken, dass wir ganz und gar nicht übertreiben. Weltweit hat sich die Zahl der klimabezogenen Katastrophen seit 1980 mehr als verdreifacht. Unwetter, Stürme und Dürren werden immer häufiger und extremer. Wenn wir die Entwicklung nicht aufhalten und es zu einer durchschnittlichen Erwärmung um 2°C kommt, würde das bedeuten, dass weite Küstenlandschaften unter Wasser stehen. Forscherinnen und Forscher nehmen an, dass das globale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um 13 Prozent fallen wird. Laut dem IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) werden 18 Prozent aller Tierarten vom Aussterben bedroht sein.

Alena Zöch (l.), hier im Bild mit Mitstreiterin Selina Schaffenrath sind zwei der Gesichter für unsere Serie gemeinsam mit "Fridays for Future". | Foto: Konstantinov
  • Alena Zöch (l.), hier im Bild mit Mitstreiterin Selina Schaffenrath sind zwei der Gesichter für unsere Serie gemeinsam mit "Fridays for Future".
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Bei einer Erwärmung von 4.5°C, wären ungefähr die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten bedroht und sogar Städte wie Hamburg wären teilweise schon unter Wasser. Werden alle Klimaziele der verschiedenen Regierungen eingehalten, ist eine Erwärmung von 2-3 °C bis 2100 am wahrscheinlichsten. Tun sie es nicht, ist mit einer deutlich höheren Erwärmung zu rechnen. Greenpeace rechnet bis 2040 mit 200 Millionen Klimaflüchtlingen, wenn wir so weiter machen. Ressourcenknappheit und Armut sind perfekte Voraussetzungen für gewaltsame Konflikte und Kriege. Kurz: Es geht um unglaublich viel, das ist keine Übertreibung.

"Ihr seid ja selbst auch nicht perfekt!"

Viele sagen, dass wir nur mit dem Finger auf andere zeigen und selbst nichts für den Klimaschutz machen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wir machen alle Überzeugungsarbeit in unseren Familien und Freundeskreisen, viele haben ihre Ernährung stark umgestellt oder kaufen Kleidung nur mehr gebraucht. Trotzdem sind wir natürlich nicht perfekt, das behauptet auch niemand. Wir sind auch nur Menschen, die im genau gleichen System stecken wie alle anderen auch. Ein System, in dem es schwer und oft teuer ist, klimafreundlich zu leben. Es wäre toll, wenn jede und jeder von uns so viel geben würde, wie er oder sie kann, aber im Endeffekt ist es auch kein Problem, das sich von Einzelpersonen lösen lässt.
Wir brauchen eine gesellschaftliche Transformation, in allen möglichen Bereichen. Wir müssen darauf hinarbeiten, dass die Rahmenbedingungen im großen Stil geändert werden. Das können weder wir noch Sie allein, das muss die Politik machen. Das wird sie nur, wenn viele Menschen Druck machen und effektive und soziale Klimapolitik fordern. Genau das tun wir.

Sie sind viele, sie sind laut: Mehrmals pro Jahr gehen die Fridays for Future-Aktivistinnen und -Aktivisten auf die Straße. Nicht allen gefällt das.  | Foto: Toni Teichmann
  • Sie sind viele, sie sind laut: Mehrmals pro Jahr gehen die Fridays for Future-Aktivistinnen und -Aktivisten auf die Straße. Nicht allen gefällt das.
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"Ihr wollt doch alle nur die Schule schwänzen"

Ja, manchmal schwänzen wir am Freitag die Schule. In Graz meist zwei bis drei Mal im Jahr. Aber nicht, weil es so lustig ist! Wir stehen für unsere Zukunft auf und tauschen ein paar Schulstunden mit der Möglichkeit, ein Zeichen für Klimaschutz zu setzen. (All die Vorbereitung für die Streiks oder andere Projekte findet in der Freizeit statt.) Die Fridays for Future Bewegung hat als Streik einer einzelnen Person begonnen, danach haben sich Menschenmassen dazu entschlossen zu streiken. Denn wir sehen keine andere Wahl.
Wir wollen im kleinen Stil die Regeln brechen, weil wir nur dann mediale Aufmerksamkeit bekommen. Wir wollen Aufmerksamkeit, nicht weil wir gerne im Rampenlicht stehen, sondern weil wir die Klimakrise ins Rampenlicht stellen wollen. Würden wir die Streiks einfach am Wochenende machen, hätten wir nie so eine große Repräsentation in den Medien bekommen. Wenn bestimmte Berufsgruppen streiken, machen sie das auch nicht am Wochenende. Wäre auch ziemlich seltsam, oder?
Wir haben den Vorurteilen viel zu entgegnen, deshalb wird es kommende Woche einen zweiten Teil zu dem Thema geben.

Mehr zu unserer Serie:

Gastkommentar zum Klimaschutzgesetz von "Fridays for Future"

Wie man am besten mit der "Klimaangst" umgehen lernt
Warum uns Klimaschutz von der Politik so schwer gemacht wird
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