Ab 2020
Secop stellt Produktion in Fürstenfeld ein

Die Firma Secop (ehemals Nidec) stellt die Produktion am Standort Fürstenfeld ab 2020 ein. Rund 250 Mitarbeiter verlieren damit ihre Jobs.
  • Die Firma Secop (ehemals Nidec) stellt die Produktion am Standort Fürstenfeld ab 2020 ein. Rund 250 Mitarbeiter verlieren damit ihre Jobs.
  • hochgeladen von Veronika Teubl-Lafer

Aus für die Kühlkompressoren-Produktion der Firma Secop Austria GmbH (ehemals Nidec Global AppliancesAustria GmbH) am Standort Fürstenfeld. Bis August 2020 verlieren 250 Mitarbeiter ihre Jobs.

Eigentlich wären bis 2020 Investitionen von 50 Millionen Euro am Standort in Fürstenfeld und eine Aufstockung auf 700 Mitarbeiter geplant gewesen. Doch bereits im Februar waren die Ausbaupläne ungewiss, nachdem bekannt wurde, dass Nidec ins Visier der Visier der EU-Wettbewerbsbehörde gerutscht war. Trotz intensive Bemühungen seitens der Mitarbeiter und der Politik musste Nidec das Werk in Fürstenfeld zwar verkaufen, jedoch lenkte die EU-Behörde ein und sicherte den Erhalt der Arbeitsplätze mittels hoher Verkaufsauflagen zu.

250 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs

Heute Nachmittag dann die Hiobsbotschaft: die Secop-Gruppe informierte die Mitarbeiter, dass sie die Produktion auf ihre Standorte in der Slowakei und China fokussieren wird. Das bedeutet auch: der Personalstand des derzeit größten Arbeitgebers der Region Fürstenfeld wird von aktuell 350 auf 100 reduziert. Bis Mitte 2020 verlieren damit 250 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.
Der Mitarbeiterabbau fände analog zur Standortverlagerung in die Slowakei statt und solle von März bis August 2020 passieren. Der Standort Fürstenfeld soll künftig als Finanzzentrum der Secop-Gruppe mit Administration fungieren, so Paul Trummer, Sprecher von Secop Austria gegenüber der WOCHE.

"Asiatische Konkurrenz war zu stark"

Die schwache Markt- und Kostenposition der Secop Austria GmbH bei Kompressoren für den Haushaltsbereich in den letzten Jahren, insbesondere aufgrund der Konkurrenz asiatischer Anbieter, zu Verlusten und erodierender Absatzzahlen geführt. Der deutlich negative Ausblick auf den Absatz der kommenden Jahre zwang die Secop-Gruppe nun zu diesem Einschnitt am Standort Fürstenfeld. Durch die Aufgabe des defizitären Haushaltsgeschäfts in Österreich, wolle sich Secop auf sein Kerngeschäft fokussieren. "Mit der Konzentration auf einen europäischen Fertigungsstandort möchte die Secop-Gruppe ihre Wettbewerbsfähigkeit als weltweit führender Hersteller batteriebetriebener Kompressoren sowie Kompressoren für den kommerziellen Bereich stärken", informierte Ricardo Maciel, CEO der Secop-Gruppe.

Sozialplan und Arbeitsstiftung für Mitarbeiter

Das Unternehmen sei sich seiner Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern in Fürstenfeld bewusst. "Die Belegschaft hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, um die Produktionskosten zu senken und die Schließung abzuwenden", erklärt Maciel. In der kommenden Woche werde man gemeinsam mit dem Betriebsrat einen Sozialplan ausarbeiten und gleichzeitig mit dem steirischen Arbeitsmarktservice eine Arbeitsstiftung einrichten, die bei der Jobsuche unterstützt.

Erste Reaktionen der Politik

Noch vor wenigen Monaten hatte sich die Politik intensiv um die Rettung des Firmenstandortes in Fürstenfeld und dessen Mitarbeiter bemüht. Umso betroffener sind darum auch die Reaktionen.

