„AT-Alert“-Testwarnung
Am Samstag heulen in der Steiermark nicht nur Sirenen

- Am Samstag heulen in der Steiermark nicht nur die Sirenen. Zwischen 12 und 13 Uhr werden auch zwei AT-Alert-Testwarnungen verschickt.
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Am Samstag, 4. Oktober 2025, heulen in der Steiermark nicht nur die Sirenen: Beim bundesweiten Zivilschutz-Probealarm wird auch das Warnsystem AT-Alert flächendeckend getestet. Zwei Testnachrichten werden direkt auf die Handys der Bevölkerung geschickt. Anlässlich „ein Jahr AT-Alert in der Steiermark“ haben Experten eine erste Bilanz gezogen.
STEIERMARK. Wenn in der Steiermark eine Sirene heult, beginnt bei vielen das große Rätselraten: Was ist passiert? Besteht eine unmittelbare Gefahr? Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Österreichischen Zivilschutzverbandes zeigt, dass nur 43 Prozent der Bevölkerung den einminütigen auf- und abschwellenden Heulton als „Alarm“ erkennen. Den gleichbleibenden Dauerton identifizieren sogar nur 23 Prozent korrekt als „Entwarnung“.

- Am Samstag, 4. Oktober 2025, ertönen in der Steiermark die Sirenen. Doch was bedeuten die unterschiedlichen Signale eigentlich?
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„Erschreckend“ nennt Harald Eitner, Leiter des Katastrophenschutzes in der Steiermark, dieses Ergebnis. Für ihn ist es zugleich Bestätigung dafür, dass die Sirene allein nicht reicht. Mit „AT-Alert“ steht in der Steiermark deshalb seit gut einem Jahr ein zusätzliches Bevölkerungswarnsystem zur Verfügung, das genau diese Lücke schließen soll. Warnungen vor schweren Unwettern, technischen Gefahren oder sicherheitspolizeilichen Notfällen können damit direkt aufs Handy geschickt werden.
„Mit der Sirene warnen wir vor einer abstrakten Gefahr. Das kann AT-Alert deutlich besser, denn damit warnen wir vor einer konkreten Gefahr und können zugleich konkrete Verhaltensmaßregeln mitgeben.“
Harald Eitner, Leiter des Katastrophenschutzes in der Steiermark

- Günter Hohenberger (l.), Leiter der Landeswarnzentrale Steiermark, und Harald Eitner, Leiter des Katastrophenschutzes, gaben im Rahmen eines Hintergrundgespräches Einblick in die Funktionsweise des AT-Alert-Warnsystems.
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Zivilschutz-Probealarm am 4. Oktober
Am Samstag findet in ganz Österreich der bundesweite Zivilschutz-Probealarm statt. Neben den bekannten Sirenensignalen gibt es heuer auch zwei Testmeldungen über AT-Alert. Wer ein modernes Smartphone besitzt, wird also nicht nur Sirenen hören, sondern auch eine Testwarnung am Handy empfangen – begleitet von einem lauten Ton und einer Textmeldung auf dem Display.
Zeitplan des Zivilschutz-Probealarms
- 12 Uhr – Auslösung des Signals „Sirenenprobe” (15 Sekunden) durch die Landeswarnzentralen
- 12.15 Uhr – Auslösung des Signals „Warnung” (3 Minuten Dauerton) bundesweit durch die Bundeswarnzentrale
- 12.30 Uhr – Auslösung des Signals „Alarm” (1 Minute auf- und abschwellender Heulton) durch die Landeswarnzentralen
- 12.45 Uhr – Auslösung des Signals „Entwarnung” (1 Minute Dauerton) durch die Landeswarnzentralen
Begleitend dazu werden zwischen 12 und 13 Uhr auch zwei AT-Alert-Testwarnungen per Handyalarm ausgesendet.
Die Signale werden österreichweit über mehr als 8.200 Sirenen abgesetzt, davon 1.300 in der Steiermark.
Steiermark war Vorreiter bei AT-Alert
Die Steiermark war 2024 das erste Bundesland, das AT-Alert im Ernstfall nutzte. Anlass war eine schwere Hochwasserlage in Thörl im September 2024. „Der Bürgermeister von Thörl ist damals proaktiv auf uns zugegangen und wollte einen Sirenenalarm, weil die Lage in der Gemeinde so gefährlich war“, berichtet Eitner. Da das Warnsystem zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreich getestet worden war, entschied man sich, auch einen AT-Alert auszulösen. „Die erste Auslösung innerhalb Österreichs erfolgte damit in der Steiermark“, sagt Eitner.
Seitdem wurden in der Steiermark 13 AT-Alert-Meldungen verschickt – acht davon bei der Unwetterlage im September 2024, zwei im Juni 2025 für die Steiermark und Spielberg (auf Deutsch und Niederländisch wegen des Formel-1-Rennens) und zuletzt drei Meldungen im August 2025 in Hartberg wegen starker Rauchentwicklung.

