Weniger Kindergartenplätze
Leibnitzer FPÖ-Bürgermeister fordert FPÖ-Landesrat zum Handeln auf
- In der Steiermark werden jährlich die Kindergartengruppen verkleinert – dadurch stehen in vielen Gemeinden weniger Plätze zur Verfügung.
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Es kommt nicht oft vor, dass ein Bürgermeister öffentlich etwas von einem Parteikollegen fordert. Nun spricht sich der Leibnitzer Stadtchef Kos (FPÖ) beim freiheitlichen Bildungslandesrat für einen Stopp der Reduktion der Gruppengrößen in Kindergärten aus. Das wünschen sich auch andere Bürgermeister.
LEIBNITZ. Der Bedarf an Kinderbetreuung steigt – gleichzeitig auch der Personalmangel in Kinderkrippen und Kindergärten. Um das Personal zu entlasten, wurde in der Steiermark eine schrittweise Verkleinerung der Gruppengrößen in Kindergärten eingeführt: Seit 2023/24 werden die Gruppen jährlich um ein Kind verkleinert, von 25 auf 20 bis zum Jahr 2027/28.
Stopp der Reduktion gefordert
Das bedeutet weniger Plätze, die zur Verfügung stehen – für manche Gemeinden ein Problem, wenn nicht alle von Eltern angefragten Plätze vergeben werden können. In Leibnitz wohl ein so großes Problem, dass sich Bgm. Daniel Kos (FPÖ) nun öffentlich an seinen Parteikollegen wendet. Kos fordert in einer am Dienstag verschickten Presseaussendung das "sofortige Aussetzen der schrittweisen Reduktion der Kindergartengruppengröße" von Bildungslandesrat Stefan Hermann, ebenfalls FPÖ. "Landesrat Stefan Hermann muss umgehend reagieren!", so Kos.
- Bgm. Daniel Kos beim Pflanzen neuer Bäume im Leibnitzer Kindergarten Sumsi
- Foto: Stadtgemeinde Leibnitz/Christian Gsell
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Die Reduktion von 25 auf 20 Kinder stelle nicht nur die Stadtgemeinde Leibnitz, sondern auch viele Umlandgemeinden vor große Herausforderungen. "Bereits jetzt kann die Kinderbetreuung in Leibnitz nicht mehr in vollem Umfang sichergestellt werden. Ein geplanter Neubau soll zwar in den nächsten Jahren Entlastung bringen, doch diese Lösung benötigt Zeit – Zeit, die aktuell nicht vorhanden ist", so Kos. Derzeit gibt es acht Kindergärten in der Stadt Leibnitz. Die ehemalige "alte" Volksschule Kaindorf soll ab 2027/2028 zum Kindergarten mit Kinderkrippe umgebaut werden.
50 Kindergartenplätze weniger
Laut dem Bürgermeister würde das Festhalten an der geplanten Reduktion einen Verlust von mindestens 50 Kindergartenplätzen in Leibnitz bedeuten. "Daher muss Landesrat Stefan Hermann so schnell wie möglich reagieren und die Reduktion der Gruppengrößen aussetzen", fordert Kos."
"Arbeiten an Lösungen"
Noch im Juli hatte Landesrat Stefan Hermann auf die Kritik des Landesrechungshofs (siehe unten) klar geantwortet: Man werde die Gruppengrößen wie geplant senken. Auf MeinBezirk-Nachfrage klingt das nun nicht so mehr eindeutig: "Wir arbeiten an Lösungen, insbesondere im Bereich der Kinderbildung und -betreuung für Entlasung zu sorgen. Ich bin zuversichtlich, dass zeitnah Vorschläge zu konkreten Maßnahmen präsentiert werden können", so Hermann am Dienstag. Die Bedenken des Leibnitzer Bürgermeisters will er ernst nehmen, sie seien steiermarkweit kein Einzelfall. Eingeführt wurde die Senkung der Gruppengrößen noch von Hermanns Vorgänger Werner Amon (ÖVP).
Auch andere Bürgermeister dafür
Auch andere Bürgermeister aus Leibnitzer Gemeinden berichten von selben Problemen: "Heuer konnten wir noch alle Plätze erfüllen, ob sich das nächstes Jahr noch ausgeht, wage ich zu bezweifeln", sagt Christoph Grassmugg (ÖVP) aus Wildon. Finanziell sei ein Ausbau schwierig. Ähnlich sieht das Walter Novak (SPÖ) aus Tillmitsch, ebenso eine wachsende Gemeinde: "Pädagogisch ist das sicher von Vorteil, aber finanziell ist das aktuell kaum einer Gemeinde möglich, hier neue Plätze zu schaffen."
- Durch die Verkleinerung der Kindergartengruppen soll das Personal entlastet und die Qualität der Betreeung gesteigert werden.
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Eine Pausierung dieser Reduktion der Gruppengrößen würden sich beide wünschen. "Das wäre momentan sicher eine Erleichterung für die Gemeinden", meint Novak. Für Grassmugg braucht es darüber hinaus Finanzierungskonzepte zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. "Weil Gemeinden alleine werden das nicht mehr stemmen können."
Land Steiermark ist gefordert
Der Landesrechungshof hat die Reduktion der Gruppengrößen bereits geprüft: Schon im ersten Jahr (2023/24) gab es dadurch 529 Plätze weniger für Drei- bis Fünfjährige in der Steiermark. Es sei nicht gelungen, den Wegfall durch neue Plätze oder durch Anstellung von zusätzlichem Personal auszugleichen, der Landesrechungshof empfiehlt daher, Maßnahmen für Kindergartenplätze deutlich zu verstärken. Da der Bund für zusätzliche Kindergartenplätze keine Zweckzuschüsse mehr gewährt, müsse das Land neue Kindergartenplätze aus eigenen Mitteln fördern. Und: Die Gemeinden sind bei der Angebotsverbesserung gezielt zu unterstützen, stellt der Landesrechnungshof klar.
- Im Leibnitzer Ortsteil Kaindorf an der Sulm soll die alte Volksschule zu einem Kindergarten werden – das dauert aber noch.
- Foto: Kölbl
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Laut Hermann sei sich die Landesregierung der Verantwortung an der Seite der Gemeinden bewusst. Ziel sei, dass alle Familien einen wohnortnahen Platz in einer Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtung erhalten.
Steiermark hinkt hinterher
Die Steiermark hat die niedrigste Betreuungsquote aller Bundesländer: Nur 89,1 Prozent aller Drei- bis Fünfjährigen werden in Kindertagesheimen betreut. Der Bezirk Leibnitz liegt nur knapp drüber (89,4 %). Laut den neuesten Zahlen der Statistik Austria für das Jahr 2024/25 ist die Betreuungsquote in der Steiermark im letzten Jahr (leicht) gesunken – zum ersten Mal seit 13 Jahren.
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