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Stefanie Reinsperger: "'Jedermann' interessiert mich nicht"

Ganz entspannt und gut gelaunt posierte Stefanie Reinsperger beim Talk mit MeinBezirk.at im Wiener Hotel am Brillantengrund. Für ihre neue Rolle im Kinofilm "Mermaids Don't Cry" musste sie mit Flosse bis zu sechs Meter tief abtauchen!  | Foto: Roland Ferrigato
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  • Ganz entspannt und gut gelaunt posierte Stefanie Reinsperger beim Talk mit MeinBezirk.at im Wiener Hotel am Brillantengrund. Für ihre neue Rolle im Kinofilm "Mermaids Don't Cry" musste sie mit Flosse bis zu sechs Meter tief abtauchen!
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Meerjungfrauen küssen besser? Von wegen, in Stefanie Reinspergers neuem Kinofilm "Mermaids Don't Cry" geht's um das Stillen von Sehnsüchten und um die Frage nach dem Glück. Der Talk mit der aufgeweckten Power-Niederösterreicherin über schlechten Kaffee, ruhige Sportarten und das fehlende Interesse an Österreichs Paradestück, dem "Jedermann".

ÖSTERREICH. Sie war die "Buhlschaft", ermittelt in der Kultserie "Tatort" und werkt als Ensemblemitglied in Berlin. Jetzt taucht Stefanie Reinsperger in ihrem Film "Mermaids Don't Cry" als Supermarktkassiererin Annika mit Meerjungfrauenflosse in eine bessere Welt ab. MeinBezirk.at traf die 35-jährige Schauspielerin beim sonnig-lauschigen Talk in Wien.

MeinBezirk.at: Was bedeutet Glück für dich?
Stefanie Reinsperger: Jetzt im Moment bedeutet Glück für mich, den ganzen Abend mit einem Meerjungfrauenflossen-Luftballon verbracht zu haben. Diesen hat mir meine Schwester geschenkt, ich habe ihn die ganze Zeit bei der Premiere von "Mermaids Don't Cry" mitgehabt - so ein Glück! Und, dass ich den ganzen Abend und die ganze Nacht mit so wundervollen, tollen Menschen, die ich meine Freundinnen und Freunde nennen darf, verbracht habe. Auch guter Kaffee ist Glück für mich.

Bekommst du guten Kaffee auch in Berlin, wo du lebst? 
Wenn ich gut suche, dann schon (lacht). Guter Kaffee ist Glück für mich, schlechter Kaffee ist großes Unglück. Da tun sich dann wirklich Abgründe auf.

Was bedeutet Glück für Stefanie Reinsperger? "Guter Kaffee", antwortet die sympathische Schauspielerin, die zwar in Berlin lebt, aber in Österreich immer noch ihr Zuhause sieht.  | Foto: Roland Ferrigato
  • Was bedeutet Glück für Stefanie Reinsperger? "Guter Kaffee", antwortet die sympathische Schauspielerin, die zwar in Berlin lebt, aber in Österreich immer noch ihr Zuhause sieht.
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Es heißt ja so schön: Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde. Oder: Das Glück ist ein Vogerl. Für deine Rolle als Annika kommt das Glück in Form einer Meerjungfrauenflosse daher. Was bringt denn nun mehr Glück?
(lacht) Oh nein, meiner Figur bringt die Meerjungfrauenflosse ganz viel Unglück. Das ist so traurig. Annika bekommt die Flosse, wenn sie diese überhaupt nicht mehr braucht. Insofern kann ich es schon nachvollziehen, dass man sein Glück an etwas festmachen will. Man bekommt das von außen oder auch von den Medien suggeriert: "Kauf dir das und dein Leben wird dadurch besser. Und weil du dahin gearbeitet und hin gespart hast, belohnst du dich damit." Ich kann auch total nachvollziehen, dass dieses Gefühl aber auch umschlagen kann in "Dann hast du das und dann ist es noch schlimmer als vorher".

Du bist ja gebürtige Niederösterreicherin, kommst aus Österreich, einem Land ohne Meer. Wie hast du dich mit der Meerjungfrauenflosse zurechtgefunden?
Also ganz ehrlich: Ich hatte vor diesen Dreh keine Ahnung von dem Meerjungfrauendasein. Außerdem habe ich mich schon dabei erwischt, das eine oder andere Vorurteil gehabt und das ein bisschen belächelt zu haben. Aber ich fand das spätestens beim Training schon cool. Diese Frauen, die Mermaiding betreiben, sind ja Sportlerinnen! Sie machen ja echt coole Sachen wie das Abtauchen mit Haien - und nebenbei machen sie auf die Meere oder die Umweltpolitik aufmerksam. Und dann ist das Mermaiding doch auch etwas, was für die Sehnsucht nach etwas Anderem steht. Irgendwie ist das schon interessant, weil die Meerjungfrau für eine Art geschlechtslosen Menschen steht - obwohl man Meerjungfrauen ja mit etwas Weiblichem assoziiert. Warum ich diese Figur spielen wollte, war die Sehnsucht nach Ruhe. Annika lebt in seinem sehr lauten Umfeld, wo immer etwas los ist. Kinder brüllen und wirbeln umher, zusätzlich muss sie jeden Tag in einem sehr, sehr kleinen Raum Yoga machen, mit vielen Mitarbeitenden. Da dachte ich mir: Sie will bestimmt einmal abtauchen, einfach wegkommen und der Sehnsucht nach etwas Leichtem frönen. Das Mermaiding ist so schön und auflösend, wenn du dich da im Wasser bewegst. 

