Folge der Klimakrise
Blitze in den Alpen haben sich verdoppelt

Ein Forschungsteam der Universität Innsbruck konnte feststellen, dass die klimatischen Veränderungen auch Auswirkungen auf die Blitzaktivität haben. | Foto: Daniel Loretto Fotografie
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In den letzten Wochen war es auch in Österreich immer mehr spürbar – die Klimakrise führt bereits jetzt zu einer Zunahme von Extremwetterereignissen. Ein Forschungsteam der Universität Innsbruck konnte nun feststellen, dass die klimatischen Veränderungen auch Auswirkungen auf die Blitzaktivität haben. Im Konkreten erkannten die Forscherinnen und Forscher, dass sich die Anzahl der detektierten Blitze in den hohen Lagen der Europäischen Ostalpen in den letzten 40 Jahren verdoppelt hat. 

ÖSTERREICH. Wie sich die Erderwärmung auf lokale Wetterphänomene wie beispielsweise Blitzaktivitäten auswirken, ist auch der Wissenschaft bis heute nicht ganz klar. Dem Innsbrucker Team mit den Atmosphären- und Statistikwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern Thorsten Simon, Georg Mayr, Deborah Morgenstern, Nikolaus Umlauf und Achim Zeileis gelang nun in diesem Feld ein wichtiger Forschungserfolg in dem "durch eine spezielle Kombination von umfangreichen Datensätzen die Blitzaktivität von Wolke-Boden-Blitzen auf dem Gebiet der Europäischen Ostalpen für einen Zeitraum zwischen 1980 und 2019 in bisher einmaliger Präzision rekonstruiert" werden konnte, wie es in einer Presseaussendung der Universität Innsbruck heißt. 

Maschinelles Lernverfahren hilft Vergangenheit zu rekonstruieren 

Das Forschungsteam verknüpfe in der Studie "zwei Informationsquellen, die beide in einer räumlich-zeitlichen Auflösung von 32 km x 32 km und einer Stunde verfügbar sind", so Thorsten Simon. Aus diesen Datensätzen konnten die Forscherinnen und Forscher Informationen über die Blitzaktivitäten mit "nahtlosen Aufzeichnungen über das letzte Jahrzehnt" erhalten. Als zweite Grundlage dienten dem Team laut Simon "Analysen über die letzten vier Jahrzehnte der atmosphärischen Bedingungen – inklusive der Wolkenmikrophysik – in einer stündlichen Auflösung". 

 Im Konkreten erkannten die Forscherinnen und Forscher, dass sich die Anzahl der detektierten Blitze in den hohen Lagen der Europäischen Ostalpen in den letzten 40 Jahren verdoppelt hat.  | Foto: Anna Panholzer
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In einem weiteren Schritt griffen die Forscherinnen und Forscher auf technische Hilfsmittel zurück, wie Simon erklärt:

"Durch die Verwendung von maschinellen Lernverfahren konnten wir die lückenlosen Blitzmessungen der Jahre 2010 bis 2019 anhand von meteorologischen Daten abbilden. Dann haben wir mit dem maschinellen Lernverfahren und den meteorologischen Daten Blitzhäufigkeiten weiter in die Vergangenheit rekonstruiert, also für eine Zeit, in der es noch keine solchen Blitzmessungen gab. Und dies sogar bis hin zu Variationen im Tageszyklus."

Team von Ergebnissen überrascht

Die Forscherinnen und Forscher wiesen in ihrer Aussendung darauf hin, dass das Bergland allein aufgrund seiner Topographie bereits gute Bedingungen für die Entstehung von Gewittern aufweise. Die Analysen haben jedoch gezeigt, dass "die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen die Gewitter- und damit Blitzhäufigkeit noch weiter steigen lassen".
Dass dieser Trend so eindeutig im Einklang mit den globalen Veränderungen des Klimasystems steht, habe die Forscherinnen und Forscher aber auch selbst überrascht, wie Simon betonte.

Ist dir aufgefallen, dass die Anzahl an Blitzen in den letzten Jahren zugenommen hat?

Blitzaktivität hat sich seit den 80er-Jahren verdoppelt

Das Innsbrucker Team stellte unter anderem fest, dass sich in den Hochalpen "die Blitzaktivität in den 2010er Jahren im Vergleich zu den 1980er Jahren verdoppelt" habe. Zudem erreiche die Blitzsaison ein "stärkeres Maximum" und beginne bereits einen Monat früher als vor 40 Jahren, so Simon. Im Tagesverlauf sei der "Höhepunkt um bis zu 50 Prozent stärker", wobei die Blitze insbesondere am Nachmittag und Abend vermehrt auftreten. 

Ähnliche Signale seien laut dem Forscher auch entlang des südlichen und nördlichen Alpenrandes vorhanden, jedoch in abgeschwächter Form. Die flachen Gebiete rund um die Alpen zeige hingegen "keinen signifikanten Trend".

Die Wahrscheinlichkeit für Blitze steigt im Verlauf des Tages. | Foto: Regionaut Walter Hirzinger
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Forschung als Präventivmaßnahme

"Durch die umfassende Betrachtung verschiedener Prozesse über dem komplexen Gelände der Alpen leisten die Forscherinnen und Forscher einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Zusammenhänge zwischen Wetter, Klima und Blitzaktivitäten", betonte Simon. Diese Erkenntnisse seien "nicht zuletzt für die entsprechende Entwicklung präventiver Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Umwelt vor den möglichen Schäden durch Blitzeinschläge wichtig".

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