Sport
Interview mit Bodybuilding Vize-Weltmeister René Potocnik

Der Weltmeister der Herzen kommt aus dem Bezirk Leibnitz, René Potocnik wusste zu überzeugen.  | Foto: privat
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  • Der Weltmeister der Herzen kommt aus dem Bezirk Leibnitz, René Potocnik wusste zu überzeugen.
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Der Obervogauer René Potocnik hat sich kürzlich bei der Nabba Bodybuilding-Weltmeisterschaft in Mexiko sensationell den Vizeweltmeistertitel gesichert. MeinBezirk.at hat sich mit ihm über Hänseleien in der Schule, Arnold Schwarzenegger und seine Lebensphilosophie unterhalten. 

MeinBezirk.at: Wie bereitet man sich für so einen großen Wettkampf wie die Weltmeisterschaft vor?

René Potocnik: Ich war seit sieben Monaten in der Vorbereitungsphase und habe insgesamt 150 Kilogramm Hühnchen gebraucht. 120 Kilogramm Reis und eine große Menge an Gemüse und Nahrungsergänzungsmitteln. Das bedeutet die Kosten und der Aufwand waren schon enorm, vor allem wenn man dann noch die Reisekosten dazurechnet. 

Ist Bodybuilding so etwas wie eine Lebenseinstellung?

Potocnik: Um vier Uhr in der Früh stehe ich auf und bereite mir die erste Mahlzeit zu, diese muss genau abgewogen werden. Denn die Ernährung ist die größte Herausforderung wenn man diese Randsportart betreiben. Also ja, jeden Tag so zu starten kostet schon einmal viel Kraft. Bodybuilding ist auf jeden Fall eine Lebenseinstellung, dafür muss man geboren sein, denn der Weg den man einschlägt ist extrem. 

Der Obervogauer mit seiner Trophäe.  | Foto: privat
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Wie lange sind Sie schon aktiv?

Potocnik: Ich trainiere seit 21 Jahren leidenschaftlich und an Wettkämpfen nehme ich seit dem Jahr 2016 teil.

Hat es einen entscheidenden Punkt gegeben an dem Sie gesagt haben: "so jetzt möchte ich Bodybuilder werden?"

Potocnik: Ja tatsächlich, denn als ich noch in die Schule gegangen bin, haben mich meine Mitschüler gehänselt, da ich ein sehr dickes Kind war. Gleichzeitig wurde Arnold Schwarzenegger ein großer Star den ich bewundert habe, denn ich wollte auch so stark, cool und kräftig sein wie er, um die Hänseleien nicht mehr aushalten zu müssen. Ich wusste, wenn ich so aussehen würde wie er, würden mich meine Mitschüler mehr respektieren. Also bin ich eines Tages zum Hofer gegangen und habe mir ein paar Hanteln gekauft, so hat das eigentlich angefangen. 

Also kann man sagen, dass Arnold Schwarzenegger für Sie ein großes Vorbild war?

Potocnik: Ja auf jeden Fall, er und Silvester Stallone haben mich extrem beeindruckt, wenn ich diese beiden nicht gesehen hätte, dann wäre ich den heutigen Weg mit Sicherheit nicht gegangen. 

Umso glücklicher dürfte es Sie wohl machen, dass Sie nun gewissermaßen in seine Fußstapfen getreten sind oder?

Potocnik: Natürlich bin ich glücklich über meinen Vize-Weltmeistertitel, ich hatte auch die gleichen sportlichen Ziele wie er. Arnold Schwarzenegger war ja auch ein Mitglied des selben Verbands wie ich (Nabba), ehrlicherweise muss man sagen, dass er deutlich besser als ich in den verschiedenen Wettbewerben abgeschnitten hat (lacht). 

Arnold Schwarzenegger ist für René Potocnik immer schon ein großes Vorbild gewesen. | Foto: privat
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Und wie sieht es dann eigentlich mit Ihrer Schauspielkarriere aus?

Potocnik: Sehr schlecht, leider (lacht). 

Haben Sie auch negative Erfahrungen mit diesem Sport gemacht?

Potocnik: Ja leider, denn ich habe viele meiner Freunde verloren. Man ist schlicht und ergreifend so fokussiert auf die Wettkämpfe und die Ernährung, dass man das Rundherum vergisst. Da bleibt für andere Hobbys so gut wie keine Zeit mehr. Entweder gibt man für sein Ziel Vollgas oder man lässt es bleiben. Bodybuilding ist eine Art Extremsportart, die mit viel Leidensfähigkeit verbunden ist, dessen muss man sich bewusst sein.

Lässt sich Ihr Beruf mit dem Bodybuilding vereinbaren?

Potocnik: Ich bin Schweißer bei der Holding Graz, ich würde sagen beruflich lässt sich das auf jeden fall miteinander vereinbaren, doch es entstehen eher Probleme im Privatleben. ich habe das vorher schon kurz angerissen, mittlerweile habe ich nur mehr zwei Freunde, diese stehen aber zu 100 Prozent hinter mir und verstehen meine Leidenschaft, dafür bin ich Ihnen auch dankbar. 

