"Hilfe nötiger denn je"
Caritas Steiermark warnt vor steigender Armut

- „Hilfe ist nötiger denn je“, sagen Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler (li.) und Vizedirektorin Petra Prattes. Der nun erschienene Wirkungsbericht der Caritas Steiermark für das Jahr 2024 unterstreicht diese Einschätzung.
- Foto: Caritas/Streif
- hochgeladen von Sarah Konrad
Mit klaren Worten stellt Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler anlässlich der Publikation des neuen Wirkungsberichtes der Caritas Steiermark fest: Die Armut wächst – und mit ihr der Bedarf an Unterstützung. Die Bilanz für 2024 zeigt: Hilfe bleibt unverzichtbar, doch die finanzielle Situation gestaltet sich alles andere als einfach.
STEIERMARK. „Wir haben 2024, im 100. Jahr unseres Bestehens, gesehen: Unsere Hilfe ist heute nötiger denn je“, sagt Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler. Anlass ist der soeben veröffentlichte Wirkungsbericht der Caritas Steiermark, der Bilanz über ein forderndes Jahr zieht und Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und Schwerpunkte gibt.

- Bei der Lebensmittelausgabe: Nora Tödtling-Musenbichler mit ihrem Vorgänger als Caritas-Präsident Michael Landau (r.).
- Foto: Neuhold
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Wachsende Not in der Steiermark
„Wir erleben alltägliche, stille Not. Vor allem Alleinerziehende, Mindestpensionistinnen und Mindestpensionisten sowie Familien mit wenig Einkommen brauchen Unterstützung, um ihren Alltag absichern zu können“, heißt es im Bericht Caritas. Die Zahl derer, die erstmalig eine Beratung zur Existenzsicherung in Anspruch nehmen, steige. Auch die Nachfrage nach Lebensmittelpaketen sei konstant hoch. Im Schnitt würden rund 200 Familien pro Woche dieses Angebot in Anspruch nehmen. Dazu sei im Vorjahr die Katastrophenhilfe gefordert gewesen.
„Wir haben an 186 Familien nach den Überflutungen rasch und unbürokratisch Soforthilfe ausbezahlt, damit sie in der Notsituation handlungsfähig bleiben.“
Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin der Caritas Steiermark

- Wenn das Leben kaum leistbar ist: Die Nachfrage nach der Existenzsicherungsberatung der Caritas Steiermark steigt.
- Foto: Tina Herzl
- hochgeladen von Christoph Schneeberger
Bedarf an psychosozialer Unterstützung steigt
Immer wieder würde die Caritas ihre Hilfeleistungen an neue Entwicklungen anpassen. „Aus der täglichen Erfahrung mit Menschen in Not heraus nehmen wir neue Problemfelder wahr und handeln entsprechend“, sagt Tödtling-Musenbichler und nennt die Bahnhofsmission als Beispiel. Nach 34 Jahren Pause wurde die zentrale Anlaufstelle Ende 2024 wiedereröffnet und wird seither als Tageszentrum im Dauerbetrieb geführt. Immer stärker wird zudem der Fokus auf Prävention gelegt: etwa im Rahmen der Kindergartensozialarbeit – einem Modell zur frühen Erkennung und Unterstützung sozial belasteter Familiensituationen. Tödtling-Musenbichler sieht darin „einen mächtigen Hebel einer frühzeitigen Armutsprävention“ – und einen Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit.

- Luden im Dezember des Vorjahres zur Eröffnung der Bahnhofsmission in Graz (v.l.): Leiter Jakob Url, Caritas-Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler, Bürgermeisterin Elke Kahr und Sozialamtsleiterin Andrea Fink.
- Foto: MeinBezirk
- hochgeladen von Christoph Lamprecht
Neu ist auch das Engagement in der Mobilen Psychosozialen Betreuung, wo die Caritas ihre Erfahrung aus dem stationären Bereich seit dem Vorjahr als Träger einbringt. Dieser Schritt sei unter anderem durch den zunehmenden Bedarf an psychosozialer Unterstützung erfolgt, der registriert wurde.
Die Caritas-Vizedirektorin Petra Prattes sieht zudem die ökologische Komponente bei vielen Themen stärker im Fokus: „Nachhaltigkeit ist ein Zukunftsthema, das wir auf vielfältige Weise in unsere Tätigkeit integrieren.“ Mit der sozialen Energiesparberatung etwa werde Menschen, die wenig finanziellen Spielraum haben, ermöglicht, einen eigenen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit stehen auch bei den Carla-Läden im Vordergrund: „Der gesamte Kreislauf von Sachspenden über Sortierung und Weiterverwertung und Verkauf wird über Beschäftigungsprojekte abgewickelt.“ 651 ehemals langzeitarbeitslose Menschen konnten hier 2024 auf dem Weg zurück in den Arbeitsmarkt unterstützt werden.

- Die Caritas hat viele Gesichter - Nora Tödtling-Musenbichler hier im Einsatz in einem Lerncafé.
- Foto: Neuhold
- hochgeladen von Andrea Sittinger
Finanzielle Situation schwierig
Die hohen Summen für Unterstützungsleistungen würden sich auch auf die finanzielle Situation der Caritas auswirken: „Wir haben im vergangenen Jahr bei einem Finanzvolumen von 140,7 Millionen Euro mehr finanzielle Mittel in die Hand genommen um zu helfen, als wir durch Förderungen, Entgelt für Leistungsverträge und Beiträge sowie Spenden erhalten haben“, zieht Prattes Bilanz. Für die Caritas als nicht gewinnorientierte gemeinnützige Organisation sei der Jahresverlust von 944.000 Euro einmalig tragbar, könne aber nicht zur Dauerlösung werden.
„Tag für Tag wirken 2.606 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 2.093 Ehrenamtliche zusammen, um die vielfältigen Angebote der Caritas aufrecht zu halten.“ Mit Blick auf die anhaltenden Krisen und auf die Finanzsituation im Land appelliert die Vizedirektorin: „Es ist klar, dass gespart werden muss. Das darf aber nicht auf dem Rücken der Ärmsten geschehen.“
Zu guter Letzt sei sie überaus froh, dass die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung trotz des gestiegenen finanziellen Drucks hoch sei: „Für diese Solidarität sind wir dankbar – für die Spenden genauso wie für die Aufmerksamkeit, die sie signalisieren.“
Zum Thema:
Das könnte dich auch interessieren:






Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.