Mitarbeiter warten auf Kündigung
Jugendzentrum "Wave" steht vor der Schließung

- Die neue Leibnitzer Stadtregierung sorgt für einen Paukenschlag und plant die Schließung von "Wave", wie aus der nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung durchsickerte. Mittlerweile wird das Thema lautstark öffentlich diskutiert.
- hochgeladen von Waltraud Fischer
Noch im Februar 2025 wurde das Jugendzentrum "Wave" in Leibnitz vom Land für die besonders gelingende Arbeit ausgezeichnet und die Ehrengäste mehrerer Fraktionen unterstrichen die wertschätzende Arbeit des Teams. Jetzt steht der Treffpunkt für Jugendliche in der Klostergasse vor dem Aus.
LEIBNITZ. Mit Freude konnte das Team von "Wave" in Leibnitz Anfang des Jahres eine wertschätzende Urkunde für die engagierte Arbeit entgegennehmen, wenige Monate später ist zu befürchten, dass das Jugendzentrum "Wave" in der Klostergasse noch heuer geschlossen wird und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rechnen damit, dass sie demnächst offiziell von der Beendigung des Dienstverhältnisses informiert werden.
Die Opposition (SPÖ, Neos und Grüne) weist die Entscheidung, hinter der die FPÖ, die ÖVP und das Bürgerforum steht, auf das Schärfste zurück. Der von den Oppositionsparteien eingebrachte Dringlichkeitsantrag zum Jugendzentrum "Wave" wurde bei der Gemeinderatssitzung abgelehnt. "Die Jugendarbeit in Leibnitz scheint der Stadtregierung nicht wichtig zu sein", schreibt SPÖ-Vizebürgermeister Rene Kniewallner. Ihren Ärger über die bevorstehende Schließung von "Wave" machen auch Berndt Hamböck (NEOS) und Anita Winkler (Grüne) Luft.

- Max Pratter ist seit der Gründung des Jugendzentrums Ansprechpartner für die Jugend in Leibnitz.
- hochgeladen von Waltraud Fischer
Das sagt der Bürgermeister
"Wir werden die Jugendarbeit in Leibnitz auf neue Beine stellen. Einerseits werden wir auf die Mobile Jugendarbeit 'Moja' setzen und andererseits wollen wir die Vereine stärken, die in Leibnitz ausgezeichnete Jugendarbeit machen", betont Bürgermeister Daniel Kos, der meint, "dass das der richtige Weg ist". Gespräche mit "Wave" habe es im Vorfeld gegeben.
Die Kosten-Nutzenrechnung sehe für die Stadt durch die Schließung von "Wave" jährliche Einsparungen von rund 150.000 Euro (inklusive Personal und Nebenkosten - Sanierung der Räumlichkeiten, etc.) vor.

- Das Jugendzentrum "Wave" wurde 2011 in Leibnitz eröffnet.
- hochgeladen von Waltraud Fischer
"'Wave' besteht seit 2011 und ist weit über die Bezirksgrenzen hinaus etabliert. Die Mobile Jugendbetreuung war als Ergänzung eng mit dem Jugendzentrum in Verbindung. Das Jugendzentrum ist eine stationäre Anlaufstelle für Jugendliche, die halt eben nicht so grad zur Poolparty bei sich zu Hause einladen können. Die Mobile Jugendbetreuung kommt einmal in der Woche 'vorbei' und ist für den ganzen Bezirk zuständig. Das ist der wesentliche Unterschied", betont die Grüne Gemeinderätin Anita Winkler und stellt die Frage in den Raum: "Wieviele der Gemeinderäte, die dagegen gestimmt haben, waren überhaupt jemals im 'Wave' und haben sich die Arbeit dort angeschaut?" "Das kommt mir so vor wie die Idee, einfach die Mistkübel wegzuräumen, um das Müllproblem zu beseitigen", so Winkler.
Viele Politiker besuchten Jugendzentrum nie
Jugend- und Soziokulturarbeiter Max Pratter ist seit 2011 im Jugendzentrum Leibnitz tätig und kann die Entscheidung der neuen Leibnitzer Stadtregierung nicht nachvollziehen. Immer wieder wurden die Stadtpolitikerinnen und Stadtpolitiker - auch heuer - ins Jugendzentrum eingeladen, allerdings ohne Erfolg. "Nach vier Anläufen, ist es kurz vor der Gemeinderatssitzung zu einem Gespräch mit Bürgermeister Daniel Kos, Vizebürgermeister Jochen Pießnegger und dem Bürgerforum gekommen", bedauert Pratter die Entscheidung.
Auch Jugendzentrum-Mitarbeiterin Martha Ortner zeigt sich betroffen. Die Kindergarten-, Hort- und Sozialpädagogin (in Ausbildung zur Psychotherapeutin) ist seit 2016 im Jugendzentrum Leibnitz beschäftigt: "'Wave' ist für mich ein Ort mit besonderer Bedeutung, weil hier weit mehr passiert als nur Freizeitgestaltung."

