Grazer Notschlafstellen – Hier gibt es immer ein warmes Bett
Die Notschlafstellen sind besonders in der kalten Jahreszeit voll ausgelastet. Die WOCHE gibt einen Überlick über die Einrichtungen.
Wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, die Nächte kalt und düster werden und man kein Dach über dem Kopf hat, sind Notschlafstellen oft der letzte Platz, um Zuflucht zu finden (einen Auszug finden Sie in der Grafik).
Auslastung zu 100 Prozent
Doch: „Obdachlosigkeit hat keine Saison“, sagt Lara Wulz von den VinziWerken. „In unseren Notschlafstellen sind wir im Durchschnitt zu hundert Prozent ausgelastet.“ Eine Bilanz, die nachdenklich stimmt, zugleich aber aufzeigt, dass die Einrichtungen von Caritas, VinziWerken und Co. gut angenommen werden.
„Die Sensibilität für obdachlose Menschen ist eine höhere, wenn es kalt ist. In der Realität sieht es aber so aus, dass wir im Sommer auch sehr viele Leute auf der Warteliste haben“, meint Wulz. Dennoch werden gerade in der kalten Jahreszeit und rund um Weihnachten aufgrund von Überlastung oftmals Notmatratzen benötigt. „Wir schicken natürlich niemanden weg, damit keiner im Winter auf der Straße schlafen muss.“
Sensibler im Winter
Dass das Bewusstsein zu Weihnachten und um Neujahr für bedürftige Menschen größer ist, dem stimmt auch Michael Lintner, Bereichsleiter Basisversorgung der Caritas, zu.
„Viele Menschen sind sensibilisierter als sonst, aber wir haben das ganze Jahr über Anrufe von besorgten Bürgern, die uns mitteilen, wo jemand auf der Straße haust und eine Basisversorgung bräuchte.“
Dazu gibt es seit heuer auch das „Kältetelefon“ der Caritas. „Es hat etliche Anrufe gegeben in den ersten paar Wochen, die Kollegen sind ein paar Mal ausgefahren“, resümiert Lintner. „Wir bieten den Leuten Tee oder Isomatten an, können aber niemanden zwingen, mit uns zu einer Notschlafstelle mitzufahren.“
Großes Netzwerk
Im Großen und Ganzen sei das Netzwerk an Notschlafstellen in Graz ein sehr gutes. „Egal zu welcher Uhrzeit man kommt, die Türen stehen immer irgendwo offen, auch um drei Uhr in der Früh.“
Im Winter herrscht vor allem in der Winternotschlafstelle der Caritas ein rege Nachfrage.
„Es gibt die Winternotschlafstelle heuer zum fünften Mal, da die Kapazitäten um diese Zeit sonst oft nicht ausreichen“, erklärt Lintner. „Wir haben seit Beginn stets leicht steigende Zahlen.“ Ob das nun positiv zu bewerten ist, darauf antwortet Lintner: „Wir sehen, dass unser Angebot gebraucht wird. In den letzten Jahren haben wir gemerkt, dass es vielen Leuten – egal, ob Inländer oder Ausländer – zusehends schlechter geht.“ Er verweist etwa auf den immer teurer werdenden Wohnraum in der Stadt.
Helfer sind gefragt
Abschließend meint Lintner, dass das Rad ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer nicht funktionieren würde. „Die Zivilgesellschaft einzubinden, ist wichtig, viele Menschen wollen gern helfen.“
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