Esterhazy-General Stefan Ottrubay: "Wir sind der größte Bio-Betrieb Österreichs"
Stefan Ottrubay, General der Esterhazy-Betriebe, im Interview über "sein" Unternehmen, Josef Haydn und die EU.
Was ist das für ein Gefühl, die Güter und Betriebe einer Familie zu führen, deren Stammbaum 400 Jahre zurückreicht?
Die Esterhazys waren Hochadel. Wofür steht der Name Esterhazy heute?
Für Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz, breite Verwaltung und Entwicklung von Immobilien, Tourismus und Kultur auf hohem Niveau. Reine Folklore betreiben wir nicht.
Mit 40.000 Hektar sind die Esterhazy-Stiftungen zweitgrößter Grundbesitzer Österreichs. Was passiert auf diesen Flächen?
Mehr als ein Drittel stehen unter Schutz: Der Schilfgürtel und das Seegebiet rund um den Neusiedler See, davon ein Großteil des Nationalparks. 22.000 Hektar sind Teil der Forstwirtschaft, mit vielen kleinen „Inseln“, die als Urwälder belassen sind.
Und Landwirtschaft betreibt man auch, oder?
Insgesamt auf 5600 Hektar; davon sind 2100 Hektar rein biologisch bewirtschaftet. Wir sind damit der größte Bio-Betrieb Österreichs. Von Weizen bis zu Öl-Kürbissen.
Wir haben vier große historische Standorte, wo Konzerte, Opern, Events und Ausstellungen stattfinden: Im Schloss Esterhazy in Eisenstadt, auf Burg Forchtenstein, im Steinbruch St. Margareten und im Schloss Lackenbach.
Was bringt das für die umliegenden Regionen?
Die Wertschöpfung ist ganz erheblich. Im Vorjahr waren es rund 510.000 zahlende Gäste. Jährlich investieren wir circa zehn Millionen Euro in Tourismus und Kultur.
Heuer gibt's auch ein neues Festival, oder?
Ja. Wir starten im September in Eisenstadt mit "Herbstgold". Ein Festival mit klassischer Musik, Jazz und Balkan-Roma-Musik. Dazu kommen der Wein und die Kulinarik.
Sagen Sie: Wie viele Leute beschäftigt Esterhazy?
Insgesamt im Schnitt rund 285 Personen. Dazu kommen noch etwa 200 in diversen Partnerbetrieben.
Stefan Ottrubay zum Vorbild Schweiz: "Die Schweizer Demokratie hat 800 Jahre gebraucht, bis sie zu dem wurde, was sie heute ist. Soviel Zeit hat die EU nicht." (Foto: Linda Osusky)
Und hier rund um das Schloss Esterhazy in Eisenstadt lustwandelte und arbeitete also einst Josef Haydn.
Haydn wurde 1761 von Fürst Paul II. Anton Esterházy, der Feldmarschall unter Maria Theresia war, engagiert. Fürst Paul hat den Job ausgeschrieben, eigentlich wie heute. Haydn hat sich beworben und die Stelle bekommen. Er war über 40 Jahre Hofkapellmeister bei Esterhazys.
Die für ihn angeblich eine Oper gebaut haben?
Ja. Im Schloss Fertőd, südlich vom Neusiedlersee in Ungarn. Maria Theresia war immer wieder Gast bei Haydn in Fertőd. Nur dort, so sagte sie, könne man eine gute Oper hören.
Zur Zukunft: Wie können die Esterhazy-Betriebe und eine Region wie das Burgenland in der globalisierten Welt überleben?
Das Burgenland und die Esterhazy-Betriebe stehen für Fortschritt. Aber in Verbindung mit Lebensqualität und Natur. Die Menschen haben ein Bedürfnis nach Erlebnis, Kultur, Erholung und Geschichte. Das hat Zukunft für die nächsten 200 Jahre.
Und als Unternehmen...
...müssen wir uns spezialisieren und hohe Kompetenz zeigen. Etwa mit unseren Forschungen in der biologischen Landwirtschaft oder in der Forstwirtschaft zum Thema Klimawandel.
Eine Frage an Sie als gebürtiger Schweizer: Ist die Schweiz ein Vorbild für die EU?
Die Schweizer Demokratie hat 800 Jahre gebraucht bis sie zu dem wurde, was sie heute ist. Soviel Zeit hat die EU nicht.
Sie kommen viel herum: Verstehen Sie den Nationalismus in Osteuropa?
Sehen Sie: Länder wie Polen, Tschechien oder Ungarn sind nach Jahrhunderten erstmals seit 1990 wirklich frei. Und jetzt kommt Brüssel mit all seinen Auflagen. Das erklärt die Spannungen.
Leider nein (lacht). Ich wohne mit meiner Familie in einem normalen modernen Haus.
Das Interview führten Christian Uchann und Wolfgang Unterhuber.
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