Wirtschaftsoffensive
Was die Steiermark in Kasachstan alles auf die Beine stellt

Vertragsunterzeichnung: Die "bit-Media" konnte in Kasachstan einen weiteren Auftrag an Land ziehen. | Foto: Bischkek
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  • Vertragsunterzeichnung: Die "bit-Media" konnte in Kasachstan einen weiteren Auftrag an Land ziehen.
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Ein Oststeirer, der Kernöl liefert, ein Grazer Unternehmen, das für Bildung sorgt: Was die steirische Wirtschaft in Kasachstan leistet, berichtet unser Gastautor Wolfgang Kasic.

STEIERMARK. Was treibt einen oststeirischen Kürbisbauern dazu, Kernöl in das neuntgrößte Land der Welt zu liefern? Die Antwort ist für Johann Koller aus Weinberg simpel: „Wir vertreiben unsere Produkte weltweit über unseren Onlineshop, und da ist eben auch Kasachstan dabei.“

Aufholjagd nach politischem Umschwung

Die ehemalige Sowjetrepublik wird zumindest in unseren Breitengraden unterschätzt. Sie ist mit 2,8 Quadratkilometern Fläche der größte Binnenstaat der Welt, hat knapp 19 Millionen Einwohner und befindet sich derzeit politisch im Umbruch. Der seit rund zwei Jahren regierende Präsident Kassym-Schomart Tokajew ist gewillt, binnen kürzester Zeit das gesamte in den vergangenen Jahren entstandene politische System umzukrempeln. Nutznießer seien bisher nämlich Finanz- und Oligarchengruppen rund um den ehemaligen Präsidenten Nur-Sultan Nasarbajew gewesen. Dieser hatte das Land rund 30 Jahre lang als dessen autoritärer Präsident regiert und dabei eine Struktur geschaffen, die ihm und seiner Familie, vor allem wirtschaftlich, zugute kam.

Damit soll nun Schluss sein. Neben der politischen Entfilzung wird es auch für ausländische Unternehmer einfacher, „ohne besondere Zahlungen an besondere Freunde“, wie es ein österreichischer Diplomat formulierte, in Kasachstan tätig zu werden.

Kasachstan ist wichtig für österreichische Unternehmer

Das Land ist Österreichs bedeutendste Exportdestination in Zentralasien und der drittgrößte Exportmarkt in den GUS-Staaten, hinter Russland und der Ukraine. Das wussten auch einige steirische Unternehmen zu nutzen, wie Clemens Machal, Österreichs Handelsdelegierter, betont. Er sitzt übrigens nicht in der Hauptstadt Nur-Sultan, sondern in Almaty, mit knapp zwei Millionen Einwohnern Kasachstan größte Stadt. Dort, wohin auch Koller sein Kernöl verkauft. In Dosen, damit es beim Transport mit der Post maximal ein paar Dellen und keine Scherben gibt. Der halbe Liter kostet knapp 20 Euro, der Versand über die österreichische Post genauso viel. Seine erste Dose verkaufte Koller vor rund fünf Jahren nach Kasachstan, die Mengen sind überschaubar, wären aber deutlich ausbaubar.

Große steirische Unternehmen sind alle vor Ort

Doch Kernöl ist ein Nischenprodukt. Viel bedeutender sind die Lieferungen von pharmazeutischen Produkten, Maschinen sowie Mess- und Testgeräten. So hat der Grazer Anlagenbauer Andritz vor einigen Jahren einen 75-Millionen-Euro-Auftrag zur Modernisierung eines Wasserkraftwerkes an Land gezogen. Geliefert wurden Turbinen und Generatoren. Wie es ums derzeitige Geschäft steht, lässt Andritz offen. Vergangenen Montag war jedenfalls ein Besuch des kasachischen Botschafters Kairat Umarov im Werk in Weiz geplant, was zumindest auf ein gesteigertes Interesse der Kasachen schließen lässt.

Auch die voestalpine Tubulars sowie voestalpine Böhler Edelstahl sind in der Region aktiv und haben lokale Vertriebspartner vor Ort. So wirklich in die Karten blicken lässt man sich aber nicht. Der Grund: Man wisse nicht, ob die ursprünglich oftmals geleisteten „Markteintrittszahlungen“ wirklich vorbei sind. Willy Kempel, Österreichs Botschafter in Nur-Sultan, wusste vom Rückzug der VAMED-Gruppe zu berichten, da die Forderungen des alten Nasarbajew-Clans zu hoch wurden. „Nun ist die Situation aber eine neue, VAMED könnte schon bald wieder in Kasachstan Fuß fassen“, gibt sich Kempel optimistisch. Fuß fassen möchte auch die Christof Group, allerdings gibt es keine aktuellen Projekte. Doch der kasachische Markt wirkt anziehend.

Ihren Einsatz in der Region verstärken will die Bitmedia e-learning aus Graz. Für 25. Juni ist ein Botschaftertreffen aller zentralasiatischen Länder in Graz geplant, wo man nicht nur die eigenen Kontakte nach Tadschikistan, Kirgistan, Usbekistan und Kasachstan vertiefen, sondern der interessierten steirischen Wirtschaft eine Plattform geben will. Und was macht die Bitmedia vor Ort? „Digitalisierung der Bildung und der Verwaltung“, fasst es Stefan Düss in wenigen Worten zusammen. Bisher lukrierte man rund 500.000 Euro Umsatz, den man mit dem Export der österreichischen Berufsausbildung noch deutlich steigern möchte.
Die Marktchancen für steirische Unternehmen in fast allen Bereichen sind gut, fasst Machal zusammen. Den rund 1,5 Milliarden Euro an Importen aus Kasachstan stehen rund 300 Millionen Euro an Exporten gegenüber.

Wolfgang Kasic
aus Kasachstan

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