- Extreme Wetterlagen wie Sturm, Starkregen oder Hochwasser zeigen, warum moderne Warnsysteme für den Katastrophenschutz unverzichtbar sind.
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Mit jeder Warnung sammelten die Behörden Erfahrungen und passten Abläufe an. So wurde etwa erkannt, dass die Information über das betroffene Gebiet gleich am Anfang der Meldung stehen muss. Auch Vielfach-Warnmeldungen, verspätete Meldungen oder eine nochmalige Warnung nach einer Entwarnung sollen künftig vermieden werden.
So funktioniert das Warnsystem
AT-Alert basiert auf der Mobilfunktechnologie Cell Broadcast. Dabei werden Warnmeldungen innerhalb weniger Sekunden an alle Handys in einer bestimmten Region verschickt – anonym und unabhängig vom Netzbetreiber. „Behörden können Cell Broadcast nutzen, um die Bevölkerung flächendeckend zu erreichen. Jedes Smartphone im betroffenen Gebiet sollte die Warnung erhalten“, erklärt Günter Hohenberger, Leiter der Landeswarnzentrale.

- Die Landeswarnzentrale ist Dreh- und Angelpunkt: Hier erfolgt auch die Auslösung der AT-Alert-Warnungen.
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Die Auslösung erfolgt über die Landeswarnzentrale oder die Bundeswarnzentrale. Von zwei Cell-Broadcast-Centern in Wien und Vorarlberg gehen die Nachrichten an die drei in Österreich agierenden Mobilfunkanbieter und von dort an die Mobilfunkmasten innerhalb eines definierten Gefahrenbereichs. Von dort geht die Meldung wiederum in Form eines Funksignals an jedes in der Funkzelle eingebuchte Gerät weiter.
AT-Alert: Das musst du wissen
Wer kann AT-Alert empfangen?
Jede Person, wenn das Mobiltelefon ein aktuelles Betriebssystem (Android ab Version 11 oder iOS ab Version 17.4) hat, eingeschaltet ist und sich nicht im Flugmodus befindet. AT-Alert muss dabei nicht gesondert aktiviert oder in Form einer App heruntergeladen werden, sondern ist in den Betriebssystemen automatisch eingeschaltet.
Wann bekomme ich einen AT-Alert?
Ein AT-Alert wird bei jedem drohenden oder bestehenden Ereignis ausgeschickt, das Behörden als potenziell lebensgefährlich einstufen. Das können zum einen Naturgefahren wie Hochwasser, Unwetter, Lawinen oder Waldbrände, andererseits technische Gefahren wie Gasaustritte, freigesetzte Schadstoffe oder Explosionsgefahr oder auch polizeiliche Situationen mit akuter Gefährdung sein.
AT-Alert-Meldungen können verschiedene Warnstufen umfassen. In der Steiermark sind das der Notfallalarm und die Gefahreninformation. „Eine Gefahreninformation wird dann ausgeschickt, wenn die Gefahr noch abstrakt ist und in der Zukunft liegt, ein Notfallalarm dann, wenn die Gefahr bereits akut ist“, erklärt dazu Harald Eitner. Neben dem Gegenstand der Warnung, dem betroffenen Gebiet und – sofern bereits möglich – der Dauer der Warnung wird eine konkrete Handlungsempfehlung mitgeschickt. Es handelt sich dabei um keine Verordnung, sondern eine Empfehlung. Die Meldung erfolgt in der Regel auf Deutsch und Englisch.Welche Warnstufen gibt es?
Was steht in einer AT-Alert-Meldung?
Werden dabei Daten gespeichert?
Nein. AT-Alert basiert auf dem Cellbroadcast-System – die Meldungen werden anonym und ohne Datenspeicherung an alle Geräte in einer Funkzelle verschickt.
Kann ich AT-Alert ausschalten?
Die höchste Stufe (Notfallalarm) ist immer aktiv und kann nicht deaktiviert werden. Andere Warnstufen lassen sich in den Handy-Einstellungen ein- oder ausschalten.
Was tun, wenn ich die Warnung wegdrücke?
Aktuelle Meldungen sind jederzeit auf der Website der Telekom-Regulierungsbehörde abrufbar: warnungen.at-alert.at
Warum habe ich keine AT-Alert-Meldung bekommen?
- Das Smartphone war ausgeschaltet oder im Flugmodus
- Das Gerät befand sich in einem Funkloch oder Seitental ohne Empfang
- Das Betriebssystem ist zu alt und unterstützt Cell Broadcast nicht
- Man befand sich knapp außerhalb des gewarnten Gebietes
In allen anderen Fällen sollte AT-Alert automatisch am Handy aufscheinen – ohne App oder Registrierung.
Eigenverantwortung bleibt entscheidend
Auch wenn Sirenen und AT-Alert die Bevölkerung in der Steiermark rasch und zuverlässig vor Gefahren warnen können, liegt die Verantwortung letztlich bei jedem Einzelnen. Dazu der Leiter des Katastrophenschutzes in der Steiermark, Harald Eitner: „Wir können vor Gefahren warnen, aber reagieren müssen Menschen eigenverantwortlich, das können wir niemandem abnehmen.“
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