Corona-Pandemie
Die Eliten

- hochgeladen von martin krusche
Aber diese Eliten! Also diese Eliten! Ich sag’s ja nur. Wenn diese Eliten nicht wären. Was dann? Was genau? Und wer ist das überhaupt? Wer sind die, die Eliten. Sie merken schon, das klingt ein wenig fad und ich werde schläfrig, bevor ich den Gedanken überhaupt zu Ende gedacht habe.
Gut, denken ist anstrengend, oft ermüdend. Das weiß jeder. Reden wir also über die Eliten, von denen so viel zu hören ist, seit Corona boomt. Sind das Leute, die feiner Klamotten haben als Du? Haben sie bessere Autos, mehr Geld, eigene Häuser, womöglich mit Swimmingpool? Oder sind das Leute, die smarter sind als Du? Vielleicht sind sie rücksichtsloser. Womöglich verschworen. Auf jeden Fall anders. Eliten, das sind die, die ich nicht bin. Richtig?
Das nennt man „Selbstdefinition durch Feindmarkierung“. Ein simpler Modus: „Du willst wissen, wer und was ich bin? Na, so wie die bin ich nicht!“ Und das war es jetzt? Mehr kommt nicht? Okay. Selbstdefinition durch Feindmarkierung.
Hast Du je mit einem alten Keuschlerbuben geplaudert? Oder mit der ledigen Tochter einer Magd? Betagte Leute, die noch in der agrarischen Welt zu Hause waren. Einen Tick früher, in der bäuerlichen Welt vor der Industrialisierung, da waren Leute meiner Herkunft mit gut erkennbaren Eliten konfrontiert. Die Bauersleute, die Dienstherren, die Lehrer und Beamten, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Oder richtig fett: Fabrikanten. Hoher Klerus und Adel. Die alten Eliten. Die haben über Millionen von Menschen verfügt. (Nein, der Dorfpfarrer nicht, der konnte oft kaum g‘scheit lesen und kein richtiges Latein.) Viele meiner Leute waren Subalterne, waren den Eliten ausgeliefert, mußten spuren. Sozialer Aufstieg kam da nicht vor.
Das änderte sich 1848 ein wenig; zumindest prinzipiell. Das Ende der Erbuntertänigkeit. Die Bauernbefreiung. Später, 1919, hat das Haus Habsburg sich selbst versenkt. Der Lauf der Dinge verschob sich. Ich kürze ab: Heute!
Aus sich etwas machen
Wir haben ab den 1950er Jahren eine Mischung von Freiheit, Sicherheit und wachsendem Wohlstand für große Bevölkerungsteile erlebt, wie es das in der ganzen Menschheitsgeschichte nie zuvor gegeben hat. (Das lief nicht überall auf der Welt so.)
Wer daraus nichts machen konnte, um aus der alten Enge herauszukommen, hat entweder sehr großes Pech gehabt oder ist ein Agent der Blödheit. Man muß ja nicht jeden Abend vor dem TV-Gerät hocken oder im Internet herumdaddeln. Man kann was lesen, kann was lernen, kann andere Leute treffen, sich verständigen, sich organisieren, klug werden, besser werden, etwas aus sich machen.
Deshalb wird man nicht gleich ein Millionär in der Mischung aus Philosoph und Philanthrop. (Bessere Garderobe, besseres Auto, Haus mit Swimmingpool und der Bürgermeister grüßt einen höflich?) Aber wer heute dauernd „Die Eliten, Eliten, Eliten!“ meckert, hat vielleicht nicht viel aus sich gemacht, war zu bequem und ätzt heute herum. Keine Grüppchen mit Geist und Kompetenz getroffen? (Niemand da, der oder die was drauf hat? Na, so ein Pech!)
Geist und Kompetenz! Kamma nicht kaufen. Muß man sich erarbeiten. Braucht Zeit. War das jetzt die gute oder die schlechte Nachricht? Weiß ich nicht. (Würde ich zu den Eliten gehören, könnte ich es Dir erklären.)
Postskripterl
Bevor sich wer aufbudeln muß, ich bin ein gewesener Lehrbub. Das ging so: Hauptschulabschluß, Lehrabschlußprüfung, nachher noch Korporal beim Bundesheer. Zu mehr hab ich es nie gebracht.
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