Buchvorstellung
Als Lissabons Welt ins Wanken geriet
Autor Gerhard Streminger hat sich mit einem der bedeutendsten Naturereignisse der Neuzeit befasst.
BAD RADKERSBURG. Die Philosophie ist sein Leben – das Schreiben seine Leidenschaft. Wenn Gerhard Streminger in seinem Wohnzimmer in Bad Radkersburg von seinem Lieblingsphilosophen David Hume und anderen Großen der Zunft zu erzählen beginnt, tut sich eine beeindruckende Wissenswelt auf. Der pensionierte Universitätsprofessor weiß seine Gedanken auch zu Papier zu bringen – zahlreiche Veröffentlichungen tragen seinen Namen – darunter Bücher über David Hume oder auch Romane über die schottischen Highlands.
Kein Erdeben wie jedes andere
Sein neuestes Werk dreht sich rund um ein gewaltiges Naturereignis im Jahre 1755: nämlich das Erdbeben von Lissabon. "Die Welt gerät ins Wanken" – so der Titel des Buchs, das kürzlich im Alibri-Verlag erschienen ist.
Doch warum dieses Thema, von dem laut dem Autor heutzutage nur mehr wenige Menschen Bescheid wissen? "Es gibt eine Zeit vor und eine Zeit nach diesem Erdbeben – es war eines der bedeutendsten Ereignisse der europäischen Geschichte, das innerhalb weniger Stunden 60.000 Todesopfer forderte", betont der 69-Jährige.
Das Naturereignis habe das Denken der Menschen verändert – zunächst auf dem Gebiet der Religion. Denn mit allem Nachdruck stellte sich gemäß Streminger angesichts solchen Elends die Frage nach der Güte und Barmherzigkeit Gottes.
Optimismus wich Pessimismus
Da keine überzeugende Antwort gegeben werden konnte, sei der vorherrschende Optimismus allmählich einer pessimistischeren Weltsicht gewichen. "Und das theologische Gerede von Sünde und Schuld wurde immer mehr ersetzt durch die wissenschaftliche Suche nach empirischen Ursachen und Wirkungen", meint Streminger.
Emotionale Reise für Autor und Leser
Und was will der Autor bewirken. "Ich habe versucht, ein Panorama zu entwerfen und die Leser die Naturkatastrophe spüren zu lassen." Für Streminger selbst war der Prozess des Schreibens eine äußerst emotionale, zum Teil schmerzhafte Reise. Beinahe zwei Jahre Recherchearbeit stecken in dem literarischen Essay. "Ich bin über Monate oft acht bis zehn Stunden pro Tag am PC gesessen", unterstreicht der Naturalist.
Und welchen philosophischen Ansatz verfolgt er eigentlich in der gegenwärtigen Situation der Gesellschaft? "Wir Menschen sind überfordert und müssen lernen, mit weniger besser zu leben – und zwar besser als zuvor."
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