Volkskultur
Volkskultur in der Oststeiermark
Fragen Sie zehn Leute, was der Begriff Volkskultur bezeichnet. Vermutlich werden Sie zehn verschiedene Antworten bekommen. Das ist gut so! Volkskultur kann nicht das sein, was quasi von oben verwaltet und definiert wird.
Freilich verdankt sich der Begriff einem Bildungsbürgertum, das genau solche Ambitionen seit Jahrhunderten pflegt, nämlich festzustellen, was „echte“ Volkskultur sei und was nicht. Das ist durchaus legitim, umfaßt aber nur einen Teil des Themas.
Sie können auch Menschen treffen, die halten ein Konzert von Andreas Gabalier und einen Bürgermeister im Trachtenjanker für den Ausdruck von Volkskultur. Soll sein! Das Volkstümliche liegt eben vor allem in der eigenen Freiheit, seine kulturellen Vorlieben zu verfolgen.
Die Kulturplattform Kunst Ost ist einigen Aspekten des Genres gewidmet. Daran wird konsequent gearbeitet, ohne anderen Menschen ihre eigenen Zugänge zu abzuschneiden. So ist es ja auch mit der Kunst. Wer läßt sich schon die eigenen Ansichten aus dem Gesicht wischen? Kultur bedeutet Antwortvielfalt.
Daher hilft es bei der Verständigung, wenn man klar macht, wovon man redet. Bei Kunst Ost betrifft das Teile der Musik. Das hat seine Schnittstellen zur Popularkultur. Ferner um tradierte Ausdrucksweisen der Volksfrömmigkeit. Also zum Beispiel Friedhofsgestaltung und vor allem die Wegmarken; also Bildstöcke, Kreuze, Andachtsorte.
Es wird manche überraschen, aber diese Interessen nützen beim Nachdenken über Gegenwartskunst und ihre Bedingungen, auch über Kulturpolitik.
Außerdem geht es um eine Volkskultur in der technischen Welt, welche in der Oststeiermark hochkarätig vertreten ist. Da gibt es interessante Sammlungen, welche von Werkzeugen zu Küchengeräten, von Bügeleisen bis hin zu allerhand Kraftfahrzeugen unser altes Kulturgut sichern. Genau! Eine Praxis der Volkskultur.
Dazu zählt auch, wenn etwa im Hause Schalk (in Kalsdorf bei Ilz) noch jene historische Anlage mit Walzenstühlen erhalten und funktionsfähig ist, wie sie einst die technische Ablöse der Mühlsteine waren; obwohl in der Schalk-Mühle heute kein Getreide mehr vermahlen wird. Teil der Volkskultur, Elemente einer versunkenen Arbeitswelt.
Oder die über hundert Jahre alte Ausstattung des ersten Krafthauses der Feistritzwerke, die immer noch funktionsfähigen Francis-Turbinen und Pichler-Generatoren in der Stubenberg-Klamm. Aspekte der Volkskultur in der technischen Welt. Das Sichern von Wissen, von alten Gestaltungsweise, von Techniken, die zum Teil nicht mehr zur Anwendung kommen.
Volkskultur handelt eben auch von Wissen, also vom immateriellen Kulturgut. Sie finden hier eine kleine Sammlung von Informationen zum Thema:
+) Volkskultur: Ein unterschätztes Genre, ein weites Feld für Eigennutz (Übersicht)
Dabei auch ein spezieller Beitrag zur Schrauber- und Sammler-Szene:
+) Zeit.Raum, Episode XXX: Volkskulturelle Aspekte
Das Thema Mühlen wird im Rahmen der „Matrix der Gewässer“ beizeiten noch um die Teilthemen Sägewerk und E-Werk erweitert.
+) Mühle: Eine Jahrtausendgeschichte in etlichen radikalen Veränderungsschritten
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