Hagelabwehrflieger
Starts auch vom Flughafen Unterfladnitz bei Weiz

- Die Hagelabwehrflieger sind auch in Unterfladnitz bei Weiz stationiert.
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Die steirische Hagelabwehr hat vier Flugzeuge im Einsatz. Sie sind am Flughafen Graz, Fürstenfeld und in Unterfladnitz bei Weiz stationiert. Sie sind von April bis Oktober rund 330 Stunden bei etwa 290 Einsätzen in der Luft. Seit 2018 ist Josef Mündler Obmann der Genossenschaft, seit 1987 fliegt der Pilot auch Einsätze.
Rund 420.000 Hektar Flächen gehören zum Einsatzgebiet der Hagelabwehr Flieger. Hartberg, Birkfeld, Anger, Passail, Frohnleiten, Deutschlandsberg, Schwanberg, Weinebene, St. Margarethen an der Raab werden dabei größtenteils abgedeckt. Im nächsten Jahr könnte noch das Gebiet um Loipersdorf dazu kommen, dann wäre eine Fläche von rund 500.000 Hektar abgedeckt. Ein Einsatz kostet pro Hektar Freiland drei Euro, bei Waldgebieten pro Hektar rund einen Euro und 50 Cent. Eine Stunde schlägt sich mit 750 Euro zu Buche. Die Einsätze dauern von einer Viertelstunde bis hin zu viereinhalb Stunden.
Vier Flieger
Insgesamt sind vier Cessna 182 im Einsatz, die inklusive der "Hagelabwehrraketen" je rund 150.000 Euro kosten. Das älteste Flugzeug stammt aus dem Jahre 1965, die anderen sind Baujahr 1967, 1968 bzw. 1985. Die Mindestgeschwindigkeit von ca.120 Stundenkilometer lässt ein optimales Impfen unter der Wolkenbasis zu. Die Höchstgeschwindigkeit von ca. 260 Stundenkilometer garantiert wiederum einen schnellen Standortwechsel. Schlosser Franz Mosbacher aus Birkfeld der liebevoll als "Daniel Düsentrieb" bezeichnet wird, tüftelt immer wieder an neuen Innovationen rund um die Hagelabwehrfunktionen an den Fliegern rum. Die Rohre an den Flugzeugen erreichen dabei Temperaturen von 1232 Grad, Silberjodit sorgt dafür, das die ganz großen Hagelkörner in der Luft maximal in Erbsen oder Kirschkern-Größe dann den Boden erreichen. Die meisten kleineren kommen dann quasi als "Staubkörner" unten an. Die Hagelabwehrflugzeuge sind mit Spezialgeneratoren ausgerüstet. Bei einem Einsatz wird eine sechs prozentige Silberjodid-Azetonlösung verbrannt. Während das Azeton rückstandsfrei verbrennt, werden unzählige Silberjodidkristalle freigesetzt und in die hagelträchtige Gewitterwolke eingebracht. Zu den natürlichen Kondensationskernen wird somit eine Verbindung hergestellt und dadurch die Bildung kompakter Wassermoleküle erreicht. Das Auftreten des so genannten Katastrophenhagels wird somit verhindert. Als Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz gilt der Grundsatz: Zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Wissenschaft
In den letzten Jahren wird vermehrt mit der FH Joanneum und mit den Technischen Universitäten Wien, Salzburg und Innsbruck zusammengearbeitet. Wissenschaftliche Studien, Langzeitstatistiken und Erkenntnisse werden dabei erarbeitet. In der Zentrale in Graz sitzt etwa der "Master of Metereologie" Tani Satyanarayana aus Indien, der in Graz sein Studium absolviert und die Hardware bzw. die Software betreut. Alle 58 Sekunden wird ein Live Bild von der Wetterstation "Reicherhöhe" in der Nähe von Übelbach direkt in die Zentrale übermittelt. Hier werden Gewittertürme bis zu einer Höhe von 15.000 Metern analysiert und dann dementsprechend agiert, was die Einsatzflüge betrifft. Es wird täglich entschieden, wieviele Piloten Bereitschaft haben müssen. Es wird auch eng mit der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) zusammen gearbeitet. Auch international werden gerne Infos und Neuerungen bei uns in der Steiermark nachgefragt.
Keine Helden, aber coole Typen
Viele bewundern den Mut der Kerle bei ihren Einsätzen über den Wolken. Denn sie müssen oft an die Belastbarkeiten des Körpers gehen, ein Passagierflug ist eher nicht vergleichbar. Dennoch sagte uns Josef Mündler "Wir sind und wollen auch nicht als "Helden da stehen", die meisten haben eine Familie und wir machen unseren Job deshalb, weil er uns Spass macht und wir dadurch auch oft Schaden durch Unwetter an anderen vermeiden können." "Heldentum hat hier nicht wirklich viel damit zu tun", so Obmann Mündler weiter. "Unsere Leute sind Profis und sie wissen was sie machen und würden sicher nicht ihr eigenes Leben riskieren und aufs Spiel setzten".
Informationen und Vorträge
Aufgrund Corona ist es in letzter Zeit auch ein wenig ruhiger geworden, was die Öffentlichkeitsarbeit und die Informationsveranstaltungen der steirischen Hagelabwehr betrifft. Was man aber von den Unwettern der letzten Wochen nicht behaupten kann. Deshalb will man daran erinnern, das Gemeinden bei ihren Veranstaltungen immer wieder gerne dazu angehalten werden, das Angebot der Genossenschaft anzunehmen, die vor Ort dann ihre Tätigkeiten und Informationen an alle interessierten Besucher weitergeben und erläutern könnten und natürlich auch gerne machen. Auch ein großer Dank an all jene, die die Arbeit der steirischen Hagelabwehr immer wieder unterstützen und sie für ihre perfekte Arbeit loben und danken.
Die steirische Hagelabwehr erreicht man unter:
Etrichgasse 2
8073 Feldkirchen
Obmann Josef Mündler
Tel.: 0664 / 88171427
Fax: 031 78 / 28 57 1
E-mail: hag.stmk@aon.at
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