Buchvorstellung: Man muss auf dem Grund gewesen sein - eine berührende Biographie einer bemerkenswerten Frau

Foto: Stebner

Jaqueline Kornmüller zeichnet ein sanftes Portrait einer Frau, die durch Verluste und Heimatlosigkeit geprägt wurde und sich mehr als einmal in ihrem Leben ihren Schatten stellen und sich neu erfinden musste. Kornmüller tritt dankenswerter Weise literarisch nicht in Erscheinung, man hat das Gefühl, dass man direkt der Corti zuhört, teil haben darf, an ihren Gedanken, ihren Empfindungen und Stationen.

Nie voyeuristisch, nie abrechnend bekommt man dennoch einen fast schonungslosen Einblick in Cortis Biografie und kann nachvollziehen, wie ein Lebenswerk entsteht, dass an sozialem Engagement und Menschenliebe vorbildlich ist. Der Titel entstammt einem Brief Rainer Maria Rilkes. Mit diesem Text schloss Axel Corti wenige Tage vor seinem Tod seine letzte Radiosendung, gleichzeitig steht er synonym für das Leben der Cecily Corti.

Hier das etwas erweiterte Zitat (aus dem Brief Rilkes an den Schriftsteller Arthur Holitscher vom 13. Dezember 1905): „Wir wissen´s ja oft nicht, dass wir im Schweren sind bis über die Knie, bis an die Brust, bis ans Kinn. Aber sind wir denn im Leichten froh? Sind wir nicht fast verlegen im Leichten? Unser Herz ist tief. Aber wenn wir nicht hineingedrückt werden, gehen wir nie bis auf den Grund. Und doch: Man muss auf dem Grund gewesen sein, darum handelt sich´s.“

Die Familie Herberstein, der Cecily Corti entstammt, lebte in der Krain im heutigen Slowenien. 1945 musste sie unter dem kommunistischen Tito-Regime, wie fast alle Deutschsprachigen, Jugoslawien verlassen. Cecilys Vater wurde verschleppt und kehrte nicht wieder zu seiner Familie zurück. Sein Schicksal konnte nie ganz geklärt werden. Mit ihrer Mutter, die den Verlust ihres Mannes nie verwunden hatte, und ihren vier Geschwistern, zog Corti nach Jahren der Flucht schlussendlich nach Salzburg, wo sie die Schule abschloss. Nach Aufenthalten in Frankreich und England und verschiedenen Jobs gelangte sie nach Tirol, wo sie als Mitarbeiterin am Europäischen Forum Alpbach tätig war. Hier lernte sie ihren späteren Mann, den Regisseur Axel Corti kennen. Der letzte prägende Verlust, der frühe Tod ihres Mannes, stellt sie mit 53 Jahren vor den tiefsten Einschnitt in ihrem Leben.

Cecily Corti ist Obfrau des Vereins Vinzenzgemeinschaft St. Stephan und Leiterin des VinziRast-CortiHauses in Wien. Im Mai 2013 begann dort auch der Betrieb in der 'VinziRast mittendrin', in dem Obdachlose gemeinsam mit Studierenden wohnen. Mehr über Cecily Corti: https://de.wikipedia.org/wiki/Cecily_Corti

Cecily Corti: Man muss auf dem Grund gewesen sein, Aufgezeichnet von Jaqueline Kornmüller, 2015.
160 Seiten, 20 Abbildungen, Hardcover mit Schutzumschlag, € 19,90.
Christian Brandstätter Verlag GmbH & Co KG, Wien.
ISBN 978-3-85033-908-7

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