Die gebürtige Niederösterreicherin Stefanie Reinsperger frönt in ihrem neuen Kinofilm dem Mermaiding. | Foto: Filmladen Filmverleih
  • Die gebürtige Niederösterreicherin Stefanie Reinsperger frönt in ihrem neuen Kinofilm dem Mermaiding.
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Welche Talente braucht man fürs Mermaiding?
Das kann jede und jeder. Man muss nur anfangs berücksichtigen, dass die Bewegung mit der Flosse aus dem Bauch und nicht aus den Knien kommt. Und ich glaube auch, dass sich man sich da sehr schnell sehr wohl fühlen kann, weil man schnell unterwegs ist und auch die Bewegungen einfach hinbekommt. Die Herausforderung war eher, in die Tiefe abzutauchen. Ich musste sechs Meter ohne Geräte runter - und der natürliche Impuls eines Menschen ist es, so schnell wie möglich wieder aufzutauchen. Da musste ich lernen, ruhig zu bleiben. Denn: Fürs Tauchen muss man ein sehr ruhiger Mensch sein. Das war ganz schön hart. Also ist das nicht so mein Sport (lacht).

... also gibt es für dich keine Zukunft im Mermaiding?
Nein. Ich denke beim Mermaiding auch immer ein bisschen an Prinzessinnen. Aber ich bewundere die Mermaids - die österreichischen waren etwa bei der Premiere letzte Woche in Wien und haben sich so gefreut. Und ich finde es schon total schön und cool. Es sollen bitte auch alle machen, die wollen. Und wenn es jetzt noch mal ein paar mehr machen, ist das noch schöner. Aber ich glaube, ich würde eher ohne Flossen tauchen. 

Hier ein paar Eindrücke von Reinspergers Verwandlung und Schwimmkünsten - klick' dich durch!

Annika hat ihre Meerjungfrauenflosse - was ist dein Sehnsuchtsgegenstand?
Als Kind wollte ich unbedingt eine Baby-G-Uhr haben. Das war das Ding, das man damals haben musste, um dazuzugehören. Meine Eltern, die liebevoll dahin gespart haben, haben wir mir dann zu Weihnachten geschenkt - und ich fand die Uhr so hässlich, weil mir das Modell nicht gefallen hat (lacht). Das hat sich geändert, auch durchs Erwachsenwerden, wie ich mit Dingen umgehe, die ich unbedingt haben will. Zum Beispiel gönne ich mir nach einem Dreh ein richtig tolles Paar Schuhe. Es muss ja auch nicht materiell sein! Ich kann ja auch in ein tolles Lokal gehen und Freunde einladen, das finde ich schön. Und meine größte Sehnsucht kann man sowieso mit Geld nicht bezahlen: Ich bin so sehnsüchtig danach, so lange wie möglich in meinem Beruf so glücklich zu sein. 

Apropos Beruf: Du hast 2017 und 2018 Jedermanns Buhlschaft gespielt. Heuer gibt es mit Michael Maertens und Valerie Pachner ein neues Duo. Verfolgst du die Entwicklung des Stücks? 

Nein, es interessiert mich tatsächlich auch nicht so. Und, auch wenn das jetzt ein Schock für die Österreicherinnen und Österreicher ist: In Deutschland wird darüber nicht berichtet (lacht). Es kriegt echt keiner mit. Die letzten Jahre vielleicht ein bisschen mehr, weil Lars Eidinger die Hauptrolle gespielt hat. Aber wie es auch ist: Wenn ich im Sommer da bin, würde ich nicht sagen: "Oh Gott, den Jedermann schaue ich mir nie wieder an." Warum nicht? Aber ich glaube, ich würde schon tendenziell eher auf das gesamte Festspielprogramm schauen, weil das Stück kenne ich ja schon (lacht). Aber beim Jedermann sind das ganz tolle Schauspielerinnen und Schauspieler, die dieses Jahr mitspielen. Generell freue ich mich auf den Sommer in Österreich, da ich viele Kolleginnen und Kollegen habe, die Sommertheater spielen. Das gibt es in Deutschland gar nicht - hier ist es ein Wahnsinn, was man als Kulturfan an Auswahl hat. 

