Nach Notabtrieb in Ramsau
Entwurf für Wolfsverordnung wird finalisiert

Bei einem Lokalaugenschein im Dachsteingebiet mit Wolfsbeauftragten des Landes Oberösterreich wurden die Bissspuren ausgewertet. | Foto: Petersmann
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In Ramsau am Dachstein findet der gemeinsame Almabtrieb der Schafe normalerweise rund um den 21. September statt. Dieses Jahr holten zwei Landwirte ihre Tiere bereits einen Monat früher ins Tal. Nachdem in den vergangenen Wochen einige Tiere dem Wolf zum Opfer fielen, sahen sich die Bauern zu diesem Schritt gewungen. Landesrätin Ursula Lackner betont unterdessen, ein Entwurf für eine Verordnung, die den rechtlichen Rahmen für die Entnahme von Wölfen regelt, werde derzeit finalisiert.

RAMSAU/DACHSTEIN. "Wir mussten den Notabtrieb einen Monat früher starten, um schlimmeres Tierleid zu verhindern." Schafbauer Roland Petersmann hat gemeinsam mit Richard Schrempf, ebenfalls Landwirt aus Ramsau am Dachstein, einen Teil seiner Herde ins Tal getrieben. Allerdings war nur ein Drittel der Schafe auffindbar, wie er betont: "Ich konnte nur 50 der 150 Tiere finden und selbst die waren auf fünf Partien aufgeteilt." Nun werde sich Petersmann jedes Wochenende auf den Weg machen und nach den restlichen Schafen und Lämmern suchen – solange "bis der Schnee kommt".

Verängstigt und verunsichert

Aus Angst vor dem Wolf befänden sich die Tiere seit einiger Zeit nicht mehr in Gebieten der Alm, wo sie früher unterwegs waren. Außerdem seien sie verstreut und in kleinen Gruppen von drei bis zehn Schafen – und eben nicht als Herde – anzutreffen. Roland Petersmann fügt an: "Es ist extrem schwierig, sie wieder zu vereinen, denn man merkt genau, dass etwas nicht stimmt, dass sie verängstigt und verunsichert sind."

Viele der Schafe und Lämmer sind seit den Wolfsangriffen verunsichert und nur mehr schwer oder gar nicht auffindbar. | Foto: Petersmann
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Ein neuerlicher Auftrieb im kommenden Jahr macht für Petersmann aus derzeitiger Sicht wenig Sinn. Denn bereits im vergangenen Sommer wurden zwei Schafe an der selben Stelle von einem Wolf gerissen, dazu sind acht weitere Tiere bis heute verschwunden. Der einzige Unterschied zum Vorjahr: "Damals wussten wir noch nicht, dass es der Wolf ist."

Schwierige Entscheidung steht bevor

Der Ramsauer Landwirt blickt also einer ungewissen Zukunft entgegen: "Ich weiß überhaupt nicht, wie es weitergehen soll, ich habe herunten keine Futterflächen dafür." Daher gebe es für ihn nur zwei Optionen: "Entweder viele Tiere zum Schlachthof bringen oder verkaufen, was mir aber nicht leichtfällt, denn man baut mit seinen Schafen natürlich eine Beziehung auf."

In der Steiermark wird bereits seit längerer Zeit eine Wolfsverordnung – mit Entnahme von Problemtieren – gefordert. | Foto: Pixabay
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Naturschutz-Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ) betont, dass die Landesregierung gerade an einer Verordnung arbeite: „Ich habe volles Verständnis für dieses emotionale Thema. Daher erarbeiten Vertreter der Landwirtschaft und der Jägerschaft gemeinsam mit dem Land einen Entwurf für eine Verordnung, die den rechtlichen Rahmen für die Entnahme von Wölfen regelt. Dieser wird derzeit finalisiert.“

Schnellere Lösung gefordert

Für den Ennstaler Landtagsabgeordneten Albert Royer (FPÖ), der kürzlich an einem Krisentreffen der betroffenen Landwirte sowie mit Vertretern aus Tourismus und Kommunalpolitik zur weiteren Vorgehensweise teilgenommen hat, geht das nicht schnell genug. „Die Verunsicherung unter den Bauern ist groß, wenn weitere Abtriebe erfolgen, ist zunehmend auch die Almlandschaft in Gefahr. Die zögerliche Haltung der Landesregierung bringt unsere Almbauern immer mehr in Bedrängnis“, zeigt sich Royer verärgert.

Wolfsrudel haben sich in der Steiermark noch nicht gebildet, die Population nimmt dennoch zu. | Foto: unsplash/Thomas Bonometti
  • Wolfsrudel haben sich in der Steiermark noch nicht gebildet, die Population nimmt dennoch zu.
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Weiters meint er: „Während innerhalb der Landesregierung seit Monaten kein Finger zur Wolfsproblematik in der Steiermark gerührt wird, leiden immer mehr Landwirte unter den vermehrten Rissen und den damit einhergehenden Folgen."

Entnahme ohne Verordnung möglich

Abschließend verweist man im Büro von Landesrätin Lackner darauf, dass es in der Steiermark kein Wolfsrudel gebe, jedoch immer wieder einzelne Wölfe durchziehen. Daher seien die Risszahlen im Vergleich zu anderen Bundesländern gering und auch ohne Verordnung sei es bereits möglich, Wölfe in bestimmten Fällen zu entnehmen.

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