'Greta Thunberg' von Österreich
"Was das Schnitzel mit Umweltschutz zu tun hat"

Katharina Rogenhofer ist Österreichs 'Greta Thunberg': Das Klimavolksbegehren soll Österreich nachhaltig verändern.  | Foto: Foto von Cliff Kapatais/ Pixelcoma
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Starke Frauen braucht das Land. Eine von ihnen ist diese hier: Katharina Rogenhofer, 26 Jahre jung, aber schon ein alter Hase in Sachen Umweltschutz. Die 'Greta Thunberg' von Österreich holte vor zwei Jahren den weltweiten Klimastreik 'Fridays for Future' ins Land und machte ihn zu einer Bewegung. Tausende Österreicher gehen seitdem für eine saubere Umwelt auf die Straße. Doch dem nicht genug: Die Wienerin will jetzt das Recht auf Umweltschutz in der Verfassung verankern, ihr Klimavolksbegehren soll Österreich nachhaltig verändern.

ÖSTERREICH. Katharina Rogenhogfer legt den Kopf in den Nacken und denkt nach. Umweltschutz, das geht uns alle an, aber dass sie nicht alleine die Welt retten könne, das wurde ihr erst nach und nach klar. "Klar ist es super, wenn ich nachhaltige lebe und auf Umweltschutz achte, aber da gibt es noch viel größere Player, die an den Hebeln der Macht sitzen, und es gilt diese zu bewegen", sagt sie, und klingt garnicht wie eine typische 26-Jährige. Party, perfektes Aussehen oder Reichtum, das sind keine Themen, die die junge Frau bewegen. Sondern: Wie wird die Welt für unsere Enkel und Urenkel morgen aussehen? Oder besser: Haben die überhaupt noch eine? Und: Was muss dafür jetzt getan werden, um sie zu retten? 

"Eigentlich müsste ich mich zu Greta setzen"

"Als ich Greta Thunberg bei der Weltklimakonferenz in Katovice in Polen sah, dachte ich nur: Das ist doch echt alles viel zu technisch, was die Experten da beim Gipfle besprechen. Eigentlich müsste ich mich hier zu Greta setzen, denn sie bewegt wirklich etwas." Gesagt, getan. Rogenhofer startete 'Fridays for Future' in Österreich. "Am 21. Dezember 2018 war die erste Veranstaltung, zuerst waren wir nur 60 Leute, die sechs Stunden in der Kälte vor Weihnachten streikten. Aber am 15. März 2019 waren es dann beim ersten weltweiten Klimastreik schon 25.000 Österreicher, die auf den Heldenplatz kamen. Da merkte ich, wenn man an seine individuellen Grenzen stösst, muss man politische Forderungen aufstellen." Rogenhofer machte 'Fridays for Future' zu einer Bewegung und formuliert die Ziele aktuell in dem von ihr initiierten Klimavolksbegehren. "Unsere zentralste Forderung ist, dass Klimaschutz in den Verfassungsrang aufgenommen wird; Dass es als Grundrecht eines jeden Einzelnen verbrieft wird. Denn dann ist es auch einklagbar." Vorbilder gibt es schon. Etwa die Niederlande, wo Bürger auch schon einzelne Klagen eingebracht haben.

"Nachhaltigkeit darf nicht teurer sein"

