Geschichte
Zeitzeugengespräch beeindruckt Berufsschüler

 Fachlehrer Christoph Stich, Elisa, Anna und Hermine neben Frau Ingrid Portenschlager | Foto: Foto: Franz Michael Zagler
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Es gehört seit vielen Jahren zur Tradition der Landesberufsschule Langenlois, mehrmals im Jahr ein Zeitzeugengespräch für die Schülerzu ermöglichen.

LANGENLOIS. Die Zeitzeugin der zweiten Generation, Ingrid Portenschlager erzählte diesmal die Geschichte ihres Vaters Ernst Reiter, der als Bibelforscher wie früher Jehovas Zeugen genannt wurden, nach viereinhalb Jahren KZ Flossenbürg schwer traumatisiert nach Hause kam.

"Aus Fehlern lernen"

Der berührende Vortrag der 73-Jährigen holte den Holocaust und seine grausamen Auswirkungen in die Jetztzeit. „Aus Fehlern lernt man“, so Portenschlager „aber hätten wir wirklich aus der Geschichte gelernt, hätten wir heute keinen Krieg in der Ukraine.“ Die 88 Schüler verfolgten aufmerksam die Erzählungen über Portenschlagers Vater, der Einzelhaft, Folter und Hunger durchlebte, nur weil er den Dienst mit der Waffe verweigerte. Stets sagte er: „Durch meine Hand wird keine Frau zur Witwe und kein Kind zum Waisen.“

So überlebte der Vater

Ernst Reiter überlebte alle Torturen ohne Verbitterung und Hass. Selbst den Todesmarsch am Ende des Krieges überstand er. Die 23köpfige Gruppe der Bibelforscher mit dem Lila Winkel, der Ernst Reiter angehörte, hielt eisern zusammen und jeder opferte sich für den anderen auf. So organisierten sie sich eine Schubkarre, in die sie den jeweils Schwächsten unter ihnen legten.

Mit dem Herz sehen

Dieser gelebte Zusammenhalt war eine der Lehren, die Tochter Ingrid für ihr Leben zog. Ihr Vater mahnte seine drei Töchter, mit allen Menschen gut auszukommen und das Positive zu sehen. Noch heute erinnert sie sich an das weiße Blatt Papier mit einem schwarzen Punkt in der Mitte. Auf die Frage ihres Vaters, was sie denn sehe, wies sie auf den schwarzen Punkt hin. Ihr Vater lehrte sie, alle Menschen als ein weißes Blatt Papier zu sehen, statt sich auf die Fehler, die jeder hat, zu konzentrieren. Auch lehrte er sie, mit Lebensmittel nie verschwenderisch umzugehen. Als sie sich als Kinder einmal über ein hartes Brot beschwerten, sagte er: „Kein Brot – das ist hart.“

Schüler sind beeindruckt

Die Botschaft kam an. Drei Schülerinnen beschrieben direkt im Anschluss ihre Eindrücke.
Anna: „Durch diesen Vortrag wurde die Geschichte für mich viel greifbarer. Ich dachte, ich wäre live dabei. Am Ende hoffe ich, dass die Gesellschaft nicht vergisst, die Gefühle nicht unterdrückt und aus der Geschichte lernt.“
Hermine: „Die Geschichte empfand ich viel klarer als im Unterricht. Ich habe den Film Schindlers Liste gesehen und dachte mir: Echt krank, was da abging. Und dann höre ich, wie der Vater von Fr. Portenschlager den Film kommentierte: „Schön wär‘s, wenn es so gewesen wäre.“ Für mich waren die Erzählungen richtig emotional!“

Stell dir vor, es ist Krieg ...

Elisa: „Ich kann mir die Qualen von Ernst Reiter nicht vorstellen – ich will sie mir gar nicht vorstellen. Wir haben dagegen ein wirklich schönes Leben. Es ist wichtig, dass diese Geschichte weitererzählt wird. Man hofft, dass so etwas nie mehr wieder passiert. Die Welt dreht sich leider in eine bedenkliche Richtung.“
Der Nachmittag endete mit dem Satz: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Diese Perspektive machte Mut. Man spürte die Entschlossenheit der SchülerInnen, die Geschichte nicht wiederholen zu wollen und – so schloss sich der Kreis – aus Fehlern doch zu lernen.

 Fachlehrer Christoph Stich, Elisa, Anna und Hermine neben Frau Ingrid Portenschlager | Foto: Foto: Franz Michael Zagler
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