Unsere Landwirtschaft
Bergbauern als Retter unserer Kulturlandschaft
- Hans Peter Flicker bei der Arbeit in steilem Gelände.
- Foto: Privat
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Die Bergbauern in den Bezirken Hartberg-Fürstenfeld und Weiz arbeiten unter schwierigsten Bedingungen. Stirbt die Sparte, stirbt langfristig auch die Kulturlandschaft.
BEZIRK HARTBERG-FÜRSTENFELD/WEIZ. In Gasen geht am 15. November der „Tag der steirischen Bergbauern" über die Bühne. Über die Chancen und Herausforderungen für diese besondere Agrarsparte weiß von Veranstalterseite u. a. Norbert Narnhofer, Vorsitzender vom Ausschuss der Bergbauern in der Steirischen Landwirtschaftskammer, bestens Bescheid.
Die Regionen mit maximaler Erschwernis
MeinBezirk hat im Vorfeld des Events nachgefragt, wie es um die Bergbäuerinnen und Bergbauern im Bezirk Weiz und im Nachbarbezirk Hartberg-Fürstenfeld steht. „Wir haben alles, was es an Erschwernis gibt“, so Narnhofer in Bezug auf die steile Lage und die Seehöhe. Dies würde besonders auf das Almenland zutreffen, aber auch den Nachbarbezirk, vor allem in Richtung vom Wechsel – und: Auch in der Region Gleisdorf, etwa in Pischelsdorf am Kulm, spricht man gemäß der Kategorisierung der Flächen von „benachteiligten Gebieten“.
- Norbert Narnhofer, Vorsitzender vom Ausschuss der Bergbauern in der Steirischen Landwirtschaftskammer
- Foto: LK Steiermark/Alexander Danner
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Narnhofer erzählt, dass es in sehr steilen Lagen kaum bzw. nur mit speziellem Gerät möglich sei, Flächen maschinell zu bewirtschaften, natürlich könne man auch nicht – wie auf flachem Ackerland – einfach auf eine alternative Bewirtschaftung umstellen.
Die Bergbauern seien stark auf die Vieh- bzw. Milchwirtschaft angewiesen. Bei der Milch passe nun auch wieder der Preis, schwieriger sei die Lage in Sachen Mast und Mutterkuhhaltung. Und: "Die Milchwirtschaft ist arbeitsintensiv. 60 Stunden die Woche, 52 Wochen im Jahr", so der erfahrene Bergbauer, dessen Sohn den Betrieb schon übernommen hat.
Familie als starker Anker
Die familiäre Nachfolge sei auch die Lebensader der Branche. Das Wirtschaften am Berg liege primär in Familienhand, Personal einzustellen würde sich nicht rechnen. Schon mit Beginn der Nachkriegszeit sei die Zahl der Bergbauern gesunken, seit dem EU-Beitritt habe sich der Strukturwandel verlangsamt. Verstärkte Hilfen aus öffentlicher Hand wären aber notwendig, außerdem sei es seitens der Interessensvertretung und Agrarpolitik notwendig, jungen Bauern bzw. Betriebsnachfolgern Perspektiven aufzuzeigen und zu schaffen. Mit dem Aussterben der Bergbauern käme es nämlich auch zur Verwaldung der Flächen. Somit fehle es einerseits an Lebensraum und andererseits auch an Kulturlandschaft als touristischer Magnet.
- Josef Wumbauer, Obmann der Bezirkskammer für Land- und Forstwirtschaft Weiz
- Foto: Hofmüller
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Es braucht noch mehr Förderungen
Dies betont auch Josef Wumbauer, Obmann der Bezirkskammer für Land- und Forstwirtschaft Weiz. Für ihn steht fest, dass es durch die massiven Nachteile, die Bergbauern speziell in den nördlichsten Gebieten in der Bewirtschaftung haben, die bestehenden Förderungen unbedingt braucht bzw. möglichst noch weitere. Schließlich müsse auch eine Anpassung hinsichtlich der aktuellen Teuerung gedacht werden.
- Im Stall von Familie Flicker baut man auf moderne Technik.
- Foto: Privat
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Und was sagen junge Bergbauern dazu? Der 32-jährige Hans Peter Flicker aus Sankt Kathrein am Offenegg ist ein Bergbauer aus Überzeugung. Der zweifache Vater, Gattin Julia und die Eltern greifen zusammen, um die Schafzucht mit Jura-Schafen, den Forst und die Imkerei zu bewerkstelligen. Erst 2021 hat man in einen neuen Stall investiert. „Das Land, das man hat und auf dem man hart arbeitet, gibt man nicht gerne auf“, zeigt Flicker den Willen, das Werk der Familie langfristig fortzuführen. Ein Viertel der bäuerlichen Arbeit bestünde mittlerweile aus Bürokratie, diese erledigt der Oststeirer gleich am Morgen, bevor es zu einem Pflichttermin, dem Frühstück mit seiner Familie, geht.
„Das Land, das man hat und auf dem man hart arbeitet, gibt man nicht gerne auf."
Hans Peter Flicker, Bergbauer
Weniger Bürokratie wünscht sich auch Jakob Sobl. Der 35-Jährige zeichnet für 45 Hektar Fläche in St. Jakob im Walde verantwortlich, zudem für 350 Mutterschafe. Auch in seinem Fall greifen Frau und Eltern mit an. Was man verdient, wird reinvestiert. Sobl propagiert ein Bewusstsein dafür, dass die hohe Qualität der bäuerlichen Produkte den Konsumenten auch was wert sein muss.
- Jakob Sobl aus St. Jakob im Walde
- Foto: Privat
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Zahlen und Fakten:
Betriebe in „benachteiligten Gebieten“: 2.268 (HF), 2.540 (WZ)
Von Bergbauern bewirtschaftete Fläche: 40.660 ha (HF), 30.908 ha (WZ)
Der extremste Bergbauernbetrieb des Bezirkes Hartberg-Fürstenfeld liegt in der Gemeinde Friedberg und weist 332 Erschwernispunkte auf.
Der höchstgelegene Betrieb liegt auf 1.145 m Seehöhe.
Der extremste Bergbauernbetrieb des Bezirkes Weiz liegt in der Gemeinde St. Kathrein am Offenegg und weist 402 Erschwernispunkte auf.
Der höchstgelegene Betrieb liegt auf 1.254 m Seehöhe.
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