Zahlen aus den Regionen
Integration ukrainischer Kinder in den steirischen Schulen

Setzen sich für die Ukraine und gegen den Krieg ein: Catarina Sousa, Darius Argyelan, Mirko Novacic und weitere Schulkolleg:innen der Landesberufsschule Graz 1 | Foto: LBS 1 Graz
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  • Setzen sich für die Ukraine und gegen den Krieg ein: Catarina Sousa, Darius Argyelan, Mirko Novacic und weitere Schulkolleg:innen der Landesberufsschule Graz 1
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Knapp 6.000 Ukrainer:innen haben seit Ausbruch des Krieges Zuflucht in der Steiermark gefunden. Darunter auch tausende Kinder und Jugendliche, die nun nach und nach in den steirischen Schulalltag integriert werden. MeinBezirk.at hat die Übersicht, wie viele junge Ukrainer:innen in welchen Schulklassen sitzen und liefert ein Bild über die Stimmung in den Regionen.

STEIERMARK. Aktuell (Stand 20. April) sind es 780 ukrainische Kinder und Jugendliche, die in steirischen Schulen unterrichtet werden. Der Großteil von ihnen, nämlich 340, sind im Steirischen Zentralraum im Bildungsystem integriert. "Die Zuweisung zu den Schulen erfolgt in Graz in enger Zusammenarbeit zwischen der Abteilung für Bildung und Integration (ABI) der Stadt Graz und der Bildungsdirektion", so die Information aus der Bildungsdirektion Steiermark. Außerhalb der Landeshauptstadt kann die Anmeldung über die Schule, die Wohnortgemeinde oder regionale Außenstelle der Bildungsdirektion durchgeführt werden. Wunschschulen werden nach Möglichkeit berücksichtigt, sofern es die Platzkapazitäten erlauben.

Mit Stand 20. April 2022 waren steiermarkweit 780 ukrainische Schülerinnen und Schüler in steirischen Schulen aufgenommen. | Foto: screenshot BD Steiermark
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Hauptsächlich Volksschulkinder

Vom Alter her, sind es bis dato überwiegend Kinder im Volksschulalter, die in der Steiermark unterrichtet werden (siehe Tabelle), 344 junge Ukrainer:innen zwischen sechs und zehn Jahren drücken mittlerweile bei uns die Schulbank. Eine davon ist die neunjährige Anastasija, die seit Dienstag die 3S-Klasse von Elke Gassler an der Volksschule Triester in Graz verstärkt. "Anastasija ist ein total aufgewecktes, fröhliches und talentiertes Mädchen. Sie versteht zwar kein Wort, aber saugt alles, was sie im Unterricht hört, sofort auf. Nach der fünften Stunde ist sie dann wirklich immer komplett fertig", schildert die Pädagogin.

Noch ist Anastasija das einzige ukrainische Kind an der Schule und wird tatkräftig unterstützt: Anastasija hat jetzt 15 Stunden in der Woche Sprachförderkurse und zusätzlich noch einen ganzen Nachmittag lang Deutsch. "Sie hat am Anfang gleich losgeredet, aber als sie gemerkt hat, dass sie niemand versteht, ist sie erst einmal verstummt. Zum Glück habe ich ein anderes Mädchen in der Klasse, das ein bisschen russisch spricht", freut sich Gassler, für die die Arbeit mit Kindern aus Krisenherden leider schon zur Normalität geworden ist.

"Anastasija versteht zwar kein Wort, aber saugt alles, was sie im Unterricht hört, sofort auf. Nach der fünften Stunde ist sie dann wirklich immer komplett fertig."
VS-Lehrerin Elke Gassler über ihren Schützling

An der Volksschule Weiz werden aktuell zwei ukrainische Kinder unterrichtet. "Eines besucht die 3. Klasse, das andere die 4. Klasse. Aber wir rechnen damit, dass es sicher bald mehr sein werden", berichtet Volksschullehrerin Lisa Zarnhofer. "Eines der Mädchen hat in der relativ kurzen Zeit bei uns schon sehr viel gelernt und spricht bereits wirklich gut Deutsch. Die Klassenlehrerin ist mit dem Schwerpunkt 'Sprachliche Bildung und Diversität‘ aus ihrem Pädagogikstudium, der sich auf den Unterricht von Deutsch als Zweitsprache konzentriert, gut gerüstet."

