Trofaiach
Naturliebhaber diskutieren Herausforderungen des Klimawandels
Im Wald treffen viele Interessengruppen aufeinander. Im Hinblick auf den Klimawandel sind die heimischen Wälder darüber hinaus besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Um dieses Spannungsfeld ging es bei der Waldexkursion mit verschiedenen Experten im Trofaiacher Kehrwald.
TROFAIACH. Dass der Klimawandel auch vor unseren Wäldern nicht Halt macht, zeigt sich bereits jetzt an vielen Stellen: Seien es heftige Sturmschäden, die Ausbreitung des Borkenkäfers oder die Verdrängung heimischer Pflanzen durch eingewanderte "Neophyten", die Herausforderungen, den Wald in seiner gesunden Form zu erhalten, sind groß.
Auf hohes Interesse stieß daher die Einladung des KLAR!-Managers Simon Plösch über die spürbaren und zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels an Ort und Stelle zu diskutieren. KLAR steht für Klimawandelanpassungsregion: Die sechs Gemeinden Leoben, Niklasdorf, Proleb, Sankt Stefan ob Leoben, Sankt Michael in der Obersteiermark und Trofaiach haben sich zur Region Murraum Leoben zusammengeschlossen, um den Herausforderungen des Klimawandels gemeinsam zu begegnen.
Mit den Experten vor Ort
An mehreren Stationen berichteten die Experten Andreas Steinegger, Waldbesitzer und Kammerobmann der Landwirtschaftskammer Leoben, und Andi Puswald, Geschäftsführer der Berg- und Skischule Alpfox Präbichl, von ihren Erfahrungen und Perspektiven im Lebensraum Wald. Die Moderation der Veranstaltung übernahm Bernd Cresnar, Geschäftsführer von Lignum Austria, ein Unternehmen, das Waldbesitzer bei der Bewirtschaftung ihrer Wälder unterstützt.
Pilze breiten sich leichter aus
Wie können sich Waldbesitzerinnen und -besitzer also an unvermeidbare Folgen des Klimawandels anpassen? Ein Problem ist beispielsweise das Eschentriebsterben, auf das Holzexperte Bernd Cresnar gleich an der ersten Station aufmerksam machte. Dafür verantwortlich ist ein Pilz, der sich aufgrund der steigenden Temperaturen leichter ausbreitet und den Baum schwächt. Im schlimmsten Fall kann er umkippen, was wiederum ein Risiko für Waldbesucherinnen und Waldbesucher darstellt, wenn das Problem nicht rechtzeitig erkannt wird. Es gilt also, einen gesunden und gepflegten Baumbestand anzustreben, der "klimafit" ist und somit auch den neuen klimatischen Bedingungen standhält.
Eine Herausforderung dabei sind neue Pflanzenarten (sogenannte Neophyten), die sich unkontrolliert ausbreiten und dabei heimische Pflanzenarten verdrängen. "Springkraut ist ein Beispiel dafür", berichtet der Forst- und Landwirtschaftsmeister Andreas Steinegger, der mit seiner Familie selbst 34 Hektar Wald bewirtschaftet. "Eine Bekämpfung ist aufgrund der Enge im Wald oft sehr schwer, es geht eigentlich nur mechanisch und bereitet häufig große Mühe. Trotzdem versuchen wir, es zurückzudrängen."
Wer haftet bei Schäden?
Auch das Thema Haftung beschäftigte die Gruppe: Da der Wald ganzjährig von verschiedenen Menschen genutzt wird, kann es manchmal zu Konflikten kommen: Wenn Holzarbeiterinnen und -arbeiter beispielsweise mit Sägearbeiten beschäftigt sind, empfiehlt es sich für Waldbesucherinnen und -besucher, den Hinweisschildern Folge zu leisten, um sich nicht in Gefahr zu begeben. Auch bei Extremwetterereignissen, wie dem heftigen Gewitter im August, gelte es das Risiko zu minimieren und die Sicherheit ernst zu nehmen, betonte Bergführer Andi Puswald, der u.a. den Kletterwald am Präbichl betreibt. Sein Unternehmen bezahlt beispielsweise 25.000 Euro im Jahr nur für Versicherungen, um im Schadensfall gewappnet zu sein.
Zum Thema Rücksichtnahme von Sporttreibenden sowie Spaziergängerinnen und Spaziergängern auf den Lebensraum Wald sagte Andreas Steinegger:
"Meiner Erfahrung nach nehmen die Menschen in unserer Region Rücksicht auf sensible Bereiche des Waldes und es kommt nur in Einzelfällen zu Problemen. So halten sich die Schäden glücklicherweise gering. Ein gelenkter Tourismus ist hier wichtig, sodass jeder auf seine Kosten kommt. Wichtig ist, dass die Menschen im Hinterkopf haben, dass der Wald eine Kulturlandschaft ist, die jemandem gehört und in der auch gearbeitet wird."
Bernd Cresnar betonte, dass die Holzwirtschaft fünf Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung ausmache und daher ein wichtiger Faktor sei.
Nutzwald hilft dem Klima
Die Fähigkeit eines bewirtschafteten Waldes Kohlenstoffdioxid zu binden, sei in Zeiten des Klimawandels besonders hervorzuheben, betonte Steinegger. Holz, das entnommen und zu Möbeln verarbeitet werde, speichere das klimaerwärmende Gas für Jahrzehnte. Auch Brennholz, dass effizient zum Heizen verwendet wird und dabei Öl und Gas substituiere, sei zumindest klimaneutral, so der Experte.
In Zukunft raten die Experten, sich mit dem Baumbestand bestmöglich an die neuen Bedingungen anzupassen. Monokulturen an Fichten, die in der Nachkriegszeit aus Gründen der leichten Bewirtschaftung und des schnellen Wachstums gefördert wurden, sollten vermieden werden. Robust seien Laub-Nadel-Mischwälder, angepasst je nach Bodenbeschaffenheit und Höhe, in denen die Bäume genug Platz und Licht bekommen, um optimal wachsen zu können. Dazu müssen umgefallene Bäume über den Winter weggeräumt werden, damit Schädlinge wie der Borkenkäfer an ihrer Ausbreitung im Frühjahr gehindert werden.
Das Fazit der Exkursion: Es gibt viel zu tun, um den Wald auch in Zukunft möglichst klimafit zu machen und ihn gleichzeitig für Naturfreunde als Raum der Erholung, für Sportbegeisterte als Raum des Ausgleichs und für Wildtiere als Rückzugsmöglichkeit zu erhalten. Gegenseitige Rücksichtnahme ist dabei essenziell.
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