Umfrageergebnis
Fasnacht in Tirol – gelebte Tradition

In vielen Regionen gilt der Fasching als die fünfte Jahreszeit. In Tirol gibt es neben Faschingsumzügen, traditionellen Fasnachtsumzügen auch Bälle und kleine Faschingspartys. | Foto: Innsbrucker Hexen
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  • In vielen Regionen gilt der Fasching als die fünfte Jahreszeit. In Tirol gibt es neben Faschingsumzügen, traditionellen Fasnachtsumzügen auch Bälle und kleine Faschingspartys.
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In vielen Regionen gilt der Fasching als die fünfte Jahreszeit. In Tirol gibt es neben Faschingsumzügen, traditionellen Fasnachtsumzügen auch Bälle und kleine Faschingspartys.

TIROL (skn). Fasching, Fasnacht, Karneval – mehrere Begriffe, eine Bedeutung: Welcher Begriff gängig ist, hängt vor allem von der Region ab, in der man sich befindet. In weiten Teilen Norddeutschlands spricht man von Karneval. Im Süden Deutschlands und in Österreich spricht man von Fasching. Im Südwesten Deutschlands, im Westen Österreichs, der Schweiz und in Südtirol spricht man vor allem von der Fasnacht.  

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zum Fasching in Tirol

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche*:

Insgesamt haben 734 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zum Thema Fasching teilgenommen. Wir wollten von euch wissen, ob ihr einen der Faschingsumzüge in der Region besucht.

  • 239 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass sie Teil einer Brauchtumsgruppe/eines Vereins sind und deswegen einen Faschingsumzug besuchen
  • 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wollen sich einen Umzug ansehen
  • 415 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben an, dass sie diese Faschingsumzüge nicht interessieren.

Bei unserer Umfrage der Woche zu den Fasnachtsumzügen haben 734 Leserinnen und Leser teilgenommen. Die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer – nämlich 56,54 Prozent – werden keinen Umzug in der Region besuchen. Sie interessieren sich nicht dafür. Immerhin 32,56 Prozent werden einen Umzug besuchen, entweder als Teil einer Brauchtumsgruppe oder eines Vereins. Nur 10,9 Prozent der TeilnehmerInnen werden einfach so einen Fasnachtsumzug besuchen. 

Fasnacht – Brauchtum mit einer langen Tradition

In Tirol hat die Fasnacht eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter. So gibt es schon frühe Einträge in Geschichtschroniken. So zählt beispielsweise das Telfer Schleicherlaufen zu den am besten dokumentierten Fasnachten in Tirol. Erstmals wurde der Begriff "Fasnacht" im Werk Parzival von Wolfram von Eschenbach aus dem Jahr 1206 verwendet. Aber auch in späteren Werken von Goethe, Schiller oder Lessing finden sich immer wieder Hinweise auf den Fasching. In einer handschriftlichen Quelle - dem Stamser Arzneibuch – vom Ende des 12. Jahrhunderts findet sich ein erster Hinweise auf die Fasnacht mit den Wörtern Scheme, Larve und ein Wort für "Wilder Mann". Ab um 1500 gibt es zahlreiche für den Verbot von Fasnachten. Gründe für die Fasnachtsverbote waren Katastrophen, Hungersnöte und die Pest. Dabei beziehen sich die Quellen nicht nur auf den Raum Telfs sondern auf andere Gebiete Tirols.

Woher kommen Fasching, Karneval und Fasnacht?

Sprachwissenschaftler untersuchten die Herkunft der Begriffe Fasching, Karneval und Fasnacht. Das lateinische "carne vale" für Karneval bedeutet ungefähr „Abschied vom Fleisch“. Gemeint sind damit die Wochen zwischen dem 6. Jänner, dem Dreikönigstag und dem Beginn der Fastenzeit mit dem Aschermittwoch. "Vaschanc" oder "vastschang"  ist mittelhochdeutsch und bedeutet so viel wie Ausschenken des Fastentrunks. Durch sprachliche Entwicklung wurde das -anc und -ang zu -ing - und so entstand der heutige Begriff Fasching. Der Begriff Fas(t)nacht stammt vom Begriff "vastnacht" und Bedeutet so viel wie Vorabend des Fasttags Aschermittwoch.

Kurzer Fasching – langer Fasching

Der Aschermittwoch ist jener Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern. 2024 haben wir einen relativ kurzen Fasching. In manchen Jahren ist er wesentlich länger. Dies hängt damit zusammen, dass Ostern kein fixer Tag ist. Das Osterdatum ist der erste Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Der Tag des Frühlingsbeginns ist für die Berechnung des Ostersonntags immer der 21. März. Ist an diesem Tag auch der berechnete Vollmond, dann ist am folgenden Sonntag Ostern. Fällt der Frühlingsanfang und der Vollmond auf einen Samstag, dann ist der Ostersonntag gleich am nächsten Tag – also der 22. März. Dies ist der frühestmöglich Termin, an dem Ostern stattfinden kann. Der späteste Ostertermin ist demnach der 25. April. Genau 40 Tage vorher beginnt dann jeweils die Fastenzeit und somit endet auch der Fasching. 

