Hermann Schützenhöfer im Interview: Steiermark stärkt ihre Regionen!

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Wenn Hermann Schützenhöfer das Jahr 2015 Revue passieren lässt, steht die Betroffenheit immer noch an oberster Stelle: "Wenige Tage nach meiner Angelobung kam es zur schrecklichen Amokfahrt in Graz. Meine erste Amtshandlung war die Einberufung des Krisenstabs", steht der gestandene ÖVP-Politiker immer noch unter dem Eindruck dieser schrecklichen Ereignisse. "Diese ersten Wochen haben viel Substanz gekostet, aber ich denke, dass Stadt und Land das gut bewältigt haben. Die Wunden sind verheilt, die Narben werden bleiben ..."
Fast nahtlos folgte die Flüchtlingskrise, die nahezu alles überlagert hat. "Und dennoch gilt es, wichtigen Aufgaben für die Steiermark im Blick zu behalten", hält der Landeschef weiß-grünen Kurs.

Forschung fördern, Regionen stärken

Es gehe dabei vor allem darum, entsprechende Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen: "Damit Unternehmer hier investieren, damit in der Steiermark Arbeitsplätze geschaffen werden." Die Arbeitslosenquote liege zwar unter dem Bundesdurchschnitt, dennoch seien 41.000 Arbeitslose im Land zuviele. Zwei große Schwerpunkte sollen hier Abhilfe schaffen: "Einerseits wollen wir auf Forschung und Entwicklung setzen. Mit einer F&E-Quote von 4,8 Prozent sind wir europaweit Spitze, liegen im Regionenranking hinter Baden-Württemberg auf Platz 2." Mit dem Zukunftsfonds sollen hier weitere Impulse gesetzt werden. Denn, so Schützenhöfer: "Die Innovativen haben den Fuß in den Tür bei der Zukunft der Arbeitsplätze.
Andererseits sollen die Regionen in der Steiermark gestärkt werden. "Wir müssen aufpassen, dass wir da nicht zwei Entwicklungsgeschwindigkeiten in der Steiermark haben: da die Städte, dort die ländlichen Regionen." Auch dort müsse für Infrastruktur, Kinderbetreuung, Wohnbau und vieles mehr gesorgt werden. Breitband- und Winterbauoffensive sind so wie das KMU-Paket der Wirtschaftsförderung nur einige Beispiele für die Stärkung der Regionen.

Gute Partnerschaft mit der SPÖ

All das geschehe in einer guten und kollegialen Zusammenarbeit: "Ich arbeite mit allen Regierungsmitgliedern, auch mit jenen der SPÖ, bestens zusammen." Und auch um Michael Schickhofer brauche man sich keine Sorgen zu machen: "Es wird ihm gut gehen auf dem Parteitag, die SPÖ vermittelt mir den Eindruck einer starken und geeinten Partei." Und dass der Wechsel des Landeshauptmannes für Irritationen gesorgt hat? "Die kennen wir, die hat es bei uns damals auch gegeben."

"Seine" Ressorts in guten Händen

Schützenhöfer selbst stand lange für nachhaltige Ressortpolitik im Personal und im Tourismus, vermisst er das? Schützenhöfer schmunzelt: "Man soll dann aufhören, wenn es am besten schmeckt." In beiden Ressorts sei in den letzten Jahren vieles gelungen, schwierige Brocken seien aus dem Weg geräumt: "Jetzt können die Jungen (Drexler und Buchmann, Anm. der Red.) durchstarten, der Alte braucht das nicht mehr." Seine Aufgabe als Landeshauptmann sei es, den Gesamtblick auf und für das Land zu haben.

Kein Rosenzüchter

Nachfrage: Wäre es nicht einfacher gewesen, auf dieses schwierige Amt zu verzichten und sich wie Franz Voves dem Rosenzüchten zu widmen? Wieder schmunzelt Schützenhöfer: "Zum Rosenzüchten bin ich gänzlich ungeeignet, bei mir ersaufen die Blumen immer." Und wohr kommt die Kraft? "Ich habe zwei Kraftquellen. Die wichtigste ist meine Familie, die eigenen vier Wände. Meine Frau ist schärfste Kritikerin – aber auch treuste Verbündete." Kraftquelle Nummer zwei ist die Natur: "Ich gehe gerne, am liebsten allein, da kann ich die Welt für mich ordnen. Von daheim aus bin ich gleich im Schöcklgebiet, ich spaziere aber auch gerne entlang der Mur." Unerkannt? "Nein, natürlich gibt es viele Begegnungen. Ich hab da Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen: Mütter mit Kindern, Jogger, Senioren. Ich brauch keine Meinungsumfragen, mit einem Spaziergang bin ich immer bestens informiert." In den Weihnachtsfeiertagen soll aber Ruhe einkehren: "Ich habe in diesem halben Jahr als Landeshauptmann gemerkt, dass ich mir schwer getan habe, von den Emotionen herunterzukommen. Bei Themen wie Arbeitslosigkeit oder Flüchtlingskrise fällt das Abschalten halt schwer.

Stichwort Flüchtlingskrise: Wie ist die aktuelle Einschätzung? "Was die Bundesregierung am Anfang der Krise an Äußerungen getätigt hat, war für die Staatsbürger einfach unerträglich. Mittlerweile sind wir auf einem besseren Weg, wir haben erkannt, dass die EU ihre Außengrenzen schützen muss, dass wir mit Ländern wie der Türkei oder Jordanien reden müssen." Differenzierte Diskussionen seien auch hierzulande gefragt: "Wenn Einsatzkräfte und Ehrenamtliche am Limit sind und dann in der Zeit Im Bild diese Zaundebatten hören, dann verstehen die die Welt nicht mehr. Der Strache muss da nur im Fernsehsessel sitzen und die Stimmen rieseln auf ihn herab," Und: "Es muss möglich sein, dass wir – ohne Schaum vor dem Mund – darüber diskutieren dürfen, wie viele Flüchtlinge dieses Land vertragen kann, was wir den Menschen zumuten können.

Arbeiten statt streiten

Letzte Frage: Was ist die Botschaft an die Steirerinnen und Steirer? "Das Versprechen, dass die Koalition Zukunft Steiermark auch weiterhin alles tun wird, um Arbeitsplätze zu schaffen. Dass wir die Flüchtlingskrise ordentlich managen werden. Und dass wir die Zukunft des Landes und nicht das Streiten im Fokus haben."

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