Studie
Coronakrise vergrößert Kluft zwischen Arm und Reich

Mit dem Corona-Virus schwappte auch eine Welle der Hilfsbereitschaft über Österreich. | Foto: Götzendorfer
  • Mit dem Corona-Virus schwappte auch eine Welle der Hilfsbereitschaft über Österreich.
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Durch die Coronakrise ist die Ungleichheit in der Gesellschaft weiter gestiegen wie Daten der Onlineumfrage "Austrian Corona Panel Projects" zeigen. "Wer schon vor der Krise wenig Geld hatte, hat jetzt noch weniger", sagte Politologin Barbara Prainsack von der Uni Wien. Außerdem kippte bei einigen Befragten die Solidarität gegenüber der Risikogruppe.

ÖSTERREICH. Vor allem Alleinerziehende und Menschen mit geringer Bildung und Migrationshintergrund seien von der Krise betroffen. Laut Statistik habe jeder siebente der maximal einen Pflichtschulabschluss absolviert hat, im ersten Monat seinen Job verloren. Auch Arbeitslose und Mindestsicherungsbezieher sorgen sich um ihre Zukunft. Wenn dabei die Einsamkeit ins Gewicht fällt, greifen solche Gruppen häufiger zur Flasche. "Die Coronakrise macht die Menschen ungleicher, aber die Ausstattung war schon davor ungleich", so Prainsack. Man müsse die strukturellen Probleme sofort in Angriff nehmen, das sei eine Pflicht. 

Interessante Ergebnisse lieferte auch die Studie zur viel zitierten Zunahme der Solidarität in der Gesellschaft. In der Tat stieg das solidarische Verhalten jener Menschen , die sich selbst durch das Coronavirus nicht gefährdet sehen, und selbstverständlich zum Schutz der Risikogruppe daheim bleiben.

Ältere Menschen zu Feindbildern?

Gleichzeitig kritisierten Studienteilnehmer andere Menschen oder Gruppen, deren Verhalten als rücksichtslos empfunden wird. Antworten wie "Man solle nicht das Wohlbefinden der Jungen für das Wohlbefinden der Alten opfern" oder "Wieso schränke ich mich ein und die Pensionisten gehen joggen?" seien für die Studienautoren klare Indizien, dass vor allem ältere Menschen Gefahr laufen  als Folge der Coronakrise zu Feindbildern zu werden.

Parallele Entwicklungen gab es auch in der Flüchtlingskrise 2015, als die Solidarität ähnlich schnell gekippt sei. "Es kommen in den Daten beider Studien die Unterschiede in den Vordergrund und die Menschen betonen stärker, was sie in ihren Eigenschaften und ihrem Verhalten von den anderen unterscheidet", analysierte Prainsack. 

Risikogruppen negieren Gefahr

Zudem bereite den Studienautoren Sorge, dass auch ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen, die nach objektiven Kriterien zu einer Risikogruppe gehören, ihre Verwundbarkeit nicht anerkennen wollten. Laut Berichten in der Studie zufolge riskierten ältere Menschen zum Beweis, dass sie nicht zur Risikogruppe gehören, ihr Leben - etwa noch schnell zum Skifahren nach Tirol zu fahren. Prainsack: "Das deutet auf etwas hin, das wir auch in unseren Daten sehen: Es ist mit Stigma und auch mit Scham behaftet, zur Risikogruppe zu gehören." Das bedeute nämlich, dass andere für einen Opfer bringen müssten, was in vielen Menschen Schuldgefühle auslöse."Ich glaube wir müssen sehr vorsichtig damit umgehen, wie wir Risikogruppen kommunizieren und wie wir darüber sprechen."

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