Woche der Landwirtschaft
Appell der Landwirtschaftskammer: "Sei fair und iss heimisch"

Hofgespräch am Biobauernhof in Mürzzuschlag: Haubenkoch Andreas Krainer, Barbara Kiendlsperger, Elisabeth Hörmann, Walter Leitner und Johann Eder-Schützenhofer von der Bezirkskammer Obersteiermark mit Gerlinde und Karl Putzgruber-Fuchs. | Foto: Koidl
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  • Hofgespräch am Biobauernhof in Mürzzuschlag: Haubenkoch Andreas Krainer, Barbara Kiendlsperger, Elisabeth Hörmann, Walter Leitner und Johann Eder-Schützenhofer von der Bezirkskammer Obersteiermark mit Gerlinde und Karl Putzgruber-Fuchs.
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Mehr Wertschöpfung in der Landwirtschaft: Hofgespräch im Rahmen der "Woche der Landwirtschaft" am Biobauernhof der Familie Putzgruber-Fuchs vlg. Magerl in Mürzzuschlag unter dem Motto "Sei fair und iss heimisch".

"Sei fair und iss heimisch": mit diesen Worten fordert die steirische Landwirtschaftskammer im Rahmen der "Woche der Landwirtschaft" eine faire Verteilung der Wertschöpfung bei landwirtschaftlichen Produkten. Jeder könne zu der rot-weiss-roten Trendumkehr beitragen. Das Hofgespräch der Bezirkskammer Obersteiermark fand am Biobauernhof der Familie Putzgruber-Fuchs vlg. Magerl in Mürzzuschlag statt.

Wertschöpfungskette

"Nur 3,67 Euro von 100 Euro, die für Lebensmittel ausgegeben werden, gehen an die Landwirtschaft. Am meisten entfallen auf die Lebensmittel- und Futtermittelindustrie mit neun Euro und auf den Groß- und Einzelhandel mit 17,34 Euro", zitiert Walter Leitner, Kammersekretär der Bezirkskammer Obersteiermark eine WIFO-Studie im Rahmen des Hofgesprächs. Die Studie zeige klar, dass die Bauern für ihre Leistungen real weniger bekommen, andere Branchen aber in der Lebensmittel-Wertschöpfungskette durch die landwirtschaftlichen Produkte kräftig wachsen. Der hohe Anteil an internationalen (Billigst)-Importen von Agrargütern sei ein großer Grund für den niedrigen Wertschöpfungsanteil in der heimischen Landwirtschaft. "Die Steiermark importiert im Jahr um 280 Millionen Euro Fleisch, Milch und Eier", betont Leitner.

"Konsument entscheidet"

Bezirksbäuerin Elisabeth Hörmann ruft die Konsumenten in die Pflicht: "Jeder muss etwas dazu beitragen, um die rot-weiss-rote Trendwende zu schaffen. Der Konsument entscheidet es selbst beim Griff in die Kühltruhe", sagt Hörmann. Wichtig sei, bei jedem Einkauf auf die Herkunft zu achten, bei der Konsumation nachzufragen woher das Lebensmittel kommt bzw. gleich direkt beim Bauern und regional einzukaufen. Hörmann gibt auch einen Einblick in die Einkommensverhältnisse der Milchbauern: Einem durchschnittlichen Milchviebetrieb bleibt nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge ein Stundenlohn von 5,70 Euro – der eine Arbeitsbereitschaft von 24/7 inkludiert. Ohne Ausgleichszahlungen würde diese Betriebe nur einen Stundenlohn aus der reinen Produktion von 2,11 Euro vor Abzug der Sozialversicherungsbeiträge erzielen.

Herkunftskennzeichnung

Johann Eder-Schützenhofer, Obmann der Bezirkskammer Obersteiermark, fordert eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung: "Der Handel macht Werbung mit der heimischen Landwirtschaft, verwendet aber zu oft ausländische Produkte in den Eigenmarken." Er verlangt von der Lebensmittelindustrie Vorrang von regionaler Qualität bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst oder Nudeln, vom Handel die Abkehr von der Aktionitis und den Rabattismus und von der Politik eine klare Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Wurst und Nudeln sowie Essen in Großküchen. "Jeder Haushalt, der um nur 3,50 Euro im Monat ausländische durch heimische Lebensmittel ersetzt, schafft Arbeitsplätze und stärkt die Landwirtschaft sowie die Regionen", betont der Kammerobmann.

Regionale Küche

"Unsere Teller sind eine Bühne für die bäuerliche Landwirtschaft", dieser Slogan ist auf der Homepage vom Haubenrestaurant Krainer in Langenwang zu lesen. "Wir leben diesen Slogan, beziehen regionale Produkte mittlerweile von 30 Produzenten", erzählt Haubenkoch Andreas Krainer beim Hofgespräch in Mürzzuschlag. Der Aufbau von diesem regionalen Netzwerk an Lieferanten war alles andere als einfach zu Beginn wie er sagt. So war es am Anfang seiner Kochkarriere im Jahr 2006 sogar schwer eine Butter regional herzubekommen. 

Biobauernhof Putzgruber-Fuchs 

Für das Hofgespräch in der "Woche der Landwirtschaft" haben sich die Kammervertreter für den Biobauernhof der Familie Putzgruber-Fuchs vlg. Magerl in Mürzzuschlag entschieden. Die Familie setzt schon seit Jahren auf die Direktvermarktung ihres Brotes, Dinkel und Roggen werden selbst angebaut, und betreibt Mutterkuhhaltung. "Zwölf Sorten Brot Backe ich jede Woche – vom Holzofenbrot bis zum Dinkelbrot und auch Kleingebäck", erklärt Gerlinde Putzgruber. Neben 20 Mutterkühen mit Kälbern, leben auch 15 Einstellpferde am Hof. Der Bauernhof der Familie hat schon so einige Geschäftsfelder erkundet, wie ein Blick in die Vergangenheit zeigt: So gab es am Hof der Familie um die Jahrhundertwende, betrieben vom Urgroßvater von Gerlinde Putzgruber, etwa ein Wellen- und Terassenbad samt Villa für Sommerfrischesuchende. 

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Hofgespräch am Biobauernhof in Mürzzuschlag: Haubenkoch Andreas Krainer, Barbara Kiendlsperger, Elisabeth Hörmann, Walter Leitner und Johann Eder-Schützenhofer von der Bezirkskammer Obersteiermark mit Gerlinde und Karl Putzgruber-Fuchs. | Foto: Koidl
Ein Blick in die Vergangenheit: Um die Jahrhundertwende gab es am Bauernhof des Urgroßvaters ein Wellen- und Terassenbad samt Villa für Sommerfrischesuchende.  | Foto: Koidl
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