Stefanie Reinsperger war 2017 und 2018 die Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen, der Jedermann: Tobias Moretti.  | Foto: Neumayr
  • Stefanie Reinsperger war 2017 und 2018 die Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen, der Jedermann: Tobias Moretti.
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Als Wahl-Berlinerin genießt du, wie du gerade gesagt hast, den Kultursommer in Österreich. Was vermisst du an Österreich besonders, wenn du in Deutschland bist? 
Ich verbringe viele Monate auch in Köln und Dortmund, weil ich dort den "Tatort" drehe. Die Städte sind anders als Berlin und sind mir von dem Temperament der Menschen näher als in Berlin.  Über Berlin sage ich aber nicht, dass ich zuhause bin - obwohl ich schon so lange hier lebe. Daheim fühle ich mich in Österreich, selbst, wenn es nur für einen Tag ist. Der Dialekt, das Essen und der Kaffee bedeuten Heimat für mich. Und, dass sich nichts ändert, auch in 20 Jahren nicht (lacht). Wien ist eine coole Stadt, aber in der Aufgeschlossenheit kann unsere Bundeshauptstadt noch von Berlin lernen. Wie fortschrittlich man in Berlin im Denken ist - was Menschen betrifft,, aber auch das ganze Gendern. Das ist in Berlin schon voll integriert und kein so großes Thema mehr, was ich sehr angenehm finde. Aber Berlin ist eine sehr unverbindliche Stadt. An Freundschaften, an Arbeitsbeziehungen und an Beziehungen muss man hart arbeiten.  

Wenn wir schon beim harten Arbeiten sind: Letztes Jahr hast du in deinem Buch "Ganz schön wütend" für mehr Wut plädiert. Welchen Stellenwert hat die Wut mittlerweile für dich?
Ich bin so dankbar, dass sich der Mut zu der Wut gelohnt hat und dass ich so wirklich gemerkt habe war, dass ich nicht alleine damit bin. Wildfremde Menschen auf der Straße bedanken sich bei mir, dass mein Buch sie ermutigt hat, wütend zu sein. Es hat sich also gelohnt, laut zu werden. Und ich hoffe, dass das Buch nach wie vor Menschen Mut macht, sich zu positionieren und sich zu trauen. Deswegen würde ich sagen, dass ich in manchen Bereichen weniger wütend bin als noch vor einem Jahr. Nicht nur weniger wütend, sondern glücklich. 

I bin's: der Wordrap

Was liebst du an Ö?
Den Kaffee.

Was ist dein Lieblingsessen der österreichischen Küche?
Kartoffelrösti von meiner Mama. Die macht die besten.

Was ist dein Lieblingsplatz in Österreich?
Zuhause. Das ist über weite Strecken Biedermannsdorf, wo ich herkomme. Das kann aber auch der Rüdigerhof in Wien sein.

Welches ist dein Lieblingsdialektwort?
Ich darf nur eines auswählen? Es gibt nämlich so viele gute Wörter. Ich bin ein großer Fan von dem Wort grindig. Es gibt so wenige Wörter, die schon im Klang das ausdrücken, was sie meinen. Oida ist natürlich auch sehr gut. Fetznschädel ist auch eine Perle!

Welche Österreicherin/ welcher Österreicher hat dich inspiriert?
Birgit Minichmayr.

Zum Film

Wenn Annika nicht an der Supermarktkassa sitzt, träumt sie von einer maßgefertigten LuxusMeerjungfrauenflosse. Denn ihre Leidenschaft ist das Mermaiding, und im Wasser - wenn auch nur im Hallenbad - ist sie frei. Frei von ihrem Vater, der sich spontan bei ihr einquartiert hat, frei von ihrer besten Freundin, die gerne ihre beiden Kinder bei ihr ablädt, frei von ihrem One-Night-Stand, der plötzlich zum Mitbewohner wird, und frei von der Angst um ihren Job und der schrulligen Chefin. Dass sie sich die teure Flosse mit den einzeln gearbeiteten Silikonschuppen nicht leisten kann und die Menschen um sie herum, ihr bei der Verwirklichung ihres Traums eher Last als Hilfe sind, hält Annika nicht auf. Sie krempelt die Ärmel hoch und versucht das Geld aufzutreiben. Doch Annikas Suche nach dem Glück ist deutlich komplizierter als gedacht…

Stefanie Reinsperger führt ein starkes Ensemble an: In "Mermaids Don't Cry" taucht sie für ihren großen Traum ab. | Foto: Filmladen Filmverleih
  • Stefanie Reinsperger führt ein starkes Ensemble an: In "Mermaids Don't Cry" taucht sie für ihren großen Traum ab.
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