Helden des Laufsports - Interview
Grazer Mararthonläuferin Elisabeth Smolle im Interview

"Helden des Laufsports" führt Interviews mit Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft haben, nämlich das Laufen. Zeiten spielen hier keine Rolle, es geht um die Person und die Geschichte dahinter. Vom Genussläufer bis zum WM-Teilnehmer, hier ist von jedem etwas finden. Heute stellt sich Elisabeth Smolle den Fragen.

"Helden des Laufsports" ist auf Facebook oder unter www.heldendeslaufsports.at zu finden!

Elisabeth Smolle ist eine sehr erfolgreiche Athletin des LTV Köflach. Die 28-jährige Ärztin konnte 2017 den Graz Marathon und 2018 den Wachau Marathon gewinnen. Im Interview erfahren wir mehr über ihr Training im Alltag und ob es noch andere Hobbys in ihrem Leben gibt.

Helden des Laufsports: Du kommst aus einer Familie die nicht wirklich sportlich ist. Wie und wann hast du die Leidenschaft für den Laufsport entdeckt?

Elisabeth: Bewegung und Sport hat mir schon immer Spaß gemacht. Schon im Kleinkindalter bin ich im Garten „sinnlos“ im Kreis gelaufen, einfach weil es mir Freude gemacht hat. Mit 12 Jahren bin ich zur Sportakrobatik gekommen, weil mich Zirkuskunststücke und Turnen interessiert haben. Bis zum 17. Lebensjahr habe ich Sportakrobatik beim Allgemeinen Turnverein Graz ausgeübt und konnte bei steirischen und österreichischen Meisterschaften auch ein paar Medaillen gewinnen. Da ich mir mein Training aber lieber selbst einteile und nicht auf bestimmte Zeiten oder eine Infrastruktur angewiesen sein wollte, habe ich mit 14 Jahren damit begonnen, beinahe täglich alleine laufen zu gehen. Zuerst gab es nur die Regel „ich darf keine Gehpause machen“ – meine ersten Läufe dauerten nur circa 20 Minuten. Mit den Jahren, v.a. im Studium, nachdem ich mit der Sportakrobatik aufgehört habe, wurden meine Läufe dann immer länger.

Hdl: Stimmt es, dass du bis 2018 im Training komplett auf eine Pulsuhr bzw. auf GPS Aufzeichnungen verzichtet hast? Wenn das so ist, ist dein Sieg beim Graz Marathon 2017 noch beeindruckender.

Elisabeth: Ich bin immer vollkommen planlos gelaufen, ganz nach Gefühl; und immer soweit und so schnell, wie es mir an einem bestimmten Tag gerade Freude macht. Heute habe ich zwar meine Garmin, aber ich schaue während des Trainings nicht darauf – erst nachher schaue ich nach, wie schnell ich unterwegs war. Einzig die Kilometerzahl interessiert mich, ansonsten verlasse ich mich auf mein Gefühl. Zum Graz Marathon 2017 ist aber auch zu sagen, dass meine Siegerzeit von 3:13 Stunden nicht wirklich berauschend war. Es hat bei diesem Event einfach kein weibliches Spitzenfeld gegeben. Beim Salzburg Marathon 2018 habe ich meine Zeit übrigens auf 02:53 Stunden verbessert!

Hdl: Wie hat sich dein Training im Jahr 2018 verändert?

Elisabeth: Beim LTV Köflach, dessen Obmann Stefan Mayer mich 2017 sozusagen „angeworben“ hat, habe ich viele erfahrene und ambitionierte Athleten kennen gelernt. Stefan hat mir natürlich auch Trainingstipps gegeben, hat mit mir sogar ein paar Intervalltrainings auf der Bahn gemacht, was ich um ehrlich zu sein nicht so gern mache – alleine kostet es mich extrem viel Überwindung auf die Bahn zu gehen. Einen richtigen Trainingsplan hatte ich nie, das macht mir keinen Spaß. Ich gehe eh fast jeden Tag laufen, und merke dann selbst auf was ich dann Bock habe 😉 Stefan hat mir auch immer wieder gesagt, wie wichtig Regenerationspausen sind. Ihm habe ich all meine Erfolge im Jahr 2018 zum Großteil zu verdanken, und ich möchte an dieser Stelle ein großes Danke für sein unglaubliches Engagement für den LTV Köflach aussprechen!

Hdl: Beruflich bist du in Graz als Ärztin tätig. Wie lässt sich hier Training und Beruf miteinander vereinbaren und wie viel Zeit investierst du in dein Training?

Elisabeth: Ich gehe beinahe jeden Tag vor der Arbeit laufen, und zwar zu einer Uhrzeit wo die meisten anderen Leute noch schlafen und niemand etwas von mir „braucht“. Wenn ich das Gefühl habe, mein Training kollidiert mit familiären oder beruflichen Verpflichtungen, oder ich kann nicht mit Freunden nach der Arbeit einen Kaffee trinken gehen, weil ich trainieren „muss“, dann würde mich das stören. Abgesehen davon trainiere ich am allerliebsten gleich nach dem Aufstehen, das mache ich schon seit dem Studium so. Eine Herausforderung sind die 25 Stunden Dienste, die in meinem Beruf nun mal dazu gehören. Ich gehe wie gewohnt in der Früh laufen, mache den Dienst, und wenn ich heimkomme dann schließe ich gleich das nächste Training an. Erst dann entspanne ich mich und gehe schlafen.

