Gesundheitswesen
Arbeitskräfte aus Drittstaaten gegen Personalnot

Im österreichischen Pflege- und Gesundheitswesen herrscht akute Personalnot – Arbeitskräfte aus Drittstaaten könnten Abhilfe schaffen. | Foto: MEV
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Im gesamten österreichischen Sozial- und Gesundheitswesen gibt es zu wenig Personal –  in manchen Bereichen herrscht akute Personalnot. Nun wollen sich europäische Länder zusammenschließen und die benötigten Arbeitskräfte gemeinsam in Drittländern rekrutieren. Eine schnelle Verbesserung für das jetzt teilweise schon massiv überlastete Kranken- und Pflegepersonal dürfte das aber nicht bringen.

ÖSTERREICH. Die Personalnot betreffe nicht nur Spitäler in Österreich, sondern den ganzen Sektor der Sozial- und Gesundheitsberufe, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Rande einer Pressekonferenz am Montag. "Wir haben Vollbeschäftigung de facto und wir haben eine Situation, dass wir einen flächendeckenden Arbeitskräftemangel haben, was dazu führt, dass die Branchen untereinander in Konkurrenz stehen und sich gegenseitig die Leute abwerben", wird Rauch von der Austria Presse Agentur (APA) zitiert. 

Aber nicht nur Österreich sieht sich mit dem akuten Personalmangel im Gesundheits- und Pflegewesen konfrontiert, anderen europäischen Staaten stehen vor derselben Problematik. Deshalb wird nun gemeinsam überlegt, wie man Arbeitskräfte aus Drittländern anheuern kann. Denn "allein aus dem Arbeitskräftereservoir, das wir in Österreich oder das wir in Europa haben", werde der Mangel nicht zu beheben sein, analysiert Rauch die Situation.

Anwerbungsprogramm mit europäischen Staaten

Der Personalmangel sei auch bei einem Treffen der deutschsprachigen Gesundheits- und Sozialminister in Liechtenstein in der vergangenen Woche besprochen worden: Es sei klar, dass "Gesamteuropa aufgrund der Demografie der Mitgliedstaaten ein Problem hat, weil wir alternd sind als Kontinent, viele Menschen wegfallen aus dem erwerbstätigen Leben und die, die nachkommen, oft auch ein anderes Verständnis von Work-Life-Balance haben und Teilzeit arbeiten".

Nun werde "darüber nachgedacht, Anwerbungsprogramme zu starten, auch in Kooperation der europäischen Staaten", um schon die Ausbildung in Drittländern sowie den Spracherwerb sicherzustellen, erklärte der Gesundheitsminister. Man wolle nicht im Alleingang im Ausland suchen, heißt es ergänzend aus dem Gesundheitsministerium auf eine ORF-Anfrage. So könne man sichergehen, dass es klare Sicherheitsstandards gebe und man die Kräfte einander nicht gegenseitig wegschnappe. 

Arbeitsbedingungen verbessern

Als einen zweiten Anknüpfungspunkt zur Bekämpfung des Personalmangels nennt Rauch die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Gesundheitsbereich. Das sei auch ein Hauptziel der auf den Weg gebrachten Pflegereform gewesen.

Drittens gehe es laut Rauch darum, akute Mangel- und Notsituationen zu beseitigen, indem man versuche, "die Leute im Job zu halten". Das habe vor allem im Bereich der Pflege mit der Absicherung von Diensträdern zu tun, sagte der Ressortchef. Immer wieder auch am Wochenende kurzfristig einspringen zu müssen, zermürbe die Beschäftigten. Daher müsse man bezüglich der Personalschlüssel "besser in die Gänge kommen. Das wird Geld kosten. Das wird auch Thema bei den Finanzausgleichsverhandlungen sein".

Warnung vor Pflegekrise

Angesichts der prekären Arbeitsbedingungen der letzten Jahre im Gesundheits- und Pflegebereich warnen Hilfsorganisationen schon länger vor einer Pflegekrise. Die Betriebe können vielerorts nur durch massive Überstunden aufrecht gehalten werden. Die Beschäftigten sind oft überarbeitet, die Pflegebedürftigen müssen teils vernachlässigt werden, sofern sie überhaupt ein Bett bekommen.

Es bräuchte eine schnelle Verbesserung der Situation, um die drohende Krise abzuwenden. Die Gespräche der europäischen Kooperation zur Personalrekrutierung stehen allerdings erst an ihrem Beginn – ein Zeithorizont sei nicht abzusehen, so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums gegenüber dem ORF. Das klingt jedenfalls mehr nach langfristigem Projekt als nach schneller Lösung.

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