Umstände, Abstand, Zustände II

Kaffeesud-Lesen und Träumen wären nicht genug!
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Ich habe im ersten Beitrag betont, daß wir Spielraum für Experimente und Innovation brauchen. Sonst fiele die Region früher oder später in die ärmlichen Verhältnisse zurück, aus denen sie erblüht ist. Unsere Geschäftsleute wissen das.


Wer immer alles beim Alten beläßt, wer sich keine Gedanken macht, welche Aufgaben in einigen Jahren vorrangig sein könnten, wird sein Geschäft in den Graben fahren.

Das gilt auch für ein einzelnes Gemeinwesen, für eine ganze Region, für ein Land. Wer Entwicklung nur simuliert, erstarrt dabei. Wer glaubt, daß Wachstum schon alles ist, aber Inhalte ignoriert, wird sich noch umsehen.

Bei all dem gibt es nichts Betrüblicheres als leere Worte, leere Gesten, leere Rituale. Das wäre quasi eine hübsch dekorierte Titanic, deren Absaufen hausgemacht ist.

Wenn aber, wie schon erwähnt, das Geld für Experimente, für Innovation hinten und vorne fehlt, wenn wir uns keine Zeit und keine Mittel zum Probieren geben, um dabei auch in Sackgassen hineinzustolpern und dann im Retourgang wieder herauszufahren, wenn es für all das keine Budgets gibt, müssen wir mindestens zweierlei tun:
a) Unseren Aufwand prüfen und allenfalls reduzieren und
b) Mittel von außen akquirieren.

Ja, tut mir leid, die schlechte Nachricht dabei: Auch das macht Arbeit, welche Ressourcen kostet; Ressourcen, die bei der primären Arbeit fehlen. Für Kunstschaffende bedeutet das: Diese Reesourcen gehen bei der Arbeit an meinem künstlerischen Werk ab, mindern mein Oeuvre.

Das ist übrigens einer der Gründe, warum Sie von Kunstschaffenden gerne hören können: „Ich kann mich leider nur um meine Kunst kümmern. Ich bin ja kein Geschäftsmann. Ich bin ja keine Buchhalterin.“

Es ist eine phänomenale Arroganz, solche Entwicklungs- und Abwicklungsarbeiten anderen zuschanzen zu wollen, während man sich selbst nur der „Königsdisziplin“ widmen möchte.

Ich habe erwähnt, das EU-Programm LEADER sei eine der wichtigsten Möglichkeiten, den Regionen nötige Gelder zu verschaffen, die das Land selbst nicht aufbringen kann. Das trifft auch auf den Kulturbereich zu. Ich brauche für solche Möglichkeiten aber zuverlässige Funktionstragende in Politik und Verwaltung, sonst killt mich der Modus und auch der Arbeitsaufwand.

Ich brauche den Bürgermeister, der mir mit Interesse begegnet und mich auf diesem Weg begleitet, ohne mir ein Kontrollbedürfnis aufzubürden, wie es manche tun, die nicht zulassen möchten, was ihnen abschnittweise unklar ist.

Ich brauche einen Kulturreferenten, der hinter den übernächsten Horizont blicken kann, mir politischen Rückhalt bietet, ohne mir dauernd dreinzureden.

Ich brauche einen City-Manager, der bereit ist, sich mit mir gelegentlich auch zu plagen, weil wir in der Zusammenarbeit absolut unterschiedliche Systeme repräsentieren.

Ich brauche eine LEADER-Managerin, die ebenso unerschrocken in den Kontrast zwischen uns geht und das Vertrauen aufbringt, wir würden an einem gemeinsamen Strang ziehen können, wenn die Verständigung erst einmal klappt.

Ich brauche in Summe solche Verbündete, die nie versuchen mich für Partikularinteressen zu gängeln, zu benutzen, sondern die auf eine kühne Kooperation aus sind, in der auch Fehler passieren dürfen, damit wir gemeinsam kulurpolitisches Neland erkunden.

Das ist, so darf ich sagen, während der letzten Jahre in der Kleinregion Gleisdorf gelungen. Und zwar über einige Hürden hinweg, auch durch hndfeste Konflikte hindurch. Nur so war es möglich, daß ich in der vergangenen Leader-Periode rund eine halbe Million Euro für den Kulturbereich bewegen konnte; Geld, das von außen kam. Geld, dessen Wirkungen der Region zugute kam.

Leider kann ich nicht berichten, daß ich auf der Landesebene dabei jenen Rückhalt gefunden hätte, den so ein komplexes Vorgehen verlangt. Aber vielleicht sind wir da noch in jener Phase der Entwicklung neuer Kooperationsformen, die in der Region schon hinter uns liegt.

