Tag der Milch
Kleinere Milchviehbetriebe im Berggebiet als Sorgenkinder

In der Steiermark gibt es nur noch rund 4.000 Milchviehbetriebe. Steigende Ausgaben bei niedrigen Erlösen machen es vor allem kleineren Betrieben schwer, zu überleben, heißt es seitens der Landwirtschaftskammer.  | Foto: Pixabay
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  • In der Steiermark gibt es nur noch rund 4.000 Milchviehbetriebe. Steigende Ausgaben bei niedrigen Erlösen machen es vor allem kleineren Betrieben schwer, zu überleben, heißt es seitens der Landwirtschaftskammer.
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Die Kostenexplosion macht auch nicht vor der Milchindustrie halt. Anlässlich des Weltmilchtages macht die Landwirtschaftskammer Steiermark auf die prekäre Situation der steirischen Milchbäuerinnnen und Milchbauern aufmerksam. Unter besonderem Druck: kleine Milchviehbetriebe im Bergland. 

STEIERMARK. Käse, Kakao oder Kefir. Für viele von uns stehen Milchprodukte in vielerlei Formen tagtäglich am Speiseplan. In Österreich stellt die Milchwirtschaft daher eine wichtige Säule der Landwirtschaft und der Ernährungssicherheit dar, heißt es seitens der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM). 

Um eine gute Qualität gewährleisten zu können, müssen viele Dinge beachtet werden: Angefangen von dem Verzicht auf Eiweißfuttermittel über strenge Tierwohl- und Fütterungsauflagen bis hin zur Gentechnikfreiheit. Österreich hat laut VÖM österreichweit den höchsten Bioanteil sowie viele Spezialmilchsorten, wie etwa Heumilch oder Biowiesenmilch. Mit dem AMA Gütesiegel gibt es auch die Möglichkeit, die Qualität der einzelnen Produkte genau zu überprüfen.  

Saftig, grünes, frisches Gras - es schaut nicht nur gut aus, sondern wirkt sich auch nachhaltig auf die Qualität der Milch aus. Laut einer Greenpeace-Studie verbessert Grünfutter für  Kühe die Milchqualität und macht Gentechnik überflüssig.  | Foto: Christian Moser
  • Saftig, grünes, frisches Gras - es schaut nicht nur gut aus, sondern wirkt sich auch nachhaltig auf die Qualität der Milch aus. Laut einer Greenpeace-Studie verbessert Grünfutter für Kühe die Milchqualität und macht Gentechnik überflüssig.
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"Der Druck auf die Milchbauern ist massiv"

Diese Qualität aufrecht zu erhalten, kostet natürlich viel Geld. Der Krieg in der Ukraine habe die Situation noch einmal zusätzlich verschärft, heißt es seitens der Landwirtschaftskammer Steiermark. So sind die Energiekosten laut Landwirtschaftskammer Steiermark etwa um 50 Prozent und die Futterkosten um 30 Prozent gestiegen.

"Der Druck auf die Milchbauern ist massiv. Dankenswerterweise sind die in der Steiermark tätigen Molkereien in Vorlage getreten und haben in kleinen Schritten die Erzeugermilchpreise angehoben."
Franz Titschenbacher, Landwirtschaftskammer-Präsident

Ein erster Schritt sei damit getan – nun würden aber die "zähe Verhandlungen" mit dem Lebensmittelhandel anstehen. Titschenbacher appelliert daher an die Verantwortlichen des Lebensmittelhandels, "den Molkereien vernünftige, betriebswirtschaftlich vertretbare Produktpreise zu bezahlen, um eine nachhaltige Milchwirtschaft in Österreich zu sichern".

Der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident, Franz Titschenbacher, macht anlässlich des Weltmilchtages auf die kritische Situation der steirischen Milchbäuerinnen und Milchbauern aufmerksam. | Foto: LK/Danner
  • Der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident, Franz Titschenbacher, macht anlässlich des Weltmilchtages auf die kritische Situation der steirischen Milchbäuerinnen und Milchbauern aufmerksam.
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Weniger als 4.000 Betriebe in der Steiermark

Ein Ende der Kostenexplosion sei derzeit nicht in Sicht. Hohe Ausgaben und ebenso hohe Kosten für die ständig steigenden Standards – etwa im Bezug auf Tierwohl - bringe viele Milchviehbetriebe an den Rand ihrer Existenz. Ein Beispiel: Für eine Arbeitsstunde bleiben Milchbäuerinnen und Milchbauern gerade einmal 5,70 Euro, was inklusive EU-Ausgleichszahlungen im Monat 1.026 Euro netto pro Arbeitskraft ausmacht.