Rogenhofer versucht selbst, ein Vorbild zu sein. Nachhaltig zu leben ist ihr Lebensmotto. Mit 16 Jahren hat sie zum ersten Mal ihren CO2-Fußabdruck berechnet. "Manchmal muss ich selbst lachen, wieviel Umwege ich für einen nachhaltigen Lebensstil gehen muss", schmunzelt sie: "Etwa die Ströck-Sackerl, die ich alle aufbewahre und erneut verwende." Aber dann vergeht ihr auch das Lachen schon wieder, denn dann denkt sie darüber nach, dass das nachhaltigere, richtige und bessere Produkt in Österreich auch oft das teurere ist, das macht Rogenhofer wütend. "Es darf nicht sein, dass das Fleisch aus Argentinien günstiger ist als das regionale Schnitzel vom Biobauern. Da kann ich auch niemandem einen Vorwurf machen, wenn er dann eben nicht nachhaltig lebt, weil es ihm einfach zu teure ist. Da muss die Politik mit CO2-Besteuerungen gegenlenken, da muss es einen Klimabonus geben, der ausbezahlt wird. Wir müssen erreichen, dass klimaschützendes Verhalten für wirklich alle leistbar ist." Rogenhofer lebt selbst vegetarisch, aber verteufelt Fleisch nicht. "Wichtig ist der bewusste Umgang damit. Wir essen eben viel zu viel Fleisch, und jedes Rind produziert klimaschädliches Methan. Da muss man sich doch ganz logisch die Frage stellen: Muss es denn wirklich jeden Tag ein Schnitzel sein? Oder reicht es auch alle zwei Wochen?"

Artensterben und kein Wald mehr

Eigentlich wollte Rogenhofer nicht oberste Klimaschützerin Österreichs werden. Eigentlich studierte die Wienerin Biologie und Zoologie. Sie interessierte sich für die Lebensräume. Doch dabei wurde ihr schnell klar: Unsere wunderbare Artenvielfalt wird es bald nicht mehr geben. Tiere und Planzen sterben aus. "Denn die Lebensräume in Österreich verschieben sich. Immer weiter nach oben. Wir haben zwei Grad mehr in Österreich. So viele Arten sind schon verschwunden. Für immer. Auch der Wald stirbt. Doch viel zu wenige erreichten meine wissenschaftlichen Arbeiten. Ich wusste, ich musste etwas unternehmen." Rogenhofer begann sich gegen die Klimakrise zu engagieren. 

Das kann jeder persönlich tun

Rogenhofer ist ein gutes Beispiel dafür, dass Klimaschutz nichts ist, was andere tun sollen, etwas, was weit weg in Klimakonferenzen irgendwo auf der Welt von irgendwelchen Experten entschieden wird, sondern etwas, was wir im heute, hier und jetzt mit unserem Handeln und Denken entscheiden. "Jeder kann etwas dazu beitragen: Das Wichtigste ist, findet das, was ihr gern gemacht, und dann macht das für den guten Zweck, für Klimaschutz und für Nachhaltigkeit: Macht ihr etwa gerne Videos, dann macht Videos für Umweltschutz, seid ihr Lehrer, dann lehrt euren Schülern Klimaschutz. Es gibt bei 'Fridays for Future' schon so viele regionale Untergruppen, wie 'Artists for Future' und 'Teachers for Future', das Ding ist, wenn ihr es gerne macht, dann macht ihr es auch gut." Rogenhofer plädiert darauf zu achten, den Müll zu trennen, auf Öffis umzusteigen, den Fleischkonsum zu reduzieren." Kauft weniger, dafür nachhaltig. Überlegt, ob ihr mit dem Flugzeug auf Urlaub fliegen müsst, oder ob ihr mal in Österreich Ferien macht." Aber die 26-Jährige spricht sich auch ganz klar für direkte Maßnahmen aus, für mutige Aktionen: "Macht das, was größere Hebel bewegt: Sprecht mit eurem Bürgermister, wenn es keine öffentlichen Verkehrsmittel bei euch gibt. Schließt euch zu Energiegenossenschaften zusammen, schafft etwa Solaranlagen am Dach gemeinsam an, wenn es für den Einzelnen zu teuer ist. Bildet Fahrgemeinschaften. Aber am wichtigsten: Werdet aktiv und redet über die Kliamkrise. Redet jeden Tag."

Wenn ihr das Klimavolksbegehren unterstützen möchtet, könnt ihr das auf jeder Gemeinde unterschreiben aber auch online. Alle Infos dazu findet ihr hier.

Wenn ihr euch bei 'Fridays for Future' engagieren möchtet, der nächste weltweite Klimastreik findet am 24. April statt, alle Infos und regionale Gruppen findet ihr hier.

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