Im BG/BRG Knittelfeld sind eine 15-jährige und eine 16-jährige Ukrainerin im Klassenverband aufgenommen. | Foto: MeinBezirk.at
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Von Fehring über Stainz bis nach Knittelfeld

"Wir haben seit Dienstag elf Jugendliche im Alter zwischen 10 und 14 Jahren an der Schule", bestätigt der Direktor der Mittelschule Fehring Johann Wendler. "Unser Konzept sieht so aus, dass die Jugendlichen in den ersten vier Stunden je in einer eigenen Klasse Deutschunterricht erhalten und dann in ihre Stammklassen zurückkehren. Sollte in den ersten vier Stunden in der Stammklasse ein Unterrichtsfach am Stundenplan sein, dass die Jugendlichen aus der Ukraine besonders anspricht, haben sie auch die Möglichkeit, an jenem Unterrichtsfach teilzunehmen." Generell wurde in Fehring darauf geachtet, dass immer zwei Jugendliche gemeinsam eine Stammklasse besuchen. "Wir sind überrascht, wie gut das Ganze funktioniert und die Schüler aus der Ukraine fühlen sich auch sehr wohl. Am ersten Tag hatten wir auch noch eine Dolmetscherin an der Schule, die das Konzept erklärt hat. Zudem arbeiten wir mit i-Pads bzw. Übersetzungsprogrammen."

"Wir sind begeistert, wie wissbegierig dieses Kind ist. Man kann den Standard der ukrainischen Bildungseinrichtungen offensichtlich mit dem unseren vergleichen."
Michael Waldner, VS-Direktor in St. Oswald ob Eibiswald

In der Volksschule Stainz sind insgesamt acht Kinder untergebracht, zwei davon in der ersten Klasse, eines in der 2. Klasse, zwei in der 3. Klasse und drei in der 4. Klasse. "Die Integration in Stainz funktioniert extrem gut. Wir machen jeden Tag 1-2 Stunden Deutschunterricht für unsere ukrainischen Kinder, den Rest der Zeit sind sie in ihrer Klasse", erzählt Christian Kümmel, der Direktor der VS Stainz. An der Volksschule in St. Oswald ob Eibiswald ist derzeit ein Kind eingeschult. Dabei läuft die Integration gut, wie uns Schulleiter Michael Waldner versichert: „Der Schulalltag funktioniert sehr gut. Wir sind begeistert, wie wissbegierig dieses Kind ist. Man kann den Standard der ukrainischen Bildungseinrichtungen offensichtlich mit dem unseren vergleichen."

Ähnliche Erfahrungen hat auch Jörg Ladstätter der Direktor des BG/BRG Knittelfeld in den vergangenen Tagen gemacht: "Es sind zwei Mädchen am Gymnasium Knittelfeld, die schon eine Einstufungsprüfung gemacht haben und am Unterricht teilnehmen. Sie sind 15 und 16 Jahre alt. Die Mädchen sind sehr bemüht und sind vor allem in Naturwissenschaften und Mathematik gut ausgebildet. Es sieht gut aus, dass sie der nächsten Zeit den ganzen Lehrinhalt verstanden haben."

Die ukrainischen Schüler:innen fühlen sich wohl und finden meist rasch Anschluss wie die betroffenen Schulen berichten. | Foto: Land schafft Leben (Symbolbild)
  • Die ukrainischen Schüler:innen fühlen sich wohl und finden meist rasch Anschluss wie die betroffenen Schulen berichten.
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Vorbereitung auf den Herbst

Da davon auszugehen ist, dass die Zahl der Schutz Suchenden über den Sommer noch ansteigen wird, laufen die Vorbereitungen für den Herbst bereits jetzt an. So soll etwa über intensive Sprachförderung in Deutschförderklassen die bislang eingetroffenen Kinder und Jugendlichen auf direktem Wege für eine Eingliederung in den regulären Unterrichtsbetrieb vorbereitet werden. "Zudem werden für den Herbst Übergangslehrgänge für weitere geflüchtete Kinder und Jugendliche konzipiert. Des Weiteren setzen wir DAZ-Lehrer:innen und ukrainische Pädagog:innen ein, die Deutsch sprechen, ebenso ukrainische Lehrer:innen als Assistenzen, die sich in englischer Sprache mit KlassenlehrerInnen verständigen können", erklärt die steirische Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner. Grundsätzlich werde die Lage genau beobachtet und ein flexibel bedarfsgerechtes Unterrichtsangebot geschaffen.

"Frieden ist uns wichtig"

Ein Zeichen der Solidarität setzen auch die Schüler:innen der Landesberufsschule Graz 1. "Wir wünschen uns endlich Frieden zwischen den beiden Kriegsländern Ukraine und Russland aber auch auf der ganzen Welt", erklärt Darius Argyelan, der Schulsprecher an LBS 1. Die Berufsschüler:innen helfen den Geflüchteten nun mit einer eigenen Spendenaktion. "Mit den Plakaten wollen wir der ganzen Welt mitteilen, dass wir ein Ende vom Krieg sehen wollen. Wir hoffen, dass sich rasch etwas ändert, und somit Frieden herrscht", so die hehre Botschaft.

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