Seit dem Jahr 2010 haben laut Landwirtschaftskammer 33 Prozent der Milchviehbetriebe in der Steiermark ihre Stalltüren für immer geschlossen. In der Steiermark gibt es derzeit weniger als 4.000 Milchbäuerinnen und Milchbauern, österreichweit rund 24.900. 

Aber auch im Stall müssen sich die Tiere wohl fühlen. Im Vorjahr wurde etwa dieser hochmoderne Milchviehstall als Tierwohlstall ausgezeichnet.  | Foto: Tierschutzombudsstelle
  • Aber auch im Stall müssen sich die Tiere wohl fühlen. Im Vorjahr wurde etwa dieser hochmoderne Milchviehstall als Tierwohlstall ausgezeichnet.
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Besonders betroffen seien laut Titschenbacher Bergviehbetriebe, die aufgrund ihrer örtlichen Gegebenheiten, wie etwa steilen Hängen, oft keine Möglichkeit haben, die geforderten Standards bei Ställen einzuhalten. Um etwas an der prekären Situation zu ändern, sieht der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident auch die Bundesregierung in der Pflicht: "Die Regierung muss mit einem Teuerungsausgleich gegensteuern, bei dem das Geld zielgerichtet und unbürokratisch bei den Betrieben ankommt. Sonst werden noch mehr Milchbauern aufgeben. Das kann in Zeiten, in denen Versorgungssicherheit großgeschrieben wird, keiner wollen." 

Umfrageverhalten ist nicht gleich Kaufverhalten

Einer aktuellen Online-Umfrage von "marketagent" zufolge wären 75 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten bereit, mehr für Tierwohl auszugeben. Dennoch würden Einkaufsverhalten und Umfrageverhalten deutlich auseinanderklaffen: "Selbst wenn Tierwohl auf dem Produkt ausgewiesen ist, greifen mehr als 50 Prozent der Konsumenten doch zum Billigstangebot", heißt es seitens der Landwirtschaftskammer. 

Dass Milchprodukte beliebt sind, ist unumstritten: Österreicherinnen und Österreicher essen im Schnitt 23,9 Kilo Käse pro Jahr. Seit dem Jahr 2006 hat sich der durchschnittliche Konsum von Käse um mehr als fünf Kilo erhöht. | Foto: HNBS/pixabay
  • Dass Milchprodukte beliebt sind, ist unumstritten: Österreicherinnen und Österreicher essen im Schnitt 23,9 Kilo Käse pro Jahr. Seit dem Jahr 2006 hat sich der durchschnittliche Konsum von Käse um mehr als fünf Kilo erhöht.
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Bereits zum 65. Mal findet am 1. Juni der Weltmilchtag statt. Er wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) ins Leben gerufen und wird jährlich in über 30 Ländern veranstaltet. Zeitgleich mit dem Weltmilchtag findet übrigens auch der Weltbauerntag statt. Dieser wurde von der UNESCO als internationaler Aktionstag ausgerufen, um auf die wichtige Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte aufmerksam zu machen.


Tierschützer:innen gehen auf die Straße

Mit dem Slogan "#Abgestillt" rufen Tierschützerinnen und Tierschützer anlässlich des Weltmilchtages den deutschsprachigen Raum dazu auf, den eigenen Milchkonsum zu hinterfragen. Denn um Milch zu produzieren, müssen Kühe jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen. In Österreich werden laut dem Verein gegen Tierfabriken (VGT) rund eine halbe Million Milchkühe gehalten.

"Es ist Zeit, abzustillen", fordert hingegen der Verein gegen Tierfabriken (VGT). Mit Protestaktionen wie hier in Wien, will die Tierschutzorganisation anlässlich des Weltmilchtages dazu aufrufen, den eigenen Konsum von Kuhmilch zu hinterfragen.  | Foto: VGT.at
  • "Es ist Zeit, abzustillen", fordert hingegen der Verein gegen Tierfabriken (VGT). Mit Protestaktionen wie hier in Wien, will die Tierschutzorganisation anlässlich des Weltmilchtages dazu aufrufen, den eigenen Konsum von Kuhmilch zu hinterfragen.
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"Es wäre wünschenswert, wenn die Österreicher:innen ihren Milchkonsum kritischer hinterfragen würden in Hinblick auf Tierleid und Tierausbeutung. Es gibt viele pflanzliche Alternativen, die ohne die Nutzung von Tieren und damit in Zusammenhang stehendem Leid auskommen", betont Georg Prinz vom Verein gegen Tierfabriken.


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