Ich habe im ersten Text zum Thema ein zentrales Motiv unterstrichen: Vom Subventionsempfänger zum Kooperationspartner.

Da müssen, wie sich zeigt, alle Beteiligten noch viel lernen. Auch meine Kolleginnen und Kollegen, die großteils nach vier, fünf Jahren noch immer keinen Tau haben, wie das läuft. Es sieht praktisch so aus, wenn man das Beispiel LEADER betrachtet:

+) Bürgerinnen und Bürger an der gesellschaftlichen Basis entwickeln ein sinnvolles und überzeugendes Projekt.
+) Ein regionales Gremium prüft die Unterlagen.
+) Bei Zustimmung geht das Projektkonzept an die zuständigen Landesstellen weiter.
+) Stimmt dort das zuständige Gremium zu, wird ein Vertrag erstellt.

Ab hier geht es in die Arbeitspraxis.

Man muß sein Projekt zur Gänze vorfinanzieren und den vereinbarten Eigenanteil aufbringen. Ich darf aus eigener Erfahrung versichern: Der Verwaltungsaufwand ist erdrückend. Er kann einen erheblichen Teil der Arbeitszeit an einem Projekt fressen. Aber das ist eben der Preis, um mit diesen EU-Mitteln arbeiten zu können.

Klappt alles, hat die Region zusätzliche Mittel gewonnen und auch das Land profitiert, weil Dinge in Gang kommen, die es ohne die Mittel von auswärts so überhaupt nicht gäbe. Im besten Fall gewinnen alle.

Warum erleben wir dann, daß es seit Jahren immer schwieriger wird, den eigenen Teil der Abläufe flüssig und flott zu gestalten? Warum kommt es immer öfter zu Konflikten in der Begegnung der drei heimischen Ebenen? Damit meine ich:
+) Die Basis der Projektleute,
+) das regionale LEADER-Managament und
+) die beteiligte Verwaltung des Landes Steiermark.

Warum ist es so, daß Konflikte in dieser Zusammenarbeit merklich zunehmen? Warum tritt uns die Landesverwaltung stellenweise gegenüber, als wären wir alle Diebe, die sie übern Tisch ziehen möchten?

Warum bleiben wichtige Vorgänge liegen, während man informell über ausgewachsene Machtkämpfe innerhalb mancher Abteilungen hört oder einzelne Personen offenbar mit Arbeit so überlastet sind, daß auf der Landesebene ein mehrmonatiger „Flaschenhals“ entsteht?

Ich habe noch mehr solche Fragen, doch geben mir sachkundige Leute keine Antworten, verdrehen bestenfalls die Augen; oder sie erzählen mir Dinge unter dem Siegel der Verschwiegenheit.

Das ist ganz und gar unerträglich, wo wir alle derzeit das zweite maastricht-konforme Doppelbudget der Steiermark erleben, also ein finanzielles „Tal der Tränen“.

Das trifft doppelt hart, wo vor allem Sozial- und Kulturbereich von den Konsequenzen des Lehman Brothers-Crash (2008/2009) besonders hart betroffen waren.

Daß es in Verwaltungsfragen Hemmnisse und Verzögerungen gibt, ist ja ganz unspektakulär. Wenn sich da aber Konflikte aufbauen, die hauptsächlich a la „Stille Post“ kommuniziert werden, entsteht eine verheerende Mischung aus Gerüchten, Mutmaßungen und Angstreaktionen.

Das bedeutet an der Basis: Keine Sau kennt sich aus, wo es gerade lang geht und wo begonnene Abläufe stehen. Das frißt viel von jener Kraft, von jenen Ressourcen, die wir dringend bräuchten, um die einbrechenden Budgets und Strukturen seit Ende 2010 abzufangen, auszugleichen, zu stabilisieren.

Das ist aber derzeit nicht der Status quo. Sagen wir es klar: Wer braucht noch Feinde, wenn wir solche Kolleginnen und Kollegen haben? Und was darf ich von Abteilungs-Chefs erwarten, wenn sie solche Entwicklungen nicht abfangen?

Wenn jetzt der größere Teil Beteiligter nur noch ums eigene Davonkommen rennt, sind wir im Arsch. Dann gute Nacht, Provinz! Also Bitte: Kommunizieren! Die Angelegenheiten ordnen! Klare Verhältnisse schaffen; oder wenigstens klarere Verhältnisse!

+) Umstände, Abstand, Zustände I [link]
+) Mehr zum Thema: [link]

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