Christian Stangl
Gelobt, gefallen und jetzt dreifacher "Weltrekordler"

Christian Stangl (hier am Gipfel des 8.188 Meter hohen Cho Oyu) ist bis heute der einzige Mensch weltweit, der die drei höchsten Gipfel aller Kontinente bestiegen hat. | Foto: Stangl
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  • Christian Stangl (hier am Gipfel des 8.188 Meter hohen Cho Oyu) ist bis heute der einzige Mensch weltweit, der die drei höchsten Gipfel aller Kontinente bestiegen hat.
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Skyrunner Christian Stangl hat etwas geschafft, das auch zehn Jahre danach unerreicht scheint: Der Steirer ist bis heute der weltweit einzige Mensch, der die "Triple Seven Summits", die jeweils drei höchsten Berge der sieben Kontinente, bestiegen hat.

STEIERMARK. Mit 41 Jahren hatte Christian Stangl eigentlich alles erreicht. Der steirische Extrembergsteiger (heute 57) war auf den höchsten Gipfeln der Welt. Die Seven Summits – die höchsten Kontinentalgipfel – hatte er im Rekordtempo bestiegen. Den 8.848 Meter hohen Mount Everest hatte er zur "Tagestour" degradiert: Vom Basislager zum Gipfel und zurück benötigte er nur 22 Stunden und 30 Minuten – ohne Flaschensauerstoff. Stangl nannte seinen Besteigungsstil fortan "Skyrunning" und nahm neue Ziele ins Visier.

Drama am K2

Ab 2008 versuchte er sich an den Second Seven Summits (zweithöchste Berge aller Kontinente), welche bis dato noch von keiner Person bestiegen waren. 2008 überlebte er durch Glückam K2, wo insgesamt elf Bergsteiger im Gipfelbereich unter dem berüchtigten "bottle-neck" ums Leben kamen.

Augfrund seiner schnellen Bergbesteigungen bezeichnet sich Christian Stangl selbst als "Skyrunner". | Foto: Stangl
  • Augfrund seiner schnellen Bergbesteigungen bezeichnet sich Christian Stangl selbst als "Skyrunner".
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Auch im Folgejahr war er am K2 gescheitert. Obendrein fand sich Stangl mittlerweile in einem Wettlauf mit mehreren Konkurrenten, darunter auch einen Südtiroler. Im Mai 2010 gab der Italiener an, den Mount Logan, zweithöchster Gipfel des nordamerikanischen Kontinents, bestiegen zu haben, was sich kurz darauf als Falschmeldung herausstellte.

Fehler mit großen Folgen

Nach den erfolglosen Versuchen in den Jahren 2008 und 2009 den K2 zu besteigen, ließ sich auch Christian Stangl 2010 zu einem Blödsinn hinreißen: Im August 2010 gab er vor, den Gipfel erreicht zu haben, obwohl das vermeintliche Gipfelbild nicht den höchsten Punkt zeigte. Stangl wurde zur Persona non grata während sein Südtiroler Kontrahent trotz Verfehlens des Gipfels am Mount Logan und danach im April 2011 auch am Puncak Trikora (Ozeanien) seinen Wettlauf nahezu kritiklos weiterführen konnte.

Vom Meeresgrund auf 8.586 Meter

Doch Stangl gab nicht auf! Am 6. März 2011 startete er mit einem einfachen Waffenrad auf Meereshöhe am Golf von Bengalen, radelte durch den indischen Subkontinent bis nach Nepal, um von dort zu Fuß den Gipfel des 8.586 Meter hohen Kanchenjunga zu erreichen. 76 Tage dauerte sein Abenteuer, angetrieben durch "reine Muskelkraft".

Für die Besteigung verzichtete er wie immer auf Flaschensauerstoff. Vom Meeresspiegel per Muskelkraft auf den Gipfel des dritthöchsten Achttausenders zu klettern war ein richtungsweisender Akt für die Folgejahre. Von mental ganz unten kehrte er wieder an die Spitze zurück.

145.000 Aufrufe für K2-Video

Am 31. Juli 2012, nach vier erfolglosen Sommern im Karakorum, Gebirgszug rund um den K2, stand der Steirer schließlich am Gipfel des zweithöchsten Berges und drehte ein beeindruckendes 360-Grad-Gipfelvideo.

Google erwarb von Stangls Video eine Lizenz, weil es 2012 die qualitativ beste Rundumsicht vom Gipfel des K2 war. Mit dem Berg Sumantri, dem zweithöchsten Berg Ozeaniens, hatte Stangl am 15. Jänner 2013 die Second Seven Summits gewonnen.

Für den allerletzten Berg des neuen Zieles Third Seven Summits (dritthöchste Berge aller Kontinente) schwang sich der gelernte Elektrotechniker wieder auf das Fahrrad. Diesmal radelte er gleich von seinem Heimatort Admont bis in das Kaukasusgebirge, um den Berg Shkhara zu besteigen. Zurück ging es wiederum radelnd über die Ukraine. Mehr als 6.000 Kilometer im Sattel, Bergausrüstung am Fahrrad inklusive.

Von Admont in den Kaukasus: Die Anreise zum Berg Shkhara absolvierte Stangl per Fahrrad. | Foto: Stangl
  • Von Admont in den Kaukasus: Die Anreise zum Berg Shkhara absolvierte Stangl per Fahrrad.
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Um in erster Linie die strittigen Höhenangaben der zweit- und dritthöchsten Gipfel zu vermessen und andererseits die Gipfelbesteigungen zu dokumentieren, stellte die Uni Graz Stangl ein hochpräzises Differenzial-GPS zur Verfügung, um die Höhenquoten zu ermitteln. So bestieg Stangl in diesen sieben Jahren insgesamt 30 Gipfel, um am Ende auch tatsächlich die richtigen 21 Berge für sein Weltrekordprojekt bestiegen zu haben. Alleine in Ozeanien bestieg er vier Berge, nur um unter ihnen den wahren zweithöchsten Berg zu ermitteln.

Drei Weltrekorde aufgestellt

Vor zehn Jahren, genau am 17. September 2013, erhielt Christian Stangl in London von Guiness World Records gleich drei Auszeichnungen und Weltrekord-Bestätigungen. Christian Stangl selbst meint dazu: "All diese Guinness-Record-Einträge habe ich nie angestrebt, die damit verbundene internationale Anerkennung schätze ich sehr wohl. Die meisten Besteigungen habe ich alleine durchgeführt, die Erstbegehung der Südostwand am 4.660 Meter hohen Mount Shinn in der Antarktis war für mich ein bergsteigerisches Highlight."

Wurde bis dato noch nie wiederholt: Christian Stangls "Triple Seven Summits" | Foto: KK
  • Wurde bis dato noch nie wiederholt: Christian Stangls "Triple Seven Summits"
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Die 21 Gipfel der Triple Seven Summits, die jeweils drei höchsten Gipfel aller sieben Kontinente, wurden bis heute noch von keinem anderen Bergsteiger wiederholt. Stangl ist staatlich geprüfter Bergführer und begehrter Redner und Vortragender. "Gib niemals auf" ist nicht nur der Titel seines 2015 erschienenen zweiten Buches, sondern Thema seiner Vorträge in denen er Motivationselemente aus seinen oftmals schier ausweglosen Situationen vermittelt.

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