Frauengesundheitsbericht 2022
Frauen sterben häufiger an Herzinfarkt

Der Frauengesundheitsbericht 2022 zeigt die Lücken in der Gesundheitsversorgung für Frauen.  | Foto: Klinikum Wels-Grieskirchen
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Zehn Jahre seit dem letzten Erscheinen wurde am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz der Frauengesundheitsbericht 2022 von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) präsentiert. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Frauen leben zwar länger, verbringen davon aber mehr Zeit in schlechter Gesundheit als Männer.

ÖSTERREICH. "Es braucht einen spezifischen Blick auf die Frauengesundheit", so Minister Rauch im Rahmen der Präsentation des Frauengesundheitsberichts. Dafür benötigt es einen "Perspektivenwechsel im Gesundheitssystem". Denn der Blick in der Gesundheitsversorgung sei immer noch auf Männer gerichtet.

Der Bericht behandelt frauenspezifische Erkrankungen, Fragen geschlechterspezifischer Versorgung sowie sozioökonomische Faktoren wie ein erhöhtes Armutsrisiko. Das Ergebnis: Frauen haben mit 83,7 Jahren zwar eine höhere Lebenserwartung als Männer, doch verbringen sie davon durchschnittlich 20 Jahre in mittelmäßiger oder schlechter Gesundheit. 

Vielzahl von Faktoren

Der Frauengesundheitsbericht wurde zum ersten Mal seit zehn Jahren veröffentlicht. Die Daten wurden von Gesundheitsexpertin Sylvia Gaiswinkler von der Gesundheit Österreich GmbH mit einem Team von Expertinnen und Experten erhoben. Dazu Gaiswinkler:

"Eine Vielzahl von Faktoren, die die Gesundheit von Frauen und Mädchen betreffen, werden in klassischen Gesundheitsberichten nicht angesprochen. Mit diesem Bericht stellen wir erstmals seit zehn Jahren wieder die Gesundheit von Frauen und Mädchen in den Vordergrund."

Haupttodesursache Herzinfarkt

Die Haupttodesursache bei Frauen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Obwohl sie als typisch männliche Erkrankungen gelten, sterben daran mehr Frauen als Männer. Im Jahr 2021 sind 35,7 Prozent der Frauen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen gestorben, gegenüber 32,9 Prozent der Männer. Die Gründe dafür sind vielfältig: Der hohe Stresspegel von Frauen durch Doppel- und Dreifachbelastungen und Armut, aber auch verspätete Diagnosen und fehlerhafte Behandlungs- und Medikationspläne.

Das liege auch an den Symptomen, die sich bei Frauen und Männern grundsätzlich unterscheiden. Rauch nennt hier das prominente Beispiel der jüngst verstorbenen Lisa-Marie Presley. Als einzige Beschwerden nannte sie Bauchschmerzen - und dies ist ein häufiges Symptom von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen, anders als die bekannten Brustschmerzen bei Männern.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sieht in den Ergebnissen des Frauengesundheitsberichts den Auftrag, die Gesundheit von Frauen stärker in den Fokus zu stellen. Dafür sind 2023 mehrere Studien und Projekte geplant. | Foto: APA Picturedesk
  • Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sieht in den Ergebnissen des Frauengesundheitsberichts den Auftrag, die Gesundheit von Frauen stärker in den Fokus zu stellen. Dafür sind 2023 mehrere Studien und Projekte geplant.
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Psychische Gesundheit

Auch leiden Frauen häufiger an psychischen Erkrankungen als Männer. Bei Mädchen und Frauen unter 20 Jahren sind psychische Erkrankungen mit 27 Prozent sogar die häufigste Ursache für Krankheit. Das Belastungsspektrum ist breit: Gewalterfahrungen in der Kindheit, Mehrfachbelastungen, Isolation im Alter, soziale Medien und ein höherer "mental load" als bei Männern wirken sich auf die psychische Gesundheit aus.

Der "mental load" ist laut Rauch gesellschaftlich noch zu wenig anerkannt. Eine Konsequenz des Frauengesundheitsberichts solle daher sein, hier Bewusstsein zu schaffen. Durch strukturelle Rahmenbedingungen und traditionelle Rollenverteilungen sind Frauen ungleich von externen Faktoren betroffen als Männer.

Kindererziehung führe zu einer geringeren Erwerbstätigkeit und unbezahlter Sorge- und Pflegearbeit. Dadurch sind Frauen auch wesentlich mehr von Armut betroffen. "Armut macht krank", so Rauch. Sie verhindere die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und führe zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen.

Menstruation kaum beleuchtet

Ein großer Fokus des Berichts liegt auf der Menstruationsgesundheit von Mädchen und Frauen. Als Gesundheitsthema würde Menstruation kaum vorkommen, doch 77 Prozent aller menstruierenden Frauen leiden unter Schmerzen, 98 Prozent an Menstruationsbeschwerden. Das führe zu Einschränkungen an der Teilhabe wie in der Schule oder im Sport.

Besonders die Menstruation ist weiterhin ein Tabuthema. Dabei leiden 98 Prozent aller menstruierenden Frauen an Beschwerden, 77 Prozent leiden jedes Monat an Schmerzen. | Foto: Foto: Impact Photography / Fotolia
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Besonders bei Endometriose gebe es noch zu viele unbekannte Daten. Die Diagnosestellung dauert im Schnitt acht bis zehn Jahre. Die Dunkelziffer sei hier besonders hoch, denn bis jetzt war diese Erkrankung nicht im Fokus der Gesundheitsvorsorge. Für das Jahr 2023 sei deshalb eine groß angelegte Menstruationsstudie geplant. Deren Ergebnisse werden für Ende des Jahres erwartet.

Sexuelle Gesundheit als Tabu-Thema

Die sexuelle Gesundheit von Frauen sei immer noch ein Tabu-Thema. Vor allem die sexuelle Bildung von Mädchen und Frauen müsse verstärkt werden, betont der Gesundheitsminister: "Es geht unter anderem darum, Mythen zu tabuisierten und stigmatisierten Themen wie Menstruation, Sex oder Möglichkeiten der Verhütung offen zu diskutieren." Es würden sich zwar 80 Prozent der 14 bis 17-jährigen Mädchen für sexuell aufgeklärt halten, doch der Informationsbedarf zu Sex, Schwangerschaft und Geburt sei beinahe gleich hoch wie vor mehr als 40 Jahren.

Rauch weist aber auch auf die zahlreichen Projekte hin, die im Vorjahr erfolgreich umgesetzt wurden, wie die kostenfreie HPV-Impfung bis zum 21. Geburtstag, die Reform des Mutter-Kind-Passes und das Projekt "Frühe Hilfen", das dieses Jahr bundesweit aufgezogen werden soll. Mit diesem Projekt wird es ein präventives Unterstützungsangebot für alle werdenden Mütter geben. Eine weitere Studie soll den Bedarf an kostenfreien Verhütungsmitteln erheben.

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