Hdl: Hattest du schon mal Probleme mit Verletzungen oder konntest du dank deiner Ausbildung als Ärztin Symptome vorzeitig erkennen und daher Größeres verhindern?

Elisabeth: Gott sei Dank hatte ich noch nie eine ernsthafte Sportverletzung, höchstens „Wehwehchen“ wie z.B. eine leichte Entzündung der Achillessehne, aber wenn ich einen Tag pausiere oder auch nur den Umfang etwas reduziere, oder mal auf andere Laufschuhe wechsle, dann geht das schnell wieder weg. Mein Problem ist eher, dass ich mich nicht ausreichend regenerieren kann, weil ich oft nicht genug Schlaf bekomme. Außerdem bin ich sozusagen „süchtig“ nach relativ hohen Trainingsumfängen, beispielsweise bin ich im Jahr 2018 weit mehr als 6000 km gelaufen – daher weiß ich langsam gar nicht mehr wie es sich anfühlt, wenn man einmal 100% erholt ins Training geht. Aber an diesem Umstand bin ich eh selber schuld.

Hdl: Was waren deine bisher schönsten Meisterschaftserfolge?

Elisabeth: Eindeutig der 2. Platz bei den Österreichischen Meisterschaften im Marathon in Salzburg 2018. Das werde ich nie vergessen!

Hdl: Deine Marathonbestzeit steht bei 02:53 Stunden und auch sonst hast du tolle Bestzeiten. Was ist deine „Lieblingsbestzeit“ und wie verlief dieses Rennen aus deiner Sicht?

Elisabeth: Die Marathonbestzeit ist meine Lieblingsbestzeit! Ich habe den Salzburg Marathon (wie immer) viel zu schnell begonnen, mit 01:23 Stunden HM-Durchgangszeit. Auf meine Uhr habe ich bewusst während des ganzen Rennens nicht geschaut, aber ich hab mich gut gefühlt. Nie im Leben hätte ich gedacht dass ich so schnell/zu schnell unterwegs war! Bei Kilometer 22 hat mich ein anderer Läufer angesprochen, Alfred Sungi, ein bekannter und erfahrener Marathoni aus Wien. Er hat mich mitgezogen und wir haben geplaudert bis Kilometer 30. Dann hab ich gesagt, er soll vorlaufen, ich war schon am Limit und konnte kaum einen 04:10 min/km Schnitt mehr halten, was Alfred aber noch locker durchgehalten hat. Die letzten 12 Kilometer waren mental sehr schwierig, weil ich eben zu schnell begonnen habe. Ich bin deutlich langsamer geworden, habe aber irgendwie gewusst, dass ich es ins Ziel schaffen werde. Als ich gesehen habe dass ich deutlich unter drei Stunden bin, habe ich das fast nicht glauben können! Außerdem ist noch hinzu zu fügen, dass ich bei meinen Marathons nur Wasser trinke und keine Energieriegel oder zuckerhaltige Getränke zuführe. Ich habe das einmal im Training probiert und es bekommt meinem Magen nicht. Außerdem trainiere ich ja jeden Tag nüchtern, daher habe ich noch nie diesen „Einbruch“ gehabt, von dem alle immer ab Kilometer 30 sprechen.

Hdl: Du bist Teil des erfolgreichen Teams des LTV Köflach. Was macht euch so stark?

Elisabeth: Der Zusammenhalt in der Gruppe, dass jeder den anderen pusht und es innerhalb des Vereins, soweit ich das mitbekommen habe, keine Konkurrenzkämpfe gibt. Jeder freut sich einfach für die Leistung des anderen. Stefan Mayer ist auch ein großer Faktor, seine Begeisterungsfähigkeit ist enorm! Und noch etwas: Man darf das Laufen nicht zu ernst nehmen, v.a. wenn man gerade bei einem Wettkampf „1000 Tode stirbt“ – schließlich zwingt einen ja niemand, sich so zu schinden. Manchmal denke ich mir dann schon: Wir Läufer sind ein komisches Völkchen: Wir quälen uns wegen irgendeiner Bestzeit, und zahlen noch dazu Startgebühren dafür. Dabei könnten wir doch genauso gut auf der Couch liegen und Fußball schauen. Allerdings kann man ja auch Marathon laufen UND auf der Couch liegen und Fußball schauen. 😉

Hdl: Welche sportlichen Ziele hast du für die Zukunft?

Elisabeth: Gesund bleiben, verletzungsfrei vor allem. Und weiterhin Spaß am Laufen haben! Meine größten Vorbilder sind diejenigen, die in der AK 65, 70, 75,… starten. So möchte ich auch sein. Ich möchte nicht Anfang Dreißig ein „Burnout“ vom Leistungssport haben, und dann alles komplett aufgeben.

Hdl: Welche Hobbys hast du außer dem Sport noch?

Elisabeth: Mein Verlobter und ich spielen gern Billard, gehen ins Kino und wir reisen viel! Ich lese auch gerne, am liebsten Klassiker wie Jane Austen. Außerdem spiele ich Violine, hatte 9 Jahre Unterricht. Jetzt komme ich nicht mehr so viel zum Musizieren, leider. Ich mag auch andere Sportarten, am ehesten nehme ich mir Zeit fürs Stabi-Training im Fitnessstudio, oder ich „muss“ auf den Crosstrainer ausweichen wenn mir etwas weh tut. Das macht auch Spaß, aber lang nicht so viel wie das Laufen. Bergsteigen, Schifahren, Langlaufen, Eislaufen und Schwimmen mag ich auch sehr gerne.

Hdl: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft!

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