"Faustschlag ins Gesicht der Region"

"Das ist ein Faustschlag ins Gesicht unserer Stadt und unserer Region", ist Bürgermeister Franz Jost fassungslos. "Die Hand, die dazu ausgeholt hat, trägt nicht nur die Farbe des Konzerns, sondern auch die Farben der Europäischen Wettbewerbskommission. Es trifft fleißige Menschen und Familien. Es zeigt sich, dass bestimmte Konzerne trotz politischer Intervention unberechenbar sind. Ich bin schwer enttäuscht", so Jost. Und weiter:"Ich habe mich umgehend mit der Landesregierung und unserer EU-Vertretung in Brüssel in Verbindung gesetzt und eingefordert, dass die Vertragsvereinbarungen und EU-Auflagen genau geprüft werden."

"Aufmerksamkeit gilt betroffenen Mitarbeitern"

Über viele Jahre hinweg hätte man für den Erhalt dieses Standortes und ihre Mitarbeiter gekämpft, mit allen Mitteln und auf allen Ebenen, so der Bürgermeister. "Unsere größte Aufmerksamkeit gilt nun den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir müssen diese arbeitsmarktpolitische Wunde wieder schließen. Das ist Fürstenfeld schon mehrmals gelungen", nennt Jost die Firmen Eumig, Kapsch, Tridonic, Austria Tabak als Beispiele.
Ungeachtet der Arbeitsstiftung möchte der Bürgermeister sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um unsere künftigen und aussichtsreichen Projekte in den Gewerbegebieten zu beschleunigen.

"Stehen hinter den Mitarbeitern"

Dass man voll hinter allen Mitarbeitern stehe, erklärte auch Landeshauptmann Stellvertreter Michael Schickhofer: "Gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice und der Arbeiterkammer werden wir alles Menschenmögliche unternehmen, dass die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder Arbeit in ihrer Region finden können. Wir lassen niemanden im Stich.“  Fassungslos reagiert auch der Präsident der steirischen Arbeiterkammer, Josef Pesserl:„Oberste Priorität habe in dieser Situation die Existenzsicherung der 250 betroffenen Mitarbeiter und deren Angehörigen.

"Brüssel muss zu seiner Verantwortung stehen"

Empört zeigen sich Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und Soziallandesrätin Doris Kampus: „Wir haben die EU-Wettbewerbsbehörde von Anfang an davor gewarnt, dass die aktuellen Regeln der Europäischen Union Arbeitsplätze in den Regionen gefährden. Das geltende EU-Wettbewerbsrecht hat den Verkauf des Fürstenfelder Standortes von Nidec an Secop erzwungen. Hier braucht es dringend eine Reform, die das Wohl der Menschen in den Regionen im Fokus hat." Nun gelte es zu prüfen, inwieweit die nun getroffene Entscheidung durch die Auflagen, die die Wettbewerbsbehörde dem neuen Eigentümer beim Kauf erteilt hat, entspricht. „Nun muss Brüssel zu seiner Verantwortung stehen und die Einhaltung von Auflagen auch konsequent überprüfen", so die beiden Landesrätinnen, die an Secop Austria appellieren die Region nicht im Stich zu lassen.

"Es gilt alle Kräfte zusammenzuziehen"

FPÖ-Landesparteiobmann und Klubobmann Mario Kunasek betont:"Dass die Kompressoren-Produktion der Firma Secop Austria in Fürstenfeld bis Mitte 2020 eingestellt werden soll, stellt den steirischen Wirtschaftsstandort vor große Herausforderungen. Es gilt nun alle Kräfte zusammenzuziehen, um den rund 250 betroffenen Mitarbeitern schnellstmöglich eine neue berufliche Perspektive zu bieten. Das AMS sollte in diesem Fall auch aktiv vom Sozialressort des Landes sowie dem Sozialministerium unterstützt werden, um möglichst umfassende Hilfestellung zu leisten."

Großer Einsatz für Mitarbeiter von Nidec
Hohe Polit-Visite im Nidec-Werk Fürstenfeld

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