Bürgermeisterinterview
Mürzzuschlag – "eine Stadt mit bester Anbindung und guten Chancen"
Mürzzuschlags Bürgermeister Karl Rudischer sieht in Mürzzuschlag eine spürbare Aufbruchstimmung.
Wie würden Sie das derzeitige Image von Mürzzuschlag beschreiben?
KARL RUDISCHER: Mürzzuschlag befindet sich gerade in Veränderung. Ich würde sagen, wir sind eine kleine, dynamische Stadt mit bester Anbindung und guten Chancen.
Auch in Mürzzuschlag konnte die Bürgermeister-Partei weiter wachsen und einen deutlichen Wahlerfolg einfahren. Für Sie hat es heuer sogar für die absolute Mehrheit gereicht. Hätten Sie damit gerechnet?
Bescheiden wie ich bin, sage ich einfach mal ja (lacht). Natürlich war ich mir nicht ganz sicher, aber ich hatte irgendwie ein Gefühl, dass die Zeit für uns spricht. Die Aufbruchstimmung in der Gemeinde ist spürbar. Wir haben spannende Projekte mitgeprägt und wenn es gelingt zu gestalten, dann schätzen die Menschen dies auch.
Wie zum Beispiel?
Durch den Bau des Semmering-Basistunnels werden in den nächsten Jahren 150 Millionen in der Gemeinde investiert. So etwas hat es das letzte Mal vor 100 Jahren gegeben. Auch das Spital war immer ein riesiges Thema. Mit dem geplanten Rehazentrum, welches aus Niederösterreich nach Mürzzuschlag siedelt, und einer neuen Bettenstation haben wir rund um das Krankenhaus und das Pflegeheim bald 400 Arbeitsplätze im Gesundheitswesen. Dies sind nur ein paar Beispiele, aber so viele Kräne waren in Mürzzuschlag schon lange nicht mehr zu sehen. Da tut sich was.
Dennoch bleibt die Abwanderung der Jugend ein zentrales Thema. Was tun Sie dagegen?
Ich denke, Bildung ist der Schlüssel. Wir investieren in unsere Schulen und ich könnte mir vorstellen, dass wir in naher Zukunft einen Industrie- oder Gesundheitsschwerpunkt anbieten. Zudem haben wir ein starkes Vereins- und Sportwesen sowie eine außergewöhnlich hohe Qualität im Kulturwesen. Wir sehen momentan auch eine ökologische Bewegung, die doch wieder viele junge Leute aufs Land zieht. In Mürzzuschlag wird alles für die Daseinsvorsorge geboten.
An der Beislszene hapert es.
Natürlich sind die Möglichkeiten in Mürzzuschlag und im gesamten Mürztal dahingehend begrenzt, aber wir haben doch einige Lokale, wo man hingehen kann. Unser großer Vorteil ist aber definitiv die Lage. Wenn man innerhalb von einer Stunde mit dem Zug nach Graz oder nach Wien kommt, dann nutzen das viele Menschen und bleiben dennoch in der Region wohnhaft.
Denken Sie, dass sich das Problem der Abwanderung mit der Eröffnung des Semmering Basistunnels in Luft auflöst?
Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, aber ich bin überzeugt, dass es einen nachhaltigen Effekt haben wird.
Was soll sich in den nächsten zehn Jahren geändert haben?
Wir sollten bis dahin einen ordentlichen Nahverkehr auf die Beine gestellt haben. Zudem wünsche ich mir, dass die Bevölkerungszahl wieder sanft auf die 10.000 zugeht und wir einen einmaligen Bildungsschwerpunkt in Mürzzuschlag setzen konnten.
O-Ton zum Thema Corona und den Finanzen
Wie gestaltet sich die derzeitige Corona-Situation in Mürzzuschlag?
In Mürzzuschlag sind wir bisher gut durchgekommen. Wir verzeichnen derzeit acht infizierte Fälle (Stand 21. 10. 2020). Wie alle anderen hangeln wir uns von Woche zu Woche und versuchen umzusetzen, was geht.
Wie beurteilen Sie die gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung?
Da bin ich jetzt vielleicht zu wenig Parteipolitiker, aber ich würde sagen, das passt schon. Ich habe auch keine bessere Lösung. Wir müssen nur aufpassen, dass wir die Wirtschaft aufgrund der Situation nicht komplett abdrehen. Ich bleibe aber optimistisch und sehe auch gewisse Chancen.
Was man nun sieht ist, was auf einmal alles möglich ist. Während es früher unmöglich war, Geld für die Pflege zu bekommen, so werden jetzt hohe Beträge für viele Bereiche schnell autorisiert.
Wie steht es um die Finanzen der Stadtgemeinde?
Auch uns fehlt aufgrund der Verluste der Ertragsanteile sowie durch Einbußen bei der Kommunalsteuer eine gute Million Euro. Das Problem ist, dass die Ausgaben die gleichen geblieben bzw. sogar gestiegen sind. Für die Gemeinde gibt es keine Kurzarbeit. Es muss alles weiter funktionieren und das tut es auch. Dahingehend sind keine Einsparungsmaßnahmen geplant. Zudem haben wir finanzielle Hilfestellungen bei Einzelnen, aber auch bei der Wirtschaft geleistet. Wie das Budget für nächstes Jahr aussieht, kann ich noch nicht sagen.
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