Jahrhunderte alte Traditionen

Die Tiroler Fasnacht beruht vor allem auf drei alten Traditionen: einer christlichen, einer germanischen und einer römischen. 

  • Feiern vor der Fastenzeit: Die erste Tradition des Faschings geht auf das alte Christentum zurück: Während der Fastenzeit durften katholische Christen kein Fleisch und andere Lebensmittel wie Käse, Milch, Schmalz, Butter oder Fett essen. Aus diesem Grund nützten sie die Faschingszeit, um noch ausgiebig zu schlemmen und zu feiern. Es gab viel gutes Essen, Wein, Bier und Schnaps. Musikanten spielen auf, es wurde gescherzt und getanzt.
  • Den Winter vertreiben – der Kampf zwischen Winter und Frühling: Nach germanischem Brauch sollten mit den Verkleidungen und Maskierungen die Wintergeister und -dämonen vertrieben werden. Damit sollte der Weg für den Frühling frei gemacht werden. Zusätzlich sollte der Lärm der Schellen, Rasseln und Trommeln den Wintergeistern Furcht einflößen. 
  • Rollentausch: Der dritte Ursprung leitet sich von einem Brauch aus dem alten Rom ab: Dort durften die Römer an einem Tag im Jahr (während der sogenannten Saturnalien) ihre Rollen tauschen: Diener bzw. Sklarven wurden zu Herren und Herren zu Sklaven. Hier konnte man dann ungehindert seine Meinung sagen. Aber generell wurde zu den Saturnalien viel gefeiert, getrunken und auch sexuelle Schranken fielen. Diese dauerten zunächst drei, dann später sieben Tage. 

Unterschiedliche Fasnachtsbräuche in Tirol

In Tirol gibt es zahlreiche Faschingsbräuche und Rituale. Diese unterscheiden sich von Dorf zu Dorf. Viele der Tiroler Fasnachtsbräuche wurden ins immaterielle Weltkulturerbe aufgenommen.

