Caroline List: Pionierin an der Spitze
24 Jahre ist Caroline List Richterin. Ab 1. Juni ist sie die erste weibliche Präsidentin des Landesgerichts für Strafsachen.
Caroline List: Es war in meiner Berufsplanung überhaupt nicht vorgesehen. Wir hatten mit Gerd Obetzhofer einen großartigen Präsidenten, der leider verstorben ist. Aufgrund dessen musste die Position neu besetzt werden.
Das Strafrecht hat mich schon immer interessiert, denn es ist spannend, jeder Sachverhalt ist neu und man ist mit vielen Menschen und Materien in Berührung. Natürlich hat es mit den Unanehmlichkeiten des Lebens zu tun und Strafrecht muss immer das letzte Mittel zur Wiederherstellung der gesellschaftlichen Ordnung sein.
Am Anfang hieß es schon, dass das nichts für Frauen ist und es war nicht üblich, dass eine Frau auf dieser Ebene in der Strafjustiz arbeitet. Aber nach mir kamen gleich drei weitere Kolleginnen und damit war die letzte Bastion gefallen.
Es war schon schwierig, denn ich wollte für meine Töchter da sein. Mir war es wichtig, mit ihnen qualitativ hochwertige Zeit zu verbringen, in der wir uns ausgetauscht und alles besprochen haben. Wenn die Kinder krank waren oder ich in eine Sprechstunde musste, war das nicht immer einfach zu managen. Auch Wochenenddienste und Rufbereitschaft in der Nacht waren neben dem hohen Verhandlungsaufwand Teil des Jobs. Ich habe auch immer Arbeit mit nach Hause genommen und gearbeitet, wenn die Kinder geschlafen haben.
Natürlich, mir ist wichtig zu sagen, dass alle Personen, die in Führungspositionen sind, hart gearbeitet und Opfer gebracht haben.
Ich lege viel Wert auf ein faires und angenehmes Verhandlungsklima sowie auf eine anständige Behandlung aller Parteien. Der Gesetzgeber schreibt den Strafrahmen vor, die Urteile sind immer einzelfallabhängig. Es gibt verschiedene Parameter, wie etwa die Persönlichkeit des Täters, die Folgen für die Opfer, wie und mit welchen Motiven die Tat begangen wurde und anhand derer wird das genaue Strafmaß festgelegt.
Das Strafrecht hat sich gewandelt. Es ist viel komplexer geworden, da auch die Gesellschaft diversifizierter und internationaler ist. Diese Berge von Akten hat es früher nicht gegeben und die Anforderungen an die Richter steigen enorm, die Verfahren sollen schneller abgeschlossen werden. Die Anzahl der Richter hat sich aber nicht geändert. Früher hat man auf das Strafrecht herabgeblickt, ich denke, dass das jede Berechtigung verloren hat.
Eindeutig der Opferschutz, wobei das eine Notwendigkeit und keine Errungenschaft war.
Das Strafrecht ist auf Höhe der Zeit und das muss es auch sein. Wenn ich könnte, würde ich aber Handyspielen bei Tisch bestrafen (lacht).
Ich werde weiterhin in der Rechtsprechung arbeiten und meine Kollegen bei ihrer Arbeit in vielfältiger Art unterstützen. Angefangen vom Sicherheits- bis hin zum Personalmanagement wird meine Tätigkeit vielseitig sein. Mir ist es wichtig, bei alldem einen empathischen und kollegialen Umgang zu pflegen.
Sie sollen sich wirklich gut und umfassend bilden, für alle Bereiche des Lebens interessieren und neugierig aufs Leben sein. Denn so werden sie in vielen Facetten zufrieden, glücklich und erfolgreich sein.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.