Bildung als Chance
Lehre aus der Lehre: "Programmieren ist wie Lego bauen!"

Die Grazerin Yasmine Strimitzer hat nach einigen Irrwegen endlich ihren Traumjob als Mechatronikerin gefunden.  | Foto: KK
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  • Die Grazerin Yasmine Strimitzer hat nach einigen Irrwegen endlich ihren Traumjob als Mechatronikerin gefunden.
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Gemeinsam mit dem Bildungsnetzwerk Steiermark präsentiert die WOCHE in einer Serie Menschen, für die Bildung nicht zwangsläufig mit Schule verbunden und damit mit spätestens 19 Jahren abgeschlossen ist. Fort- und Weiterbildung erweitert nicht nur das Wissen, sondern auch den Horizont. Nach dem Auftakt mit Pastoral-Referent Josef Promitzer in der vergangenen Woche schildert uns diesmal Yasmine Strimitzer ihre Erfahrungen in der Lehrausbildung zur Mechatronikerin beim bfi.

Sie sind im 3. Lehrjahr zur Mechatronikerin – warum gerade eine technische Ausbildung?
Yasmine Strimitzer:
Rechnen konnte ich immer schon gut, schon vor dem Kindergarten habe ich mit meiner Oma im Hühnerstall die Eier gezählt und so rechnen gelernt. Die Schule hat mir aber überhaupt keinen Spaß gemacht, da hatte ich mit Mobbing zu kämpfen und mir wurde über die Jahre hinweg immer wieder gesagt, dass ich nichts kann und nicht gut genug bin. Irgendwann habe ich es dann auch geglaubt. Nach der Schule habe ich dann etliche Berufe ausprobiert, in der Kosmetik, im Einzelhandel, in der Gastro oder als Konditorin, auch im Handwerk mit Glas und Keramik … über Jugend am Werk bin ich dann auf die Ausbildungsmöglichkeiten in der Technik aufmerksam geworden. Es gab einen Info-Tag beim bfi, es hat mich gleich interessiert und ich habe einen kleinen Aufnahmetest absolviert. Der Test war wirklich leicht, es ging dabei in erster Linie darum, herauszufinden, ob ich das notwendige handwerkliche Geschick für diesen Beruf mitbringe und sie haben mich in die Ausbildung aufgenommen.

Was ist Mechatronik eigentlich?
Ganz kurz erklärt: Mechatronik kann so vieles sein! Es steckt Automatisierungstechnik, Zerspanung, Fertigungstechnik, Speichertechnik, Programmierung, Robotik drin … die Lehre in der Mechatronik ist eine sehr umfassende technische Grundausbildung, die viele Möglichkeiten aufmacht, vom „Mädchen für alles“ in technischen Belangen in einem Betrieb, bis zur Spezialisierung in den verschiedenen Fachbereichen …

Die Vielfalt steckt im Detail: Mechatronik ist eine sehr umfassende technische Grundausbildung, die viele Möglichkeiten eröffnet. | Foto: Panthermedia
  • Die Vielfalt steckt im Detail: Mechatronik ist eine sehr umfassende technische Grundausbildung, die viele Möglichkeiten eröffnet.
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Warum ist die Wahl auf diese Ausbildung gefallen?
Durch diese Ausbildung und den Lehrabschluss als Grundlage sind auch die möglichen Aufgabenbereiche in der Zukunft sehr abwechslungsreich und vielfältig, diese Möglichkeiten haben mich interessiert. Ich persönlich habe jetzt die Programmierung für mich entdeckt. Programmieren ist für mich wie Lego bauen: Passt nicht, passt nicht, passt! … Stück für Stück fügt man Informationsstücke aneinander und am Ende haben die Maschinen ein Programm und machen genau das, was sie sollen. In der Programmierung bin ich schon jetzt über dem Lehrabschluss-Niveau und genau das möchte ich auch weiter machen. Und was obendrauf dazukommt: Jobaussichten und auch Einstiegsgehälter sind wirklich sehr gut. Klar, bei jeder Ausbildung sind Bereiche dabei, die weniger interessant sind, für mich ist das z.B. die Betriebswirtschaftslehre in der Berufsschule … aber das gehört eben auch dazu und die interessanten Fächer und Aufgaben überwiegen bei Weitem.

Hat die Corona-Pandemie die Ausbildung unterbrochen?
Nein, überhaupt nicht. Die Berufsschule hat online stattgefunden, das habe ich sogar als recht angenehm empfunden und auch die praktische Ausbildung ist – natürlich unter strengen Hygieneauflagen – in Kleingruppen fortgeführt worden.

Man ist nie zu alt, um Neues zu lernen. Was würde dich interessieren?

Hatte die Ausbildung schon Auswirkungen auf Ihr Berufs- oder Familienleben?
 Ja, es hat mir Perspektiven eröffnet. Nach dem Lehrabschluss habe ich schon eine Arbeitsstelle in Aussicht und ich plane schon eine Weiterbildung in der Programmierung – ich möchte später in der Inbetriebnahme von Anlagen arbeiten, vielleicht auch ins Ausland gehen … und viel später dann, wenn ich auch Erfahrung gesammelt habe, vielleicht unterrichten. Bei der Zusammenarbeit mit FreundInnen und KollegInnen hat sich herausgestellt, dass ich sehr gut erklären kann und es mir Freude macht, Menschen beim Lernen zu unterstützen.

Ihre Botschaft an Menschen, die sich überlegen, in einen technischen Beruf einzusteigen oder eine Weiterbildung zu machen?
Neugierig sein und ausprobieren! Früher hatte ich auch Angst und hab mir nichts zugetraut, jetzt sicher nicht mehr. Allen Mädchen und Frauen, die sich nicht in einen technischen Beruf trauen, kann ich sagen: Ich mache mich im Beruf weniger schmutzig und laufe weniger herum als meine Bekannten im Einzelhandel. Und weil es immer wieder Bedenken von jungen Frauen gibt: Es ist auch nicht mehr so, dass man in technischen Berufen hart körperlich arbeiten oder schwer heben muss, das erledigen heute Maschinen. Also einfach ausprobieren und Neues kennenlernen, das geht!

Informationen zum Bildungsnetzwerk Steiermark und dem Weiterbildungsnavi gibts hier.

Die Grazerin Yasmine Strimitzer hat nach einigen Irrwegen endlich ihren Traumjob als Mechatronikerin gefunden.  | Foto: KK
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