Grenze bei 22 Kindern
Steiermark verschiebt Verkleinerung von Kindergartengruppen

Die Verkleinerung von Kindergartengruppen soll langfristig Qualität sichern, kostet kurzfristig aber Betreuungsplätze. Die Landesregierung verschiebt die schrittweise Reduktion in der Steiermark daher nach hinten. | Foto: panthermedia/Alla Serebrina
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Die geplante Reduktion der Gruppengrößen in steirischen Kindergärten wird später umgesetzt als ursprünglich vorgesehen. Bildungslandesrat Stefan Hermann (FPÖ) und Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) begründen den Aufschub am Dienstag damit, man wolle den Gemeinden beim Ausbau eine "Verschnaufpause" geben und Familien gleichzeitig ausreichend Betreuungsplätze zusichern. Kritik kommt von Pädagoginnen und Pädagogen sowie von der politischen Opposition. Die Verzögerung sei eine "Notbremse auf Kosten der Qualität".

STEIERMARK. Um das Personal zu entlasten und die Betreuungsqualität zu verbessern, wurde in der Steiermark vor zwei Jahren eine schrittweise Verkleinerung der Gruppengrößen in Kindergärten beschlossen: Seit dem Betreuungsjahr 2023/24 werden die Gruppen jährlich um ein Kind verkleinert, von 25 auf 20 bis zum Jahr 2027/28 – so der ursprüngliche Plan laut Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz. Nun möchte die steirische Landesregierung die schrittweise Verkleinerung der Gruppen in Kindergärten aber zeitlich verzögern: Die geplante Novelle sieht vor, dass die nächste Absenkung auf 21 Kinder nicht im kommenden, sondern erst im Betreuungsjahr 2028/29 stattfindet und erst im Kindergartenjahr 2031/32 auf 20 Kinder reduziert wird.

"Wir bekennen uns zu kleineren Gruppen, aber die Umsetzung braucht mehr Zeit."
Bildungslandesrat Stefan Hermann 

Bildungslandesrat Stefan Hermann (FPÖ) und LH-Stv. Manuela Khom (ÖVP) präsentierten am Dienstag die geplante Gesetzesänderung: Das Ziel von 20 Kindern pro Gruppe soll erst 2031 erreicht werden | Foto: Land Steiermark/Binder
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Ausbau stockt: Gemeinden unter Druck 

Damit reagiert die blau-schwarze Landesregierung auf den steigenden Druck aus den Gemeinden: In diesem Kindergartenjahr wurden in der Steiermark 92 neue Gruppen geschaffen, was 1.700 zusätzlichen Plätzen entspricht. Gleichzeitig fallen jährlich rund 1.500 Plätze weg, weil die Gruppengrößen kleiner werden. Viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister hätten laut Bildungslandesrat Stefan Hermann (FPÖ) und Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) auf die schwierige Situation hingewiesen. Erst vergangene Woche hatte sich etwa der Leibnitzer Bürgermeister Daniel Kos (FPÖ) für einen Stopp der Reduktion der Gruppengrößen ausgesprochen. Hohe Kosten und weniger Budgets in Gemeinden würden es zunehmend erschweren, für genügend Betreuungsplätze zu sorgen. 

Besonders in Graz und den umliegenden Gemeinden zeige sich das Problem deutlich. Durch die schrittweise Reduktion der Gruppengrößen gehen laut Hermann allein in der Landeshauptstadt jährlich rund 280 Kindergartenplätze verloren. Der Versorgungsgrad für Kinder zwischen drei und fünf Jahren ist in Graz in den vergangenen Jahren stark gesunken – von 99 Prozent im Jahr 2018 auf aktuell 91 Prozent. Sollte die ursprüngliche Reduktion fortgesetzt werden, rechnet der Grazer Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) mit einem Rückgang auf nur mehr 82 Prozent bis 2027. 

Im aktuellen Betreuungsjahr liegt die Grenze bei 22 Kindern pro Gruppe. | Foto: Unsplash/La-Rel Easter
  • Im aktuellen Betreuungsjahr liegt die Grenze bei 22 Kindern pro Gruppe.
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Ursprünglicher Plan zu "ambitioniert"

Eine Novelle des Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes soll den Ausbau und Betrieb von Kindergärten in der Steiermark künftig günstiger machen, die Umsetzung brauche allerdings noch Zeit. Die Verschiebung der Gruppengrößen-Reduktion solle nun eine "Verschnaufpause" bringen, so Hermann. Auch Landeshauptmann-Stellvertreterin Khom betonte, dass die Steiermark das Ziel kleinerer Gruppen nicht aufgebe, aber: "Das ursprüngliche Ziel war sehr ambitioniert. Jetzt merken wir, dass wir mehr Zeit brauchen." Die Steiermark sei bereits auf einem guten Weg – im Bundesländervergleich liegt man mit derzeit 22 Kindern pro Gruppe im Mittelfeld. Nur Tirol (20) und Oberösterreich (21) haben bereits kleinere Gruppen. In Kärnten wurde die ursprünglich geplante Absenkung vollständig gestoppt.

Kritik von Pädagogen und Oppositionspartei

Deutliche Kritik an der Entscheidung kommt von den Neos. Bildungssprecher Niko Swatek spricht von einer "Notbremsung auf dem Rücken der Kinder und des Personals". Das Fehlen von Kindergartenplätzen liege nicht an der Gruppenverkleinerung, sondern an einem verschleppten Ausbau. Die Grünen kritisieren die Entscheidung ebenfalls: Die Verkleinerung der Gruppen sei ein entscheidender Schritt, um die Qualität in der Kinderbetreuung zu heben. Bildungssprecherin Veronika Nitsche spricht von "Budgetpolitik zum Nachteil der Kinder und Pädagoginnen und Pädagogen." Die Kritik von KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler schlägt in die gleiche Kerbe: Die Gemeinden und Städte seien auf die Unterstützung des Landes angewiesen – "die Lösung kann nicht sein, die Qualität wieder zu verschlechtern, sondern den Ausbau zu finanzieren."

Branchenvertreterinnen und -vertreter aus der Elementarbildung selbst reagierten bereits im Vorfeld mit Kritik: Die beschlossene Reduktion sei bereits ein Kompromiss gewesen und noch weit entfernt von pädagogisch empfohlenen Standards. Fachleute würden Gruppengrößen zwischen 15 und 18 Kindern sowie eine Fachkraft-Kind-Relation von maximal 1 zu 10 empfehlen, heißt es seitens der Interessensvertretung "#kinderbrauchenprofis". Die geplante Gesetzesnovelle wird in der kommenden Landtagssitzung von FPÖ und ÖVP eingebracht.

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