Technische Berufe auf dem Vormarsch: "Steirische Kinder-HTL" als Erfolgsprojekt

Spaß beim Experimentieren hatten nicht nur die Kids, sondern auch Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner und Stadtrat Kurt Hohensinner. | Foto: Max Wegscheidler
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  • Spaß beim Experimentieren hatten nicht nur die Kids, sondern auch Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner und Stadtrat Kurt Hohensinner.
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Wirtschaft und Industrie schlagen regelmäßig Alarm: Zu viele technische Jobs können auch in Österreich nicht nachbesetzt werden. Demzufolge wird seit geraumer Zeit hierzulande versucht, das Interesse an naturwissenschaftlichem und technischem Basiswissen bereits im frühen Kindesalter zu wecken. Nicht zuletzt darum wurde im Herbst 2015/16 das Kooperationsprojekt "Steirische Kinder-HTL" ins Leben gerufen. Eine intensive Planungsphase hat so zu einer sehr produktiven Projektpartnerschaft zwischen den steirischen HTLs, dem Land Steiermark, dem Landesschulrat Steiermark, der Pädagogischen Hochschule Steiermark, der Industriellenvereinigung Steiermark, der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Steiermark und der Stadt Graz geführt.

Mehrstufiges Modell

Die Zahlen, die die Projektleiterin Nicole Méndez-Depiné im Rahmen der Auftaktveranstaltung in der Chemie-Ingenieursschule Graz präsentierte, untermalen die Erfolgsgeschichte: "Gestartet sind wir vor rund drei Jahren mit 2.500 Schülern, mittlerweile geht es um 4.000 Kinder. Beteiligt sind im Sommersemester 2017/18 alle sieben HTLs in der Steiermark sowie rund 30 Volksschulen."
Das Prozedere ist relativ einfach: Jeder HTL-Standort betreut durch Projektverantwortliche eine oder mehrere Volksschulen im Umkreis. Der weitere Ablauf sieht dann vor, dass ein HTL-Projektteam die Schüler der ersten und zweiten Klasse besucht und die Kinder zum eigenständigen Experimentieren animiert. "Es ist ganz wichtig, dass es diese Möglichkeit für die Kids gibt, etwas anzugreifen und zu erleben. Sie sollen selbst erkennen, welche Fähigkeiten und Talente sie haben. Je früher damit begonenn wird, desto besser", sagt Bilungslandesrätin Ursula Lackner. In der dritten Klasse werden die Kids dann einen Vormittag in den Werkstätten der jeweiligen HTL betreut, ehe in der vierten Schulstufe ein Besuch in einem ausgewählten Industriebetrieb der Region auf dem Programm steht.

Eltern müssen mit ins Boot

Gerade bei den Mädchen gebe es noch massiven Aufholbedarf. "Dabei sind Frauen in technischen Disziplinen sehr gefragt." Wichtig sei vor allem auch die Einbindung der Eltern, wie Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner anführt. "Ohne die Eltern funktioniert das Projekt nicht. Zum Glück ist die Begeisterung hoch, so kann bei vielen Kindern der Funke überspringen." Die Jobaussichten im technischen Bereich seien jedenfalls blendend. "Derartige Berufe fallen viel seltener Rationalisierungsmaßnahmen zum Opfer. Durch fundierte Ausbildungen können sich junge Leute eine langfristige Perspektive schaffen", meint Franz Moosbeckhofer von der Wirtschaftskammer Steiermark. Auch Christian Purrer, der Vertreter der steirischen Industrie, gibt zu bedenken, dass "die Jobaussichten bei kaufmännischen Berufen nicht so gut sind wie im technischen Bereich."

Wichtige Trägerrakete

Mit gutem Beispiel geht auch die Chemie-Ingenieursschule Graz voran. "Seit Jahren arbeiten wir mit Kindergärten, Volksschulen und Neuen Mittelschulen erfolgreich zusammen. Im Rahmen der ,Kinder-HTL' experimentieren, dokumentieren und diskutieren die Kinder mit Freude und außerordentlichem Engagement. Wir haben bei uns allein 24 Absolventen pro Jahr", erzählt Schulleiterin Andrea Hickel. Begeistert vom Projekt zeigt sich auch Stadtrat Kurt Hohensinner. "Wir setzen in der Stadt ja mittels Stärkenpass und Begabungs-Akademie bereits wichtige Schritte, umso mehr freue ich mich auch über die ,Steirische Kinder-HTL', die als wichtige Trägerrakete fungiert. Wir müssen einfach früh genug in den Nachwuchs investieren, das Bildungssystem braucht stärkenorientierte Ansätze."
Wenn man live mitverfolgt hat, wie begeistert die Kids beim Tag der offenen Tür in der Chemie-Ingenieursschule Dinge ausprobiert haben, dann kann man sich fast sicher sein, dass der eine oder andere den Weg in die Welt der Naturwissenschaften oder Technik finden wird ...

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