Gastroszene
Von "Es reicht" bis "Wir sperren auf"

Kein Betrieb, obwohl zahleiche Konzepte für eine sichere Gastro vorliegen. Gastro, Hotelerie, Kultureinrichtungen und Sportvereine sind über die Lockdownverlängerung enorm verärgert. | Foto: pixabay
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  • Kein Betrieb, obwohl zahleiche Konzepte für eine sichere Gastro vorliegen. Gastro, Hotelerie, Kultureinrichtungen und Sportvereine sind über die Lockdownverlängerung enorm verärgert.
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INNSBRUCK. Die Beschreibung der Gefühlswelt der heimischen Gastronomen nach der neuerlichen Lockdown-Verlängerung würde wohl ein Meisterwerk der Darstellung menschlicher Enttäuschungen sein. Aber nicht nur die Gastro und die Hotelerie steigen auf die Barrikaden und kritisiert den andauernden Kampf um eine Senkung der Inzidenzzahlen auf Kosten des gesellschaftlichen Lebens. Auch Kultureinrichtungen und Sportvereine können der Sinnhaftigkeit des unterschiedlichen Regelwerks kaum mehr folgen.

Sperren wir auf?

"Wir sperren alle am 1 März auf, wer ist dabei?" lautet die Frage eines bekannten Innenstadtgastronoms. Die Antworten spiegeln die Verärgerung, Verwunderung und das Unverständnis der Lockdownverlängerung wider. Am 15. März 2020 hatte Landeshauptmann Günther Platter den ersten "Hausarrest" verordnet. Aktuell sind der Gastronomie seit 15 Wochen die Hände gebunden. Neben den Existenzängsten der Gastronomie und Hotelerie sind auch die Folgewirkungen enorm. "Die fehlende Gastronomie und Hotellerie wird in den kommenden Wochen im Lockdown light zu Umsatzverlusten von über 200 Millionen Euro pro Woche führen", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Und von Seiten der WK Tirol heißt es: "Die geschlossene Gastronomie und Hotelerie trifft nicht nur diese Branchen schwer, sondern auch tausende Zulieferbetriebe - von Lebensmittelgroßhändler über Obst- und Gemüsehändler bis hin zu Weinhändler und Blumenhändler. Der Totalausfall großer Kunden resultiert für sie in massiven Umsatzeinbrüchen." Erich Schwarzenberger, Obmann des Tiroler Agrarhandels: „Seit Monaten wird unseren Betrieben immer wieder Unterstützung zugesagt, doch offenbar ist die Bundesregierung nicht Willens oder in der Lage, ihre Zusagen einzuhalten. Ende Dezember 2020 wurde medial wirksam verkündet, dass Zulieferbetriebe ab Ende Jänner 2021 einen Umsatzersatz beantragen können. Jetzt haben wir Mitte Februar und wir warten nach wie vor darauf. Diese Politik des Vertröstens ist nicht nur nervenaufreibend, sondern treibt viele Betriebe an den Rand des Ruins.“

Es reicht

Einige "To go"- Angebote, Umbauarbeiten oder Renovierungen der Lokale sind die wenigen Arbeitsmöglichkeiten für Cafe´s, Bars oder Restaurants. Immer wieder haben die Innsbrucker Gastronomen die Gespräche mit Politikern gesucht. Auch eine Übergabe einer Petition durch über 100 Gastronomen an Landeshauptmann Platter am Landhausplatz war geplant. "Wir haben zahlreiche Konzepte und Ideen für einen sicheren Gastbetrieb erarbeitet. Die jetzige Lockdownverlängerung in Wirrwarr an Erlaubten und Verbotenen ist einfach nicht verständlich", bilanziert ein Restaurantbesitzer. Ein Paradebeispiel für die Situation ist die aktuelle Wintersport-Testverordnung. "Ganz ehrlich, eine Verordnung, die mehrfach angepasst werden muss und dann immer noch nicht allgemein verständlich ist, kann es doch nicht sein." In welcher Art und Weise die Innsbrucker Gastronomen ihrem Unmut Luft machen werden "befindet sich derzeit in einer intensiven Diskussionsphase".  Unterstützung sehen die Gastronomen auch in Studienergebnissen, wie beispielsweise von der TU Berlin. "Generell wollen wir nicht von irgendeiner Partei vereinnahmt werden. Wir wollen klare Antworten auf unser Fragen. Wir wollen klare Stellungnahmen zu unseren Konzepten. Wir wollen endlich eine nachvollziehbare Strategie von den Verantwortlichen", wird abschließend die derzeitige Situation für die Innsbrucker Gastronomie zusammengefasst.

In einer aktuellen Studie zeigt die TU Berlin die Ansteckungsgefahren in Innenräumen unter verschiedenen Voraussetzungen. | Foto: TU Berlin
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Das passt nicht zusammen

Auch in den Sportvereinen stossen die Regelungen auf Unverständnis. So meint Sport Austria-Präsident Hans Niessl , der 15.000 vertritt: "Aus Sicht von Sport Austria ist es unverständlich, dass jene Maßnahmen, die für die Schulen Gültigkeit haben, nicht auch im Sport zur Anwendung kommen: Kinder mit einem gültigen negativen Corona-Test dürfen in die Schule gehen, aber nicht im Sportverein unter entsprechenden sportartenspezifischen Auflagen und einem gültigen negativen Test Sport betreiben. Das passt nicht zusammen. Die Auswirkungen des Lockdowns - insbesondere auf Kinder und Jugendliche - im psychischen und physischen Bereich werden von Woche zu Woche größer. Mit jedem Tag wird es schwieriger, sie wieder in Bewegung zu bringen. Der Lockdown im Sportbereich vermindert die körperliche Bewegung und wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Das darf nicht weiter ignoriert werden. Leider aber berücksichtigt Gesundheitsminister Anschober den Sport bis jetzt nicht als Gesundheitsfaktor..."

Sichere Gastro: so war es im Mai 2020. | Foto: WKO
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