Bodenversiegelung
Aufregung um das neue Gewerbegebiet in Hengsberg

Die beiden Anrainer Angelika Höller-Schmitt und Helmut Meyer setzen sich für die Äcker und gegen die geplante Gewerbezone ein.  | Foto: RMS
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Anrainerinnen und Anrainer ärgern sich, die Grünen orten Missstände bei den Flächenwidmungen. Rund um das Gewerbegebiet in Hengsberg wird erneut die voranschreitende Bodenversiegelung im Bezirk Leibnitz diskutiert. 

HENGSBERG. "Beton statt Acker! Nein danke!" heißt es von Seiten der Anrainerinnen und Anrainer, die gegen die geplante Gewerbezone in Schrötten vorgehen. Den Einwohnerinnen und Einwohnern ist unklar, warum der Bebauungsplan für eine Gewerbefläche beschlossen wurde, die nach wie vor landwirtschaftlich genutzt wird. Die betroffenen Anrainerinnen und Anrainer sorgen sich um das Hochwasser, das auch Teile von Hengsberg im letzten Jahr stark überschwemmt hatte und fühlen sich von der Gemeinde hintergangen: "Wir haben Angst, dass wir wieder absaufen. Die Bebauung geht auf Kosten von Mensch und Natur, wenn die Äcker versiegelt werden", so die Anrainerin Angelika Höller-Schmitt.

Hoher Wasserstand und Überschwemmungen im betroffenen Gebiet sind laut Bevölkerung keine Seltenheit. | Foto: Meyer
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Auch Helmut Meyer ärgert sich als direkter Betroffener: "Die Gemeinde hat hinter unserem Rücken die Grundstücke umgewidmet, wir wurden nicht gefragt. Wir haben Angst, das Wasser steht uns wortwörtlich bis zum Hals." Er wundert sich: "Wie kann ein Grund, auf dem ein Einfamilienhaus steht, plötzlich als Gewerbegrund gewidmet werden?" Auf dem genannten Gewerbegebiet hinter dem Bacherlwirt in Schrötten soll eine Lagerhalle und eine Werkstätte errichtet werden, was bei der Bevölkerung auf Unverständnis und Unmut stößt. 

Grünen Klubobfrau Sandra Krautwaschl und Landwirtschaftssprecher der Grünen Andreas Lackner gemeinsam mit den Anrainern aus Hengsberg.  | Foto: RMS
  • Grünen Klubobfrau Sandra Krautwaschl und Landwirtschaftssprecher der Grünen Andreas Lackner gemeinsam mit den Anrainern aus Hengsberg.
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Grüne orten Missstände bei Umwidmungen 

Sandra Krautwaschl von den steirischen Grünen sieht hier nur einen weiteren Misstand des "Flächenfraßes", der in der Steiermark seit Jahrzehnten ungehindert fortschreite und hat sich die Situation gemeinsam mit Andreas Lackner, Landwirtschaftssprecher der steirischen Grünen und Bundesobmann der Bäuerinnen und Bauern vor Ort angesehen. Der Grünen Politikerin gehe es um ein Neuwidmungsverbot, insbesondere dort, wo Baulandüberhang besteht und kritisiert die "unnötige" Flächenverbauung in den Gemeinden: "Wir drängen vehement darauf, klare Ziele zu vereinbaren und die Landesregierung wehrt sich dagegen. Ich habe die Nase voll von Bekenntnissen, die nichts bringen und auf Kosten der Bevölkerung gehen."

Hinter dem "Bacherlwirt" in Schrötten soll die geplante Gewerbezone entstehen. | Foto: RMS
  • Hinter dem "Bacherlwirt" in Schrötten soll die geplante Gewerbezone entstehen.
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"Unsere steirischen Äcker verschwinden unter Beton und werden zunehmend versiegelt. Wir fordern ein strengeres Raumordnungskonzept von der Landespolitik, sodass die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister weniger Spielraum in den Gemeinden haben." 
Sandra Krautwaschl, Klubobfrau der steirischen Grünen 

Bezirk Leibnitz verbraucht viel Bodenfläche

"Österreich ist eines der top Länder im Bodenverbrauch und der Bezirk Leibnitz ist ganz vorne dabei. In den letzten zehn Jahren sind mehr als 50.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche steiermarkweit verloren gegangen. Die Ernährungssicherheit für die Bevölkerung ist bei einem so hohen Bodenverbrauch langfristig nicht mehr gegeben, wenn die Äcker unter dem Beton verschwinden. Zudem schaffen wir uns damit Abhängigkeiten gegenüber anderen Ländern, die - wie die jüngsten Krisen gezeigt haben - schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen können", erklärt Andreas Lackner.

Bürgermeister sieht keine Fehler bei Widmungen

Bürgermeister Manfred Rechberger (ÖVP) bemüht sich um eine Richtigstellung der Vorwürfe: "Meines Erachtens gab es in der Vergangenheit entsprechende Informationen zu den Widmungen, die Bevölkerung wurde auch bei einer Bürgerversammlung informiert. In Wirklichkeit gibt es bislang nur das Ansuchen der Familie Schwarzbauer auf diesem Gebiet, eine Lagerfläche samt Werkstatt zu errichten. Ansonsten sind uns noch keine weiteren Pläne bekannt. Im Vergleich zu anderen Gemeinden, haben wir ein sehr kleines Gewerbegebiet, was sich natürlich auf die Kommunaleinnahmen auswirkt. Viele unserer 1500 Einwohnerinnen und Einwohner müssen in andere Gemeinden fahren, da wir wenig Infrastruktur haben. Ich würde mir einen Nahversorger wünschen oder den Ausbau von Betreuungseinrichtungen."

"Ich distanziere mich von dubiosen Widmungen und habe nicht das Gefühl, dass wir auf kommunaler Ebene viel Mitspracherecht haben, was das Raumkonzept betrifft, es gibt Vorgaben. Ich würde mir mehr Gewerbe wünschen, die unsere Gemeinde wirtschaftlich beleben. Ein spannender Vergleich ist sicher, wie viel Boden in den anderen Gemeinden prozentuell versiegelt wird."
Manfred Rechberger, Bürgermeister in Hengsberg

Manfred Rechberger (r.) übernahm letztes Jahr das Bürgermeisteramt von Johann Mayer. | Foto: Gemeinde
  • Manfred Rechberger (r.) übernahm letztes Jahr das Bürgermeisteramt von Johann Mayer.
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Kein Zusammenhang zwischen Gewerbe und Hochwasser

Die Sorge der Anrainerinnen und Anrainer über mögliche weitere Überschwemmungen in diesem Gebiet kann der Bürgermeister nachvollziehen, stellt allerdings klar, dass diese keinen Zusammenhang mit dem Gewerbegebiet haben: "Bei Gewerbevorhaben müssen entsprechende Entwässerungskonzepte vorgelegt werden. Es gibt einen nahen Bach, der entwässert. Leider wurde bei landwirtschaftlichen Arbeiten ein Graben zugepflückt, dies lässt sich aber beheben." 

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