Bodybuilding ist mehr eine Lebenseinstellung als ein Hobby. | Foto: privat
  • Bodybuilding ist mehr eine Lebenseinstellung als ein Hobby.
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Auch meine Lebensgefährtin Britta habe ich in dieser intensiven Vorbereitungszeit verloren, da ich sie vernachlässigt habe und ausschließlich auf den Wettkampf fokussiert war. Daran bin nur ich selbst Schuld. Umso glücklicher bin ich, dass wir nun wieder zueinander gefunden haben und sie an meiner Seite ist. 

Teilt sie Ihre Leidenschaft?

Potocnik: Durchaus, sie ist zwar nicht in der Bodybuilding-Branche tätig, wenn es sich jedoch ausgeht trainieren und kochen wir gemeinsam. 

Wäre eine Beziehung mit einer Frau, die Ihre Leidenschaft nicht teilt und beispielsweise nicht mit Ihnen ins Fitnessstudio geht, aufgrund des Zeitmangels überhaupt möglich?

Potocnik: Natürlich wäre es schwieriger, aber möglich ist es auf jeden Fall. Bei meiner Ex-Frau war das beispielsweise so, sie hat sich überhaupt nicht für Fitness oder Bodybuilding interessiert. Aber für sie war es dann oftmals unangenehm, wenn wir irgendwo zum Essen eingeladen waren und ich meine eigene Mahlzeit in einer Tupperbox mitgebracht habe. Das ist für eine Frau natürlich auch nicht schön und immer einfach, wenn man der Partner dann blöde oder komische Blicke erntet. 

Leider musste sich der Bodybuilder häufig auch schon unschöne Kommentare gefallen lassen.  | Foto: privat
  • Leider musste sich der Bodybuilder häufig auch schon unschöne Kommentare gefallen lassen.
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Unsere Gesellschaft ist leider so gestrickt, dass man mit Menschen, die von der Norm abweichen nicht immer so gut umgehen kann. Als Bodybuilder fällt man natürlich auf, wenn man irgendwo hinkommt und man merkt, dass die Leute dann beginnen zu tuscheln, diese Erfahrung habe ich schon häufiger gemacht. 

Gefällt es Ihnen im Mittelpunkt zu stehen und aufzufallen?

Potocnik: Teilweise, das kommt immer auf die Personen an, denen man begegnet. Häufig treffe ich wirklich lässige Leute, die zu mir kommen, mir Komplimente machen und ein Foto schießen wollen. Diese finden meine Leidenschaft cool und wollen gerne mehr darüber erfahren. Ich musste aber auch schon oft gegenteilige Erfahrungen machen, ich habe schon Kommentare gehört wie: "was ist das für ein Monster, wie kann man denn nur so aussehen." Das ist natürlich nicht angenehm.

Können Sie vielleicht kurz auf die Beurteilungskriterien eines Wettkampfes eingehen? Worauf kommt es an? 

Potocnik: Es gibt verschiedene Kategorien, die von der Größe und dem Gewicht abhängig sind, das ist schon einmal der erste Unterschied. Zudem kommt es vor allem auf die passende Symetrie an, die Beinmuskulatur ist ein Kriterium auf das die Jury viel Wert legt. Aber auch die Rückenmuskulatur, eine schmale Taille und die salopp formuliert: "Streifen beim Arsch" müssen passen (lacht).

René Potocnik glänzt mit hervorragender Symetrie. | Foto: privat
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Am wichtigsten ist ein passendes Gesamtbild, dabei ist auch die Ausstrahlung auf der Bühne und das Auftreten nicht zu unterschätzen. Ich darf mir beispielsweise nicht anmerken lassen, dass ich mit den Kräften am Ende bin, da ich 24 Stunden vor dem Wettkampf unter Dehydration leide. (Anmerkung: dieser Zustand dient dazu die Adern besser zur Geltung kommen zu lassen).

Einen Faktor den man leider nicht ausser Acht lassen darf ist jener, dass es in diesem Sport auch viel Schiebung gibt. Das ist leider so, häufig gewinnt dann der Lokalmatador, wie eben bei der Weltmeisterschaft in Mexiko. Auch damit muss man lernen umzugehen.

Abschließend, wie sehen Ihre Ziele für die Zukunft aus?

Potocnik: Ich muss leider mitteilen, dass ich mich von den Wettkämpfen zurückziehen werde, da ich mein Leben nun mehr genießen und mich meiner Frau Britta und meiner Tochter widmen möchte. Die letzten Monate waren zwar sehr erfolgreich, doch darunter hat mein Privatleben so sehr gelitten, dass ich meine Freundin verloren habe und das möchte ich nicht noch einmal erleben. Deshalb ziehe ich mich nun zurück. Bedanken möchte ich mich abschließend bei meinen Sponsoren May Taxi, Beschriftung Einfalt, Reinprecht Racing und allen die mich unterstützt haben.

Ich danke Ihnen für das ausführliche Gespräch.

Potocnik: Ich bedanke mich auch, es hat mich sehr gefreut. 

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