- Der neue Generationenpark wurde gemeinsam mit der Jugend verwirklicht.
- Foto: Waltraud Fischer
- hochgeladen von Waltraud Fischer
Immerhin leben in Leibnitz 2.500 Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, wobei als Zielgruppe Personen bis zum 26. Lebensjahr gelten. Davon erreicht das "Wave" zehn bis elf Prozent jährlich.
2025 wurden im "Wave" bis dato insgesamt rund 350 bis 400 Einzelbesuche gezählt. "Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Jugendlichen oft zu zweit kommen. In starken Wochen besuchen uns durchschnittlich rund 150 bis 200 Jugendliche im Jugendzentrum, wobei wir niederschwellige Unterstützung anbieten. Wir sind für Fragen, Probleme und Sorgen aller Art da und können bei einem Kaffee gut mit den Jugendlichen sprechen", erzählt Pratter.

- Große Freude herrschte im Februar 2025 im Jugendzentrum bei der Verleihung der Urkunde an das Team des Jugendzentrums.
- Foto: Wave
- hochgeladen von Waltraud Fischer
Sozialorientierte Angebote
Neben dem offenen Betrieb wurden über das Jahr vom "Wave" zahlreiche Aktionen aus dem jugendkulturellen und informellen Bildungsbereich umgesetzt. Dazu gehören Ausflüge, Kreativangebote, sportliche Aktivitäten und thematische Abende (vom Open Air über die Jugenddisco und Poetry-Slam bis zur Gartenparty und Keramikworkshops), die den sozialen Zusammenhalt fördern und den Jugendliche neue Perspektiven eröffnen.
Die sozialraumorientierten Angebote zeigen deutlich, dass das Jugendzentrum "Wave" nicht isoliert arbeitet, sondern eng mit dem städtischen Raum und der gesamten Gemeinschaft verbunden ist. "Junge Menschen erleben Verantwortung, Engagement und Teilhabe - Werte, die langfristig die gesellschaftliche Entwicklung positiv beeinflussen", betont das "Wave"-Team.

- Im September 2024 wurde der Vorplatz beim "Wave" als Generationenpark gestaltet: Max Pratter, Jugendzentrum "Wave" mit Ronald Würflinger, Generalsekträter "Blühendes Österreich" beim Aussäen der Wildblumensamen.
- Foto: RMA
- hochgeladen von Kerstin Reinprecht
Die vom Land derzeit noch geförderte "Mobilie Jugendarbeit "Moja", die seit dem Frühjahr im Bezirk Leibnitz mit an Bord ist, sieht Pratter aus langjähriger Erfahrung als "super Ergänzung, aber nicht ausreichend für eine Bezirksstadt".
"Das Jugendzentrum Leibnitz kostete der Stadt jährlich 109.000 Euro, der Rest der Kosten wurde vom Land getragen", rechnet Pratter vor.
Steiermarkweit sollen weitere Jugendzentren von einer Schließung betroffen sein.
Darüber haben wir im Februar 2025 berichtet:
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.