Wo Tradition gelebt wird: "Gefragte Frauen" mit Monika Primas
100 Jahre Handwerkskunst im Heimatwerk: Seit 2011 leitet Monika Primas die "Volkskultur Steiermark GmbH".
Traditionelle Elemente neu interpretieren: Nirgendwo sonst in der Steiermark wird das so intensiv gelebt wie in der "Volkskultur Steiermark GmbH". Geschäftsführerin Monika Primas sprach mit der WOCHE über die Tätigkeitsbereiche der "Volkskultur Steiermark GmbH", das Heimatwerk, Trachten und steirische Bräuche.
WOCHE: Jeder kennt das Heimatwerk in der Sporgasse. Was steckt noch hinter der "Volkskultur Steiermark GmbH"?
Monika Primas: Wir sind eine Tochtergesellschaft des Landes Steiermark und sind wirklich dankbar, dass wir als kompetente Kultureinrichtung auch so gute Unterstützung finden. Das Heimatwerk ist sicher der Teilbereich, der der Öffentlichkeit am präsentesten ist. Wir führen aber auch eine Bibliothek inklusive Volksliedarchiv und eine Servicestelle mit Kooperationsprojekten.
Was kann man sich darunter genau vorstellen?
In der Bibliothek inklusive Volksliedarchiv verwalten und betreuen wir eine umfassende volkskulturelle Sammlung, die im Eigentum des Landes Steiermark steht. Diese ist öffentlich zugänglich, und wir freuen uns über die große Nachfrage zu den Themen Brauchtum, Volkstanz oder Volkslied. Wir dienen als zentrale Anlaufstelle zu allen Fragen rund um die steirische Volkskultur – für Studierende, Privatpersonen, den Tourismus, Journalisten oder andere Interessierte.
Sie agieren also interdisziplinär?
Ja, die über- und ineinandergreifende Zusammenarbeit mit mehreren Einrichtungen ist uns enorm wichtig. In der Servicestelle kooperieren wir etwa mit volkskulturellen Verbänden wie Chor- oder Landestrachtenverbänden, der Blasmusik und vielen weiteren.
Brauchtum und heimatliche Verwurzelung boomen derzeit. Welche Erklärung haben Sie dafür?
In Zeiten zunehmender Globalisierung wird das Zuhause immer wichtiger. Die Heimat gerät wieder mehr in das Bewusstsein, und die Menschen sehnen sich nach einer Beständigkeit, denn vieles in der heutigen Zeit ist schnelllebig und vergänglich.
Für viele sind die Heimatwerk-Dirndl unverkennbar und etwas Besonderes. Woran liegt’s?
Wir waren das erste Heimatwerk in ganz Österreich und sind dankbar dafür, dass wir eine eigene Schneiderei im Haus führen können. Unsere Mitarbeiterinnen fertigen jedes Dirndl von Hand an, und diese werden individuell an die Kundinnen angepasst. Unsere Dirndl werden so zu einem "Lebensbegleiter". Wir stellen dabei höchste Qualitätsansprüche hinsichtlich Materialien und Fertigung. Wir ändern auch jedes von uns genähte Dirndl bei Bedarf in späteren Jahren. Meistens werden sie weitergemacht. (lacht)
Sind die Steirer Trendsetter, wenn es um die Tracht geht?
Die Steirer waren im gelebten Brauchtum und in der Trachtenentwicklung immer vorn dabei. In der Steiermark kennen wir über 290 Frauentrachten. Für Graz typisch ist etwa das Bürgerinnenkleid. Grundsätzlich wird zwischen Alltags-, Sonntags- und Festtagsdirndl differenziert. Je festlicher das Dirndl ist, desto edler sind die Stoffe und umso aufwendiger ist die Auszier. Zudem ist eine Dreiteilung in Schnitt-, Farb- und Musterkombination charakteristisch.
Tragen das Aufsteirern oder Andreas Gabalier zur Beliebtheit von Dirndl und Lederhose bei?
Sie alle haben sicherlich einen Anteil daran, dass die Volkskultur aktuell so beliebt ist, sich aber auch ständig im Wandel zwischen Tradition und Innovation befindet. Die Dirndl werden heute gerne mit kräftigeren Farben und kürzer getragen, sind einfach spritziger. Auch Traditionen und Bräuche verändern sich stetig.
Wieso ist die steirische Volkskultur für Sie so besonders?
Wir haben wunderbare Bräuche und Traditionen, um die uns die ganze Welt beneidet. Und die Volkskultur wirkt verbindend, etwa zwischen Generationen. Wir Steirer können ruhig stolz auf unsere vielfältige und reiche regionale Kultur sein.
WOCHE-WORDRAP
Ein Dirndl ist ... wie eine zweite Haut.
Dazu tanze ich ... zu allem, was meine Beine bewegt.
Die Steiermark ist ... das schönste Land, in dem ich leben möchte.
Steckbrief
Geboren am 28. März 1967 in Graz, aufgewachsen in der Weststeiermark
Mutter dreier Töchter
Studierte Lehramt Sport und Geografie sowie Volkskunde
Von 1997 bis 2017 beim Steirischen Volksliedwerk
Seit 2011 "Volkskultur"-Leiterin
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.