  • Patscher Schellenschlagerinnen: Dieser Fasnachtsbrauch findet immer am Unsinnigen Donnerstag (der Donnerstag vor dem Faschingsdienstag) statt. Dabei „läuten“, die nach Größe in Zweierreihe aufgestellten und maskierten Schellenschlagerinnen, die Glocken bzw. Schellen im vorgegebenen Rhythmus der Hexe. Anders als in anderen Orten, in denen dieser Brauch auch statt findet, sind hier die Schellenschläger ausschließlich weiblich. Dieser Brauch entstand 1958 und ist seit 2022 immaterialles Kulturerbe. Hier weiterlesen
2018 feierten die Patscher Schellenschlagerinnen ihr 60-jähriges Bestehen | Foto: Ranalter
  • 2018 feierten die Patscher Schellenschlagerinnen ihr 60-jähriges Bestehen
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  • Amraser Matschgerer: Auch dieser Fasnachtsbrauch findet jährlich statt. Im Zentrum des Brauches stehen neben den Umzügen vor allem die Darbietungen der Matschgerer im kleinen Kreis, wobei jeder Fastnachtsfigur bestimmte Kostüme und Handlungsweisen zugeschrieben werden. Das Fastnachtstreiben beginnt am 20. Jänner und endet jeweils am Faschingsdienstag. Der Ursprung liegt im 17. Jahrhundert. Die Amraser Matschgerer wurden 2020 ins immaterialles Kulturerbe aufgenommen. Hier weiterlesen
Auch die Nachwuchsarbeit spielt bei den Amraser Matschgerern eine wichtige Rolle.  | Foto: Michael Steger
  • Auch die Nachwuchsarbeit spielt bei den Amraser Matschgerern eine wichtige Rolle.
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  • Axamer Wampelerreiten: Auch das Axamer Wamelerreiten wird jährlich am Unsinnigen Donnerstag aufgeführt. Junge Burschen in weißen Hemden und mit Heu ausgestopft, ziehen durch das Dorf und versuchen ihre Gegenspieler, die Reiter davon abzuhalen, sie auf den Rücken zu werfen und das Hemd zu beschmutzen. Das Axamer Wampelerreiten wurde 2016 ins immaterialles Kulturerbe aufgenommen. Hier weiterlesen
Foto: Paul Weber
  • Schellerlaufen in Nassereith: Das Schellerlaufen findet alle drei Jahre an einem Tag zwischen dem Dreikönigstag und Aschermittwoch statt. Dabei handelt es sich um einen Umzug mit  typischen Holzlarven, der nach genau überlieferten Regeln durchgeführt wird. Nachgespielt wird der Sieg des Frühlings über den Winter. Mit dem Betläuten um um 18 Uhr werden die Masken abgenommen und die Fasnacht endet. Das Schellerlaufen ist seit 2012 Teil des immateriellen Kulturerbes. Hier weiterlesen
Neben den farbenprächtigen Kostümen, die in mühevoller Kleinarbeit gemacht wurden, sind es vor allem auch die künstlerisch hochwertigen Holzmasken, die dem Schellerlaufen noch mehr Glanz verleihen.
  • Neben den farbenprächtigen Kostümen, die in mühevoller Kleinarbeit gemacht wurden, sind es vor allem auch die künstlerisch hochwertigen Holzmasken, die dem Schellerlaufen noch mehr Glanz verleihen.
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  • Fisser Blochziehen: Das Blochziehen ist einer der größten Fasnachtsbräuche in Tirol. Dieses findet im Vierjahresrhythmus statt. Ein Zirbenbaum (Bloch) wird bei einem Festtagsumzug auf einem geschmückten Holzschlitten durch das Dorf gezogen. Eine Vielzahl unterschiedlicher Figuren begleitet den Umzug. Nach dem Abendläuten um 18 Uhr erfolgt die Demaskierung und die Fasnacht endet. Bis 1969 war es ein Brauch der Burschen und ledigen Männer, dann wurden auch verheiratete Männer eingebunden. Das Fisser Blochziehen ist seit 2011 immaterielles Kulturerbe. Hier weiterlesen
Am 29. Jänner war es endlich wieder soweit: Das Fisser Blochziehen ging bei Kaiserwetter und Beisein tausender Besucher über die Bühne.  | Foto: Elisabeth Zangerl
  • Am 29. Jänner war es endlich wieder soweit: Das Fisser Blochziehen ging bei Kaiserwetter und Beisein tausender Besucher über die Bühne.
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  • Mullern und Matschgern in den MARTHA-Dörfern: Auch bei diesen Umzügen in den MARTHA-Dörfern (Mühlau, Arzl, Rum, Thaur und Absam) bei Innsbruck hat jede Figur eine bestimmte Rolle. Das ausgelassene und bunte Treiben gipfelt im so genannten Mullen oder Abmullen, einer Art Ehrbezeugung, bei dem eine Person aus der Menge an ihrer Schulter gerieben wird und einen kleinen Schlag bekommt. Das Mullern und Matschgern wurde 2011 ins immaterielle Kulturerbe aufgenommen. Hier weiterlesen
Während noch im 19. Jahrhundert die Maskierten in kleinen Gruppen von Hof zu Hof zogen und in der Tenne des Hofes ihre Tänze und Sprünge vorführten, entwickelte sich das Treiben der Matschgerer im 20. Jahrhundert zu einem großen Umzug. | Foto: Absamer Matschgerer
  • Während noch im 19. Jahrhundert die Maskierten in kleinen Gruppen von Hof zu Hof zogen und in der Tenne des Hofes ihre Tänze und Sprünge vorführten, entwickelte sich das Treiben der Matschgerer im 20. Jahrhundert zu einem großen Umzug.
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  • Schemenlaufen in Imst: In Imst sind die Fasnachtsbräuche seit 1597 belegt. Das Schemenlaufen - mit seinen 26 unterschiedlichen Maskentypen findet alle vier Jahre im Feber statt. Es zählt zu den größten Umzügen seiner Art. Im Jahr 2009 wurden rund 870 aktive TeilnehmerInnen gezählt. 2012 wurde die Tradition in die internationale Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes eingetragen.
  • Telfer Schleicherlaufen: Das Telfer Schleicherlaufen findet alle fünf Jahre statt. Circa 500 Männer nehmen aktiv daran teil. Fasnachtsobmann ist traditionell der Bürgermeister. Beim Schleicherlauen müssen alle Figuren ihre Rollen korrekt ausführen. Das Telfer Schleicherlaufen wurde 2010 in die Liste des immateriellen Kulturerbes eingetragen. Hier weiterlesen

Weitere Fachingsbräuche in Tirol

Neben diesen Bräuchen, die im immateriellen Kulturerbe eingetragen sind, gibt es noch zahlreiche weitere Traditionen. Auch im Tiroler Unterland gibt es vereinzelt traditionelle Fasnachtsumzüge (hier weiterlesen). 

Zusätzlich gibt es auch ganz normale Bälle und Faschingspartys wie beispielsweise am Rosenmontag – dem Montag vor dem Aschermittwoch (hier weiterlesen).

Auch in anderen Gemeinden wie in St. Leonhard im Pitztal gibt es ein Blochziachn (hier weiterlesen). Ein besonders grausliges Highlight in der Axamer Fasnacht sind die Axamer Bluatigen. Diese machen die Gemeinde allerdings nur alle vier Jahre unsicher (hier weiterlesen). 

Die Bluatiger sind da – am Unsinnigen Donnerstag war in Axams wieder eigenwillige Figuren unterwegs. | Foto: Hassl
  • Die Bluatiger sind da – am Unsinnigen Donnerstag war in Axams wieder eigenwillige Figuren unterwegs.
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*Die Umfrage ist nicht repräsentativ

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Mehr zum Thema

Hier geht es zu den älteren Umfragen und den Umfrage-Ergebnissen

Die wichtigsten Faschings- und Fasnacht-Veranstaltungen in Tirol
Über die Vielfalt der Fasnacht in Tirol
Das kulturelle Gespräch mit Bernhard Egger
Auf nach Nassereith